GG 28

Georgii Trapezuntii Rhetoricorum libri... Basel: Valentin Curio August 1522. 4°.

Im Monat nach der kleinen Dialektik des Georgios Trapezuntios (GG 27), ebenfalls noch rechtzeitig auf die Frankfurter Herbstmesse, erscheint bei Curio dessen dort schon angekündigte, viel umfangreichere Rhetorik in 5 Büchern. Sie war ein erstes Mal um 1472 in Venedig bei Wendelin von Speyer erschienen, dann nochmals 1493 in Mailand, undatiert um 1512 als "erster Druck dieses Werkes in Frankreich" und nochmals um 1517 bei Gilles de Gourmont in Paris. Unser Druck ist somit der erste im deutschen Sprachgebiet. 1523 erscheint ein weiterer Druck bei Aldus Manutius in Venedig, danach ein weiterer in Paris. 

Auch dieses Werk hat Curio selber für den Leser eingeleitet, im Monat des Druckes: Wie hoch die Rhetorik einst geschätzt worden sei, zeigten fast alle Schriftstücke der Alten. Die Jugend sei in ihr geübt worden; Dialektiker, Theologen, Ärzte, Fürsten, Könige hätten sie gepflegt. Später sei an ihre Stelle die verwünschte Sophistik getreten und alle Bildung verloren gegangen. Nun lebe sie wieder auf; und da er seine junge Offizin der Förderung der guten Literatur gewidmet habe und die Rhetorik des Trapezuntius überall von den Studiosi verlangt werde, biete er sie hier an, nachdem er einen Augiasstall ausgemistet habe: Fehler, falsche Reihenfolgen, Lücken, keine Gliederung in Kapitel, keine Interpunktion. Die griechischen Zitate aus Homer und Demosthenes seien praktisch unlesbar gewesen; er habe sie nach den Quellen wiederhergestellt. Viel habe ihm dabei die griechische Rhetorik des Hermogenes geholfen, aus der Trapezuntius einen guten Teil übersetzt habe, wobei man seine sprachlichen Neubildungen manchmal erst verstehe, wenn man das Griechische vorher gelesen habe. Deshalb habe er hin und wieder für den Leser das Griechische in den Marginalien hinzugefügt. Er wolle aber nicht einen Leser, der des Griechischen kundig sei, vom Hermogenes weglocken, da dieser am vollendetsten über die Rhetorik geschrieben habe. - Aus der Rhetorik des Hermogenes waren 1504 in Venedig in einer Aristotelesausgabe lateinische Auszüge erschienen, griechisch war seine Rhetorik in einem Sammeldruck Rhetores Graeci des Aldus Manutius 1508/09 in Venedig und nochmals 1515 in Florenz erschienen (die Giuntina besass damals in Basel Johannes Herwagen, die Aldina erst ab 1525 Bonifacius Amerbach - warum nicht auch Curio diesen oder jenen Druck?). Für die Rhetorik des Trapezuntius lag Curio offenbar kein Druck vor, denn auch der Pariser Druck von ca. 1512 hatte schon, wenn auch grossenteils ohne Akzente und Spiritus recht plump gedruckt, sämtliche griechischen Zitate durchaus lesbar. Kapiteleinteilungen und ebenso leserfreundliche Marginalien hat auch 1523 die Aldina noch nicht.

Die Titeleinfassung zeigt die Hinrichtung des Crassus nach der Niederlage von Carrhae, von Hans Holbein. Exemplar aus Besitz der Brüder Amerbach mit zahlreichen Notizen vor allem in Buch 1: D B V 5.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: DB V 5

Illustrationen

Buchseite

Titelseite mit einer Einfassung von Hans Holbein

Buchseite

1aar: Vorrede des Valentin Curio an den Leser vom August 1522.

Buchseite

iiar: Anfang des ersten Buches der Rhetorik des Georgios Trapezuntios.

Buchseite

iiiXv: Kolophon

Buchseite

ivXv: Druckermarke