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Claudii Galeni Pergameni Asclepiadeae verae veterisque Medicinae instauratoris Liber absolutiszimus, quem technēn iatrikēn, hoc est Artem Medicinalem, inscripsit. Latinitate donatus partim a Nicolao Leoniceno Vicentino: partim a Ioanne Manardo Ferrariensi doctiszimis praestantiszimisque seculi nostri Medicis. Idem liber Artis Medicinalis pro bona parte Graecus additus, quantum videlicet interpretatio capitum difficiliorum exigere videbatur. Commentarii perbreves et familiares in eundem librum Artis Medicinalis sive Centum capitum, iam primum in gratiam studiosorum adolescentum in lucem editi per Ioannem Agricolam Ammonium Medicinarum professorem. Basel: Bartholomaeus Westheimer für Johann Oettel, Bürger von Nürnberg, 1541. 8°.

Zwanzig Jahre vor dem Druck eines ausführlichen Kommentars Theodor Zwingers zur Arzneikunst Galens bei Johannes Oporin erscheint bei Bartholomaeus Westheimer, der, Magister artium, Schriftsteller und Theologe, 1531 bis 1547 in Basel gedruckt hat, als Auftragsdruck des Nürnberger Bürgers Johann Oettel ein lateinischer Druck dieser zentralen Schrift in der Übersetzung der beiden führenden fortschrittlichen Ärzte Italiens in der ersten Jahrhunderthälfte, Niccolò Leoniceno (Lonigo bei Vicenza 1428 - Ferrara 1526, Professor in Padua, Bologna und Ferrara) und Giovanni Manardi (Ferrara 1462-1536, Leibarzt der Könige Wladislaw und Ludwig II. von Ungarn, 1526 Nachfolger Leonicenos in Ferrara), mit einem Kommentar des Ingolstädter Professors der Medizin Johannes Agricola Ammonius (Beuerle). Der Aufbau des Bändchens von fast 500 Seiten (dazu noch Index) ist recht kompliziert: zuerst Prolog und Kapitel 2-6 abschnittweise Text Galens, Übersetzung des Manardus (Prolog) und des Leonicenus (Kapitel 2-7) mit Kommentar Agricolas, dann mit kurzer Vorrede Agricolas der Kommentar Manardis zu den Kapiteln 2-7, allerdings nicht, entgegen dem in dieser Vorrede (aus Ingolstadt!) geäusserten Plan, zum Vergleich gegenüber (e regione), sondern für sich; schliesslich nun fast ausschliesslich ohne den griechischen Text Galens, die Übersetzung des Leonicenus und der Kommentar Agricolas zu den Kapiteln 7-101 mit zwei wohl für diesen Druck geschaffenen Darstellungen des menschlichen Schädels (S. 206/07) und, auf den verbleibenden 4 Seiten der letzten Lage, eine lateinische Übersetzung der kurzen hippokratischen Schrift De specie, acie... oculorum corrupta. Er warte schon lange auf einen Kommentar zu diesem so schwierigen Werk Galens, beginnt Agricola seine Widmung aus Ingolstadt vom 1. Januar 1541 an den Abt des Reichsklosters St. Ulrich und Afra in Augsburg, seinen Patronus Simon Goll, jetzt Herr von Neu Wittelsbach. Johannes Manardus habe die ersten sechs Kapitel hervorragend erklärt, doch sei er dann gestorben. Das übrige Kommentatorenvolk, das vor vielen Jahren Kommentare dazu veröffentlicht habe, habe nur Galen unter umfangreichen unnützen Schriften vergraben (allerdings ist auch sein eigener "sehr kurzer" Kommentar wieder um zig Male umfangreicher als der Text Galens). Das Werk umfasse mit wenig Worten die gesamte Medizin. Daher sei über dieses Werk Galens allein an den italienischen Universitäten öffentlich gelesen worden. Aus dem Kommentar des Manardus habe man ausgewählt, was den Schülern den Zugang zum übrigen auch ohne Lehrer geöffnet habe. Und man habe als Präzeptoren angesehen, wer das Werk verstehe. Er selber bekenne, dass es über seinen Verstand gehe und er deshalb häufig andere Kommentare zu Hilfe genommen habe, bis er seine Bibliothek habe entbehren und wegen der Luftvergiftung habe fortgehen müssen. Er habe die Arbeit nur auf sich genommen, da er gesehen habe, dass kein anderer sie habe angehen wollen, Im folgenden führt Agricola aus, dass das Werk entgegen der allgemeinen Ansicht wegen seiner Schwierigkeit nicht den Anfängern vorzulegen sei, sondern als Erinnerungshilfe (d.h. zur Rekapitulation für Fortgeschrittene) zu verwenden, wie Galen in seiner Vorrede selber sage. Dem folgt eine Geschichte der Wittelsbacher, als Dank für das Jahr, das er kürzlich in Aicha (Aichach, einer Gründung der Wittelsbacher) bei Wittelsbach habe verbringen müssen. Diese hätten Heinrich Bebel und andere Forscher (studiosi) aus Schwaben dargestellt (Bebels Sammeldrucke von Hagenau 1504 und 1509). Sie im Kloster Neu Wittelsbach aber führten ein besseres Leben als die Fürsten und würden an dem anmutigen Ort auch bald das verlassene luxuriöse Kloster vergessen (vom Januar 1537 an war bis 1547 der katholische Gottesdienst in Augsburg verboten; der damalige Abt Johann Könlin hatte 1537 mit seinen Mönchen das seit einigen Jahren dem Kloster gehörende Schloss Unterwittelsbach bei Aichach als Asyl gewählt; im Augsburger Kloster hatte die Stadt eine kleine Schule eingerichtet). Und andere Klöster wie Thierhaupten, Altomünster, Innerstorf, Schuren, Fürstenfeld seien in der Nähe. Die freie Zeit könnten sie auf die Lektüre unzähliger Codices verwenden. Mit Recht gelte die Bibliothek von St. Ulrich und Afra als überaus reich an Werken aller Fächer, nicht geringer als die des Ptolemaeus.

Das Exemplar L e V 25 Nr.1 (zusammenbroschiert mit einem Lyoner Druck einer pharmazeutischen Schrift des Symphorianus Camgegius von 1534) ist ein Geschenk des Basler Apothekers (Pharmacopoeus) Peter Ryff (1605-1637, Sohn des Dr. med. und Professors der Mathematik Peter Ryff, 1552-1629), somit wohl schon aus Besitz seines Vaters, an die Medizinische Fakultät vom 28. April 1631; es enthält zahlreiche Randnotizen.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Le V 25:1

Illustrationen

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Besitzereintrag (li) und Titelseite (re).

Buchseite

1Ar: Vorrede von Johannes Beuerle (Johannes Agricola Ammonius), Ingolstädter Professor für Medizin, mit Widmung vom 1. Januar 1541 an den Abt des Reichsklosters St. Ulrich und Afra in Augsburg, Simon Goll, jetzt Herr von Neu Wittelsbach, 1. Seite.

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1Av/2Ar: Vorrede, 2. und 3. Seite.

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2Av/3Ar: Vorrede, 4. und 5. Seite.

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3Av/4Ar: Vorrede, 6. und 7. Seite.

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4Av/5Ar: Vorrede, 8. Seite (li) und Anfang der Schrift Galens über die Heilkunst (re) (beginnt mit Kommentar Agricolas).

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7Nv/8Nr: Darstellungen des menschlichen Schädels.

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7hv: Kolophon (li).

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8hv: Druckermarke von Westheimer.