GG 19
Alphabetum Graecum, Oratio dominica, Angelica Salutatio, Symbolum Apostolorum... Graece & Latine. In usum iuventutis Graecarum adyta literarum subingressurae. Basel: Johannes Froben März 1518. 8°.
Aesopi Phrygis Vita et Fabellae, cum latina interpretatione. Gabriae Graeci fabellae... Ex Aphthonii exercitamentis de fabula... De fabula ex imaginibus Philostrati graece & latine. Ex Hermogenis exercitamentis de fabula Prisciano interprete. Basel: Johannes Froben Januar 1518. 8°.
Homeri Batrachomyomachia, Hoc est, Ranarum & murium pugna. Graece & Latine. Basel: Johannes Froben Januar 1518. 8°.
Musaeus poeta vetustissimus, De Ero & Leandro. Graece & Latine. Basel: Johannes Froben Januar 1518. 8°.
Agapetus De officio Regis, ad Iustinianum Caesarem. Graece & Latine. Basel: Johannes Froben Januar 1518. 8°.
Galeomyomachia , Hoc est Felium & Murium pugna. Tragoedia Graeca. Basel: Johannes Froben Januar 1518. 8°.
Im Januar 1518 erscheinen bei Johannes Froben, der erste noch mit Vorrede des Druckers vom 2. Dezember 1517, der zweite mit einer solchen vom 2. Januar 1518, vier kleine und ein umfangreicherer Druck (Aesop), vier davon zweisprachig, alle für den fortgeschrittenen Griechischunterricht gedacht. Im März folgt noch ein Lehrbuch für die Anfänger, worauf auch der Titeltext hinweist: zum Gebrauch der Jugend, welche die innersten Heiligtümer der griechischen Literatur betreten möchte. Anlass sei, führt Froben in seiner Vorrede an die studiosi aus, dass sein kleiner Sohn Johannes Erasm(i)us in den drei Sprachen unterrichtet werden solle (Latein, Griechisch, Hebräisch), und das spielend geschehen solle. Und von diesem Lehrgang sollten auch andere: sie profitieren können. Für den griechischen Text hat Froben eine neue Kursive, nach dem Vorbild derjenigen des Aldus Manutius, verwendet. Die Vorrede vom 2. Dezember 1517 zum Druck der Fabeln Aesops, von Froben oder eher vom ungenannten Herausgeber in seinem Namen an den Leser gerichtet, bringt - neben pädagogischen Einblicken in den Schulunterricht - nicht nur eine amüsante Anekdote zur zeitgenössischen Schweizer Geschichte, sondern auch eine scharfe Kritik an unwissenschaftlichem, unverantwortlichem Buchdruck: Die frühere Bekanntheit der Fabeln Aesops zeige ein griechisches Sprichwort: wer nicht einmal ihn kenne, müsse völlig ungebildet sein. Nicht ohne Grund lese man Aesop als erstes mit den Knaben, er habe etwas mit ihnen Verwandtes; die einfachen Geschichten seien ihnen lieb und gingen ihnen leicht ein. Menenius Agrippa und Themistokles hätten ihr Volk mit einer Fabel zum Handeln bewegt. Und vor etwa drei Jahren habe der Bischof von Sitten (Matthaeus Schinner) an der Berner Tagsatzung die Herren (primates) der Elvetier, die mit dem König von Frankreich gerade Frieden und ein Bündnis hätten schliessen wollen, durch die Fabel vom Fuchs, den der Bauer gefangen habe, davon abgeschreckt und zögern lassen. So gross sei die Macht der Fabeln. Daher habe sie Quintilian auch nicht Aesop, sondern Hesiod oder sonst einem bedeutenden Mann zuweisen wollen. Er wolle, da Deutschland nun glücklich überall die Griechen nachahme, dass die studiosi sie nicht länger entbehren müssten. Damit man sie leichter mit sich tragen und lesen könne, habe er sie in die Form eines Handbüchleins gezwungen (die in Basel und Umgebung damals wohl einzig greifbare Aldina von 1505 war im Folioformat, die Löwener Quartausgabe von 1517 dürfte kaum in grösserer Anzahl in unsere Gegend gelangt sein; die Ausgabe Frobens ist die erste in octavo). Alle Griechischlehrer sollten es den griechischen nachmachen, die den Knaben nach kurzem Lernen der Buchstaben und der Deklination und Konjugation Fabeln vorlegten (das könnte auf Beatus Rhenanus als Herausgeber und Autor dieser Vorrede weisen, der in Paris Griechischunterricht bei einem Griechen genossen hatte, beim mehrheitlich ungeliebten Spartaner Georgios Hermonymos, steht pädagogisch aber auch seinem Freund Erasmus nahe, der den selben Lehrer hatte geniessen dürfen, im Dezember 1517 aber in Löwen weilt). Denn aus ihnen lernten sie nicht nur gute Sitten, sondern auch praktisches Handeln. Oft enthalte eine Fabel mehr Brauchbares als jene dornigen Syllogismen der Sophisten und die grossartigen Lehren einiger scharfsinniger heutiger Philosophen und Theologen. Schliesslich: wenn gewisse Leute unsere Drucke nachmachten und verkündeten, sie zum halben Preis zu verkaufen, so sei das weniger lächerlich als für alle Studien und studiosi gefährlich. Er korrigiere seine Texte so gut wie möglich, verwende gutes Papier und entlöhne die Gelehrten mit teurem Geld. Was jene täten, sollten andere beurteilen. Eines wolle er aber nicht verschweigen: wenn der Buchdruck fortfahre, eine Geschäfterei zu sein, wie er es durch die Schliche gewisser Leute begonnen habe als Erwerbsquelle für Studenten, dann wäre seine Erfindung für die wahren Studien weniger nützlich gewesen als sein Missbrauch verderblich.
Alle Drucke zeigen die selbe Einfassung des Titels: einen Inschriftrahmen mit Pflanzen- und Delphinmotiven (Venezianer Motiv), Putti, Schilden mit Reichsadler und Signet des Druckers. Sie wird Ambrosius Holbein zugeschrieben.
Sämtliche sechs Drucke hat Froben den Basler Kartäusern geschenkt, die sie zusammen gebunden haben: B c VI 9 Nr. 1-6. Fünf dieser griechischen Drucke (es fehlt das Anfänger-Alphabetum, dafür Euripides (GG 192) und Erasmus vom Februar 1518) auch in B c VI 8 aus Besitz des 1518 zehnjährigen späteren Basler Druckers Heinrich Petri; der Agapetus-Druck hat ihm 1569 als Druckvorlage innerhalb der Monumenta S. Patrum orthodoxographa (GG 439) gedient.
Bibliothekskatalog IDS
Signatur: Bc VI 8:1 | Bc VI 8:2 | Bc VI 8:3 | Bc VI 8:4 | Bc VI 8:5 | Bc VI 9:1 | Bc VI 9:2 | Bc VI 9:3 | Bc VI 9:4 | Bc VI 9:5 | Bc VI 9:6 | Bc VII 87:1 | Bc VII 87:2 | Bc VII 87:3