Einleitung

Etypōthē en Basileia polei tēs Germanias - Gedruckt in Basel, einer Stadt Deutschlands - ein Thema, geeignet für eine Ausstellung zur 700-Jahresfeier der Eidgenossenschaft? Die Anregung, diesen Stoff in jenes Siebenhundertjahresfeierkonglomerat von 1991 einzubauen, kam von der Auslandschweizerkolonie in Athen, welche als Abschluss ihrer Festanlässe sehr sinnvoll eine Ausstellung plante, in welcher der frühe griechische Buchdruck im Gebiet der heutigen Schweiz - Basel, Zürich, Genf - präsentiert werden sollte. Zürich verzichtete bereits in der Vorbereitungsphase, weil mengenmässig eine nur unbedeutende Präsenz möglich gewesen wäre, Basel zu einem späteren Zeitpunkt aus der Einsicht, dass auch eine nur einigermassen repräsentative Auswahl der griechischen Drucke aus Basel mit gegen hundert Exponaten und einigen weiteren Beschreibungen im Katalog zur mindesten Ergänzung den Rahmen der geplanten Ausstellung und des Katalogs gesprengt hätte. Dazu kamen Komplikationen und Intrigen am Ausstellungsort, der griechischen Nationalpinakothek, eingerichtet für Ausstellungen von Gemälden und plastischen Objekten, weniger von Druckerzeugnissen. So entschloss man sich, die Jubiläumsausstellung 91 in Athen auf den griechischen Buchdruck Genfs zu beschränken, dessen wissenschaftliche Bearbeitung der emeritierte Professor der griechischen Philologie der dortigen Universität, Olivier Reverdin, übernommen hatte. Die Anregung, eine Ausstellung des griechischen Buchdrucks in der Schweiz zu organisieren, wurde aber in Basel weiterverfolgt und trat hier an die Stelle eines Projektes einer Zusammenstellung aller Basler Drucke - in allen Sprachen - der Stichjahre 1491/92, 1591/92 und so weiter bis 1991/92. Hierbei hätten vor allem zwei Dinge herausgearbeitet und gezeigt werden sollen: erstens die sehr unterschiedliche Bedeutung des Basler Buchdrucks in den ca. 525 Jahren von seinem Beginn bis heute, zweitens - aufwendiger, aber auch aufschlussreicher - seine weder nur lokale noch bloss nationale (wenn man einmal anachronistisch für das 15. und 16. Jahrhundert diesen modernen Begriff verwenden darf), sondern europäische, das heisst für jene noch auf das Abendland konzentrierte Epoche weltweite Bedeutung in seiner Blütezeit (bis um 1630) dank der "internationalen" Verflechtung der "Gelehrtenrepublik" jener Zeit. Aus diesem Grund sollte die Ausstellung auch erst im Jahr 1992 stattfinden, dem Jahr eines vielleicht neuen Zusammenschlusses des heutigen Europas. Dem hätte, neben dem Vertretensein von Autoren und Herausgebern "aus aller Welt" in der damaligen Basler Buchproduktion, eine Untersuchung der zeitgenössischen Verbreitung der Basler Drucke jener knapp zwei Jahrhunderte bis zum Ausbruch des Dreissigjährigen Krieges dienen sollen (denn Bücher wurden auch damals für Leser - Interessenten, Käufer - produziert), soweit sie sich aus den Beständen der bedeutenderen heutigen Bibliotheken und deren Provenienzen einigermassen hätte rekonstruieren lassen (was für die nun hier gezeigten Drucke nachzuholen geplant ist). Die "weltweite" Bedeutung des Basler Buchdrucks im 15., mehr noch im 16. Jahrhundert lässt sich nun aber am hier vorliegenden Material ebenso gut zeigen, nicht allerdings seine - ausgeprägter noch als andernorts - fast nur noch lokale Bedeutung zwischen etwa 1630 und 1750. " En Basileia polei tēs Germanias" erinnert aber darüber hinaus noch an ein Drittes, nämlich die Tatsache, dass erstens die Eidgenossenschaft im 16. Jahrhundert - bis 1648 - noch durchaus zum Reich gehörte, zum Römischen Reich deutscher Nation, nicht anders als die sämtlichen deutschen Fürstentümer bis weit in den Osten hinein, inbegriffen das heutige Österreich mit der einen Hauptstadt des Reichs Wien, als in gewissem Sinn auch italienische Lande, und zweitens, dass man das in Basels Gelehrtenwelt - und zu dieser gehörten auch die Drucker - speziell wohl noch besonders stolz - und stolz in den Sprachen der Gelehrten - betonen wollte, und das gewiss nicht nur aus geschäftlichen Gründen. So erscheinen z. B. auch alle Zusammenstellungen der Wappen der damaligen Orte der Eidgenossenschaft, fast immer begleitet von denen der sog. Zugewandten Orte wie z. B. Mülhausens, nicht für sich, sondern gruppiert um den Adler des Reiches, so 1507 im Basler Druck der Kronica von der loblichen Eydtgnoschaft des Luzerner Gerichtsschreibers Peterman Etterlyn, 1514 im Druck des Panegyricon auf Kaiser Maximilian und derjenigen auf die Helvetii aus der Feder des Glarner Humanisten Heinrich Loriti/Glareanus und noch 1560 in den Zutaten des Nachdrucks der grossen Schweizerkarte zur Uralt warhafftig Alpisch Rhetia des Glarner Staatsmanns und Historikers Gilg Tschudi von 1538, 1513 der Adler zusammen mit dem Baselschild in der Humanitas-Einfassung der Adagia des Erasmus. Schon während der Vorbereitung der dann für den Basler Teil abgebrochenen Athener Ausstellung wurde von uns eine repräsentative Auswahl für eine gemeinsame Ausstellung der Basler, Zürcher und Genfer Drucke (dies die chronologische Reihenfolge der jeweiligen Anfänge des griechischen Buchdrucks in den drei Städten) in Basel und Genf vorbereitet (daneben bestehen Pläne für ihre Übernahme durch die Deutsche Staatsbibliothek in Berlin und das Gutenbergmuseum in Mainz). In der bisher wohl umfangreichsten Ausstellung früher griechischer Drucke im deutschen Sprachgebiet, der Graeco-Germania in Wolfenbüttel von 1989 (als Ergänzung sei hier auch auf den verwandten Katalog L' activité éditorale des Grecs pendant la Renaissance, De l' Italie à Genève, XVe - XVIe siècle, Athen 1988, hingewiesen) waren von 190 Nummern - natürlich ohne jede Konzentration auf das 'ausländische', immerhin de jure mit der Eidgenossenschaft bis 1648 noch zum Reich gehörige Basel - allein deren sechzig Basler Drucke. Zudem fehlten dort, wohl durch den zur Verfügung stehenden Bestand der reichen Herzog August-Bibliothek bedingt, sogar einige der druck- und textgeschichtlich wichtigsten Drucke. Der in Athen zur Verfügung stehende Raum hätte sich unschwer (dies allerdings nicht im physischen Sinn) allein mit den dreissig Folianten des in Basel zuerst 1512 noch zweisprachig lateinisch-griechischen, von Auflage zu Auflage erweiterten und von der ersten sechssprachigen Ausgabe durch den Basler Mathematiker und Historiker Christian Wurstisen im Jahre 1568 bis zu elf Sprachen (1598-1627) angewachsenen Lexikons des Giacomo - geistlich Ambrosio - Calepino füllen lassen, dazu den ca. zwanzig ebenso stets vermehrten Folianten des Lexicon oder Dictionarium Graecum oder Graecolatinum von 1519 bis 1584 und den nochmals um die zehn Drucken des etymologisch ausgerichteten Griechischlexikons des ehemaligen Stephanusmitarbeiters, dann Dozenten der Logik an der Akademie von Lausanne Jean Espaulaz (Scapula), der zum ersten Druck in Basel weilte, von 1580 bis 1665. Ebenso hätten ihn allein die Basler Aristotelesdrucke - von griechischen und lateinischen Gesamtausgaben der Werke bis zu zweisprachigen und kommentierten Einzeldrucken für eine aktuelle Vorlesung an der Basler Universität - bei einer Berücksichtigung aller kleiner Ausgaben, die aber eben wie wenig anderes die Tätigkeit der Basler Professoren und ihre sich wandelnde Beschäftigung mit Aristoteles im 16. Jahrhundert wiederspiegeln, mehr als füllen können. Das Schwergewicht auch dieser Basler Auswahl, die immer noch weniger als die Hälfte sämtlicher einschlägiger Drucke umfasst, wurde, wie dies auch schon in der Zeit selber erkannt und für uns heute aus den Absichten der kaiserlichen und königlichen - deutschen und französischen - Privilegien gegen Nachdruck ablesbar ist, auf die Erstausgaben - überhaupt oder ausserhalb Italiens (vor allem Venedigs, und das heisst: des Aldus Manutius) unter Beiziehung neuer handschriftlicher oder gedruckter Quellen - und auf wesentlich, d.h. wissenschaftlich, für uns: historisch relevant, bearbeitete Neuauflagen der antiken und der christlichen griechischen Autoren gelegt, bei letzteren vom frühen Christentum bis zu den Zeitgenossen: die grossen Gesamt- und Teilausgaben etwa des Aristoteles und Platons, der Kirchenväter und Historiker, der griechischen Ärzte - keineswegs nur des Hippokrates und Galens - und Mathematiker; auch einige Dichter, aber auch einige Autoren zweiten und dritten Ranges wurden in Basel zum ersten Mal gedruckt. Und an einigen Beispielen sollte daneben auch die griechische Literatur für den Tag und für den Alltag gezeigt werden, denn der bildete das Leben auch im 16. Jahrhundert, und nicht nur das des "gemeinen Volkes", das schliesslich auch kein Griechisch verstand, sondern auch das der Gebildeten, der Gelehrten und der Studenten: Kirchenväterdrucke, dann vorwiegend in lateinischer Übersetzung, die aktuell in der Kirche - reformierend zur reinen Urkirche zurück - wirken sollten, in der Nachfolge des Erasmus nicht so wenige kleine Handbüchlein des griechischen Neuen Testaments (neben dessen natürlich zahlreicheren lateinischen und deutschen Drucken), kleine Einzel- und Werkgruppendrucke philosophischer und medizinischer Schriften für den neuen Unterricht an der Universität anhand der Quellen in der Originalsprache - den eigenen der Herausgeber, aber gewiss auch, schon rein geschäftlich bedingt, über Basel hinaus -, und griechische Grammatiken, damit es hierzu überhaupt kommen konnte, als erste Grundlagen zu allem andern. Ausstellung und Katalog gäben ein falsches Bild der Zeit, der Absichten der Editoren und der Basler Drucker des 16. Jahrhunderts, wollte man sich auf die wichtigsten klassischen Autoren des Altertums beschränken (gehörten dann die antiken Ärzte auch dazu?): man wollte alles zur Verfügung stellen, oder es wieder, besser zur Verfügung stellen, dessen man irgendwie, irgendwo habhaft werden konnte, auch unbedeutendere Quellen wieder rein zum Fliessen bringen, statt in den abgestandenen Tümpeln der alten Übersetzungen zu rühren, der direkten lateinischen, besonders aber der doppelten, der lateinischen Rückübersetzungen aus arabischen Übersetzungen griechischer Werke. Der Schwierigkeit adäquater Übersetzung in eine anders gebaute Sprache war man sich recht bald aus eigener Erfahrung bewusst. Auch bei unbedeutenden Byzantinern - ganz zu schweigen von den heute ebenfalls nur in Fachkreisen noch halbwegs bekannten grossen byzantinischen Autoren - sowie in Lexika und Kommentaren fand man wertvolle Bruchstücke älterer bedeutender Dichter und Schriftsteller verschiedenster Fächer, von denen bis dahin nur die Namen und ihre vermutete Bedeutung aus kurzen Zitaten, oder gar nur aus Namenlisten bekannt waren - Bruchstücke, die wir uns heute nicht mehr in diesen unzähligen Drucken zum Teil obskurer Autoren, immerhin mit Hilfe ausführlicher Register, die sie fast ausnahmslos erhielten, zusammensuchen müssen, sondern die nicht zuletzt dank dieser Drucke seither in grosse Fragmentesammlungen Eingang gefunden haben und dort einem jeden praktisch aufbereitet sind. Das 16. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Textsuche und der grossen Textentdeckungen. Es waren auch nach Poggios Plautus noch viele Werke antiker - heidnischer und frühchristlicher - Autoren verschollen geblieben, deren Namen man aber aus Zitaten kannte, lateinische und - relativ mehr - griechische. Gesamtausgaben, Textsammlungen entstanden, beides meist zuerst in Italien, wo sich die meisten Handschriften fanden, beides zuerst lückenhaft, nicht immer nach besten Handschriften, doch von Ausgabe zu Ausgabe meist ergänzt, verbessert. Bei anspruchsvollen Druckern - und das waren, im Gegensatz etwa zu vielen Lyonern, die meisten Basler seit den Qualitätsansprüchen der Amerbach/Froben/Petri und den entsprechenden Erwartungen des interessierten Publikums - bei anspruchsvollen Druckern wuchsen die meisten Sammlungen von einer Auflage zur andern, wobei jede, auch wenn schon im folgenden Jahr erschienen, mangels sogenannten Stehsatzes bzw. mangels genügend teurer Typen, völlig neu gesetzt werden musste (was ebenfalls für meist seitengleich gehaltene blosse Nachdrucke gilt). Dies konnte auf zwei Arten geschehen: man hielt sich auf dem laufenden, was weitherum im Druck an Neuem erschien, sei es nun im fernen Venedig oder im auch nicht so viel näheren Paris, und verleibte Einzeltexte und Zusätze fremder Gesamtausgaben oder Textsammlungen, die seit der letzten eigenen Ausgabe erschienen oder einem vorher entgangen waren, der nächsten ein. Diese Art von wachsenden Neuauflagen vor allem antiker und frühchristlicher Autoren - wie z. B. die der Werke des Johannes Damascenus bei Heinrich Petri von 1535 bis 1575 (gerade in dieser letzten neben der Einarbeitung anderswo erschienener Einzeldrucke sogar eine Schrift nach einer heute noch fragmentarisch in Basel erhaltenen Handschrift) - wird auch in dieser recht umfangreichen Auswahl aus Gründen des Umfangs von Katalog und Ausstellung nur in wenigen ausgewählten Beispielen berücksichtigt. Zuweilen ist im 16. Jahrhundert jeder zweite Druck, der in Basel erscheint - und in manchen Jahren sind Dutzende von Drucken bei den verschiedenen gleichzeitigen Druckern, manchmal schon allein bei deren einem erschienen - ein griechischer oder eine Übersetzung eines griechischen Autors. Die andere Art einer Förderung der Kenntnisse ist für die Drucker und Herausgeber mit mehr Aufwand verbunden gewesen: Funde neuer Handschriften - die aber zuerst noch gesucht und an Ort abgeschrieben (wie bekannt z. B. für die grosse Augustinausgabe der Amerbach/Petri/ Froben von 1506) oder hergeholt werden mussten - einzuarbeiten, sei es durch Verbesserungen, Ergänzungen schon enthaltener Texte, sei es - vor allem - durch Entzifferung und Textherstellung oder sogleich Übersetzung für Gesamt- oder Sammeldruck von bis dahin unbekannten Autoren oder Werken (Übersetzungen, d.h. lateinische Übersetzungen gingen z. B. voraus, wenn eine breitere Wirkung aktuell erzielt werden sollte, wie in den 1520er Jahren durch Schriften des Kirchenvaters Johannes Chrysostomus). Solche wesentlich erweiterte oder bearbeitete Neuauflagen - wie z. B. der oben erwähnte Johannes Damascenus von 1575 - sind denn auch ausdrücklich ganz gleich wie völlig neue Werke oder Ausgaben durch die Privilegien (soweit wirk-sam) gegen Nachdruck in einem und Ausfuhr in ein Herrschaftsgebiet geschützt worden. Oben ist wiederholt auch von Übersetzungen die Rede gewesen. Um ein zutreffendes Bild der Wiedergewinnung und Wiederbelebung (Renaissance) der griechischen Sprache und Literatur - von der Dichtung bis zur Technik und Naturwissenschaft - zu geben, zu der in der christlichen Welt natürlich auch die christlichen Autoren bis zu den Zeitgenossen gehörten, darf man es nicht bei einer Betrachtung allein der Drucke in griechischer Schrift und Sprache bewenden lassen, wie schon im 15. Jahrhundert antike griechische Autoren in Übersetzungen auch der bedeutendsten italienischen und griechisch-italienischen Humanisten erschienen waren: Marsilio Ficino, Giovanni Pico della Mirandola, Theodorus von Gaza, Georgios Trapezuntios. So wurden sogenannte Väter der Kirche in Basel zuerst eher - unter Führung des Erasmus und Johannes Oecolampads, der damit schon an seinem früheren Wirkungsort begonnen hatte - in lateinischen Übersetzungen gedruckt, die nach griechischen Handschriften für ein anvisiertes Publikum, Klerus und Klöster, aus aktuellen Bedürfnissen einer Kirchenreform heraus angefertigt wurden. Aus analogen aktuellen Gründen - Propagierung der reinen Überlieferung der antiken Medizin anstelle ihrer bisherigen Kenntnis nur aus oft verfälschten Übersetzungen - wurden auch die Schriften der griechischen Ärzte in Basel oft zuerst in übernommenen neuen oder eigenst angefertigten lateinischen Übersetzungen gedruckt, während die Werke der sog. Klassiker der griechischen Literatur - Dichtung, Philosophie, Geschichtsschreibung, Redekunst - nach den frühen Drucken des 15. Jahrhunderts eher zuerst in der Originalsprache für ihr anderes Publikum, die Humanisten, erschienen. Was hier nicht geboten werden kann, ist eine Geschichte der griechischen Typographie. Schon der ursprüngliche Anlass zu dieser Ausstellung war es, den Beginn der Verbreitung der antiken und mittelalterlichen griechischen Literatur darzustellen. Immerhin kann die Entwicklung der Typographie in der Ausstellung einigermassen an den Exponaten, im Katalog an ihren Reproduktionen abgelesen werden. Es ist aber auch den Druckern und Herausgebern des 16. Jahrhunderts in Basel nicht in erster Linie um die Schönheit der griechischen Schrift, um die Schönheit irgendeiner griechischen Type gegangen, sondern hier um deren Korrektheit, Klarheit (was die für uns heute lästigen, aus den Handschriften übernommenen Ligaturen damals keineswegs ausschloss), in der ersten Zeit zentral auch um die Wiedergabe sämtlicher Zeichen - Spiritus und Akzente (wie später im hebräischen Druck). Vorbilder dieser Typographie boten die in Italien entstandenen griechischen Drucke, vor allem des Aldus Manutius in Venedig, die der Magister der Sorbonne und frühe humanistische Basler Drucker - und 1486 erste Besitzer griechischer Typen ausserhalb Italiens - Johannes Amerbach und dann seine als Herausgeber griechischer und lateinischer Literatur sowie als humanistischer Jurist tätigen Söhne praktisch sämtlich besessen haben und die in Basel oft verbessert - sowohl was Druckfehler (berühmt das Beispiel der Adagia des Erasmus bei Foben 1513) wie was handschriftliche Überlieferung wie was praktische Leserfreundlichkeit betrifft - nachgedruckt wurden. In erster Linie ging es den damaligen Druckern Basels aber um die Kenntnis und Verbreitung der Quellen der christlichen Religion, des Neuen Testaments und der Schriften der Kirchenväter, welchem Vorhaben, den Sprachkenntnissen des anvisierten Leserpublikums angepasst, auch, zuerst sogar mehrheitlich, Übersetzungen (Erasmus, Oecolampad) zu dienen hatten - es sind die Jahre kurz vor und zu Beginn der sog. Reformation. Und es ging ihnen um die Verbreitung des Reichtums der griechischen Literatur von Homer über die Tragiker und Historiker und Philosophen bis hin zu den späten Klassizisten und Eklektikern wie Plutarch, Lukian, Stobaeus und schliesslich den Byzantinern bis in ihre Gegenwart. Es ging ihnen um die Verbreitung und praktische Brauchbarkeit der Hilfsmittel zu deren Lektüre: Grammatiken und Lexika. Es ging ihnen um die unverfälschte Kenntnis und Verbreitung der so hochgeschätzten griechischen Naturwissenschaft und Medizin. Standen in den ersten Jahrzehnten des griechischen Buchdrucks in Basel die Autoren - Übersetzer und Kommentatoren - und Herausgeber noch meist ausserhalb der Basler Universität, wie z. B. Erasmus, zuerst auch Oecolampad, fanden sie sich jahrzehntelang im ganzen damaligen Europa von London bis Warschau, von Stettin bis Venedig, nicht zuletzt in Zürich, Freiburg, Tübingen, Heidelberg und sogar in den Druckerstädten Strassburg, Augsburg, Nürnberg und Wien, so verflocht sich von den 1530er Jahren an der griechische Buchdruck doch auch noch mit ihr, durch Simon Grynaeus, der, wenn auch in kleinerem Umfang, hier das bewirkte, was Sebastian Münster für den hebräischen Buchdruck in Basel geleistet hat, Albanus Torinus, Hieronymus Gemusaeus, Sebastian Sinckeler, nicht zuletzt dann aus dem Umstand heraus, dass ein Professor der griechischen Sprache und Drucker sich für die Aufgabe seines Lehrstuhls und eine alleinige Druckertätigkeit entschloss: Johannes Oporin, dessen Nachruf ebenfalls in der Ausstellung figuriert; schliesslich Studenten und junge Gelehrte, die die Universität nach Basel gezogen hatte und die sich neben ihrem Studium schon erste wissenschaftliche Lorbeeren und Beziehungen oder ein Trinkgeld - wie die Drucker billige Mitarbeiter - zu erwerben hofften. Diese Wendung zeigt sich an den zahlreichen kleinen Drucken medizinischer Schriften und einzelner Werke des Aristoteles von der ersten Basler Vorlesung des Simon Grynaeus im Sommer 1529 bis hin zu Ludwig Lucius zu Beginn des 17. Jahrhunderts; Sie gipfelt in den Hippokrates- und Aristoteleskommentaren des grossen Arztes und Philosophen Theodor Zwinger in den 1560er bis 1580er Jahren. Und wie Autoren und Herausgeber von überallher in Basel Werke, Ausgaben und Kommentare drucken liessen, so wurden auch diese Drucke durch den Buchhandel - die Buchführer - aus aller Herren Länder bestellt und geliefert; schon aus dem Jahre 1517 ist eine Bestellung aus Italien von vor allem Basler Drucken bei Johannes Froben, darunter zahlreichen Werken des Erasmus, zusammen mit dem Angebot, italienische Drucke zu liefern, erhalten, und nach der offiziellen Einführung des Index librorum prohibitorum im Jahre 1559 hat der Basler Rat mit Cosimo de'Medici betreffend eine Weiterführung des Buchhandels zwischen Basel und Florenz korrespondiert, der Buchdrucker Heinrich Petri dem Basler Rat die - lateinische - positive Antwort aus Florenz ins Deutsche übersetzt. Sucht man nach den "ersten Erfindern" - den prōtoi heuretai der alten Griechen - des griechischen Buchdrucks in Basel und damit im gesamten deutschen Sprachgebiet, so kommt man auf Männer, durch die kaum eine griechische Zeile oder dann keine einzige eigenhändig gedruckt worden ist, auch abgesehen von der Basler Tätigkeit des Andronikos Kontoblakas 1434 als Gesandter des Kaisers und des Patriarchats von Byzanz am Konzil, von Kardinal Stoichovic von Ragusa (Dubrovnik), dem Legaten des Papstes Sixtus III. am Konzil, der 1443 in Basel starb und seine Bibliothek seinen Gastgebern, den Basler Dominikanern vermacht hat, von der fast unglaublich frühen Arbeit Johannes Reuchlins, des bedeutendsten frühen Gräzisten und Hebraisten Deutschlands, an einem griechischen Lexikon bei seinem ehemaligen Pariser Kommilitonen Johannes Amerbach in Basel 1476: auf den Nürnberger Dominikaner Johannes Cuno, der, nach Griechischstudien u.a. in Padua und philologisch-praktischer Mitarbeit bei Aldus Manutius in Venedig, durch Vermittlung wiederum Reuchlins seine letzten Lebensjahre von Ende 1510 bis zum Februar 1513 nach seinem Wunsch im Basler Predigerkloster mit dessen griechischen Handschriften - dank Stoichovic damals die reichste Bibliothek an solchen nördlich der Alpen - und als Mitarbeiter in der Offizin Amerbachs und Griechischlehrer von dessen Söhnen verbracht hat. Deren Mitschüler wurde, nach Studien in Paris und Mitarbeit in der Druckerei seines Mitbürgers und ehemaligen Schulkameraden Matthias Schürer in Strassburg, der gleichaltrige Beatus Rhenanus aus Schlettstadt, der dann zum Initianten und wohl auch Betreuer des ersten Basler Drucks mit umfangreicheren griechischen Textpartien und in korrekten Typen wurde, der Adagia des Erasmus nach dem Tode Amerbachs bei dessen Nachfolger Johannes Froben im August 1513, eines Nachdrucks der Aldina von 1508, bei deren Druck Erasmus selber in Venedig mitgewirkt hatte. Eines Nachdrucks, von dem der Autor zuerst sehr mit Unwillen Kenntnis nehmen musste, dessen Qualität ihn aber schliesslich gerade veranlasst zu haben scheint, nach Basel zu reisen und darauf dank der sofort geschlossenen Freundschaft mit Rhenanus sein weiteres Leben - mit Unterbrechungen - hier, im Hause Johannes Frobens und dann seines Sohnes Hieronymus Frobens, zu verbringen. Ohne die Zusammenarbeit des Erasmus und der Froben wäre Basel, bei allen Verdiensten der gleichzeitigen Griechischdrucker Andreas Cratander, Valentin Curio - die beide anders als Froben nach Studien gewiss auch selber das Griechische beherrschten - sowie Johannes Bebels, kaum zu einem, neben, bald sogar wohl vor dem älteren Venedig zu dem Zentrum des damaligen griechischen Buchdrucks geworden, wie es sich später ohne die Berufung Sebastian Münsters an die Universität kaum so weiter zu einem Zentrum auch des hebräischen Drucks entwickelt hätte. Aber auch der Eintritt des Buchhändlers und Verlegers Wolfgang Lachner in die Offizin aus Anlass der Heirat Frobens und seiner Tochter Gertrud im November 1510 darf nicht vergessen werden. Erst hierdurch dürfte diese überhaupt geschäftlich fähig geworden sein, selbständig sich Drucke wie den der Adagia vorzunehmen. In Kenntnis des frühen Griechischdrucks Frobens und seiner Zusammenarbeit mit Erasmus denkt man bei griechischem Basler Buchdruck wohl in erster Linie allein an diesen im ersten Drittel des Jahrhunderts bedeutendsten humanistischen Drucker Basels, obwohl er, anders als der ältere Magister der Sorbonne Johannes Amerbach - der, wie dann seine Söhne, denn auch nicht nur alle bedeutenderen lateinischen, sondern ebenso die griechischen Aldinen besass - und die jüngeren Basler Drucker seiner letzten Jahre wie Andreas Cratander, Valentin Curio, vielleicht auch Johannes Bebel, sicher nie Griechisch gelernt hat und mit dessen Lateinkenntnissen sogar sein Hausgenosse Erasmus nicht zufrieden war, und dann die nachfolgende Officina Frobeniana seines Sohnes Hieronymus, der 1501 als erster Eidgenosse Basels geboren wurde, dessen Griechischlexikon, das er von seinem Vater zur Immatrikulation an der Universität 1515 erhalten hat, hier auch ausgestellt ist, und seines Schwiegersohns Nicolaus Episcopius. Eingeweihtere denken aber sicher auch an Johannes Oporin, der in den ersten Jahren seiner Druckertätigkeit Ende der 1530er Jahre neben dieser an der Basler Universität Griechisch und Latein gelehrt und dann seine Offizin für ein Vierteljahrhundert zu einem Zentrum der deutschen Gräzistik gemacht hat. Es haben jedoch, bis auf die zwei Ausnahmen Pamphilus Gengenbach und Adam Petri, der immerhin für den Verlag des Wieners Leonhard Alantse schon 1512 als einen der ersten Drucke mit einigem griechischen Text im deutschen Sprachgebiet das Lexikon des Ambrosius Calepinus nachgedruckt hat, sämtliche Basler Drucker ab etwa 1515-20 zur Bedeutung Basels als eines Zentrums des griechischen Buchdrucks beigetragen: so unter andern Thomas Platter, Balthasar Lasius, Oporins Schwager Robert Winter und Johannes Walder sowie der dann führende Hebräischdrucker Heinrich Petri, Nicolaus Brylinger und vor allem der Stiefvater Hieronymus Frobens Johannes Herwagen, im letzten Drittel des Jahrhunderts dann der Luccheser Pietro Perna, Eusebius Episcopius und Sebastian Henricpetri. Wir haben im Katalog die Herausgeber, Übersetzer, Kommentatoren und Drucker mit ihren Widmungen und Vorreden ausgiebig zu Worte kommen lassen, Basler wie solche aus ganz Europa, die in Basel drucken liessen. Wie zu jeder Zeit gab es auch im 16. Jahrhundert bedeutende Männer, die sich nicht in möglichst vielen und umfangreichen eigenen Schriften äusserten, sondern es wichtiger fanden, grosse ältere Literatur der Welt der Gelehrten, in Übersetzungen auch einem breiteren Publikum, zugänglich zu machen, und das damals ganz besonders durch die Entdeckung und Wiedererweckung der griechischen Autoren. Manche wandten sich sogar ausdrücklich gegen moderne Vielschreiber, auch sie sprachen zuweilen schon auf ihre Weise von einem tintenklecksenden Säkulum, sahen in der Erfindung des Buchdrucks nicht nur Gutes. Oft spürt man aber auch, dass die Welt der Gelehrten auch im 16. Jahrhundert, im sogenannten Zeitalter des Humanismus, eine Minderheit bildete, oft beargwöhnt, dass sie sich für ihre Anliegen, wenn sowohl ihre Herren wie die Menge anderes für wichtiger als die Wissenschaften ansahen, wehren mussten, nicht nur im Finanziellen. Zu diesen Herausgebern und Übersetzern gehören, nach der Frühzeit mit Beatus Rhenanus, Erasmus, Oecolampad und Johannes Sichard, die besten damaligen Gräzisten und fortschrittliche Ärzte des deutschen Sprachgebiets, in Basel zu Beginn Albanus Torinus, Sigismund Gelenius und Simon Grynaeus, später Sebastian Castellio, Marcus Hopper und Theodor Zwinger, in Zürich u.a. Conrad Gesner, Vincentius Obsopoeus in Ansbach, Leonhard Fuchs und Martin Crusius in Tübingen, Joachim Camerarius in Nürnberg, Tübingen und Leipzig, Hieronymus Wolf in Augsburg, Michael Neander in Ilfeld, Wilhelm Xylander in Heidelberg, Johannes Lange in Schweidnitz, die Niederländer Arnoldus Arlenius in Italien und Willem Canter in Utrecht und Basel, mit unstetem Wohnsitz der Zwickauer Arzt und Philologe Janus Cornarius und der Westfale Johannes Löwenklaw u.a. in Basel und Wien, die Glaubensflüchtlinge, zu denen auch Castellio gehörte, Celio Secondo Curione, Laurence Humphrey und Hendrik Agylaeus, aus dem fernen Bologna Andrea Alciato, zu den Initianten, die auch Geleitworte schrieben, auch Philipp Melanchthon. In ihren Widmungen, die ihre Publikationen unter den Schutz eines Mächtigen, eines angesehenen Mannes stellten, der bei der Finanzierung half oder dem sie auch "nur" einen Freundschaftsdienst, eine grosszügige Ausbildung verdankten, äussern sie sich über ihre Arbeit: ihre und der Drucker Suche nach Texten, vor allem nach Handschriften, nach bessern Handschriften, in Basel selbst wie in aller Welt, über ihre Probleme mit der Entzifferung und der oft schlechten Erhaltung, der Lücken- und Fehlerhaftigkeit der Überlieferung, über ihre Suche nach gedruckten Quellen, die Schwierigkeiten einer adäquaten Übersetzung, die genaues Verständnis und treffende Wiedergabe in einer oft völlig anders konstruierten Sprache verlangte. In diesen Vorreden äussert sich am klarsten und konzentriertesten die neue Zeit, die Freude über neue Funde und Erkenntnisse, aber auch die Trauer über die Verluste durch die Jahrhunderte hin, deren Ausmasse erst jetzt bewusst werden, die Verpflichtung der Herausgeber, Übersetzer und Drucker für die Erhaltung und Verbreitung eines kostbaren Erbes, Glück der geistigen Öffnung einer und zu einer neuen Zeit, aber auch die ganz alltägliche Belastung durch die Arbeit: die Übersetzung, die Herstellung der Texte und die Termine der Drucker, zu denen diese wiederum durch die Messen in Strassburg und vor allem in Frankfurt im Frühjahr und im September gezwungen wurden: Arbeit, die sie neben ihrem Predigeramt, neben ihren Vorlesungen an der Universität oder neben beidem, neben ihrem Schuldienst oder ihrer ärztlichen Praxis verrichten, manche auch nur in den Hundstageferien im Sommer. Bücher sind aber immer auch für ein Publikum gedruckt worden, für Käufer, für Leser. Aus diesem Grund sind im Katalog auch die früheren, vor allem die zeitgenössischen Besitzer aufgeführt worden, und wir möchten bis im kommenden Jahr durch Umfragen zu erfahren suchen, was man zum Beispiel in Paris - allerdings aus einer andern Problemstellung heraus - für die Pariser Drucke dieser Zeit schon weiss und was in den neueren Inkunabelkatalogen, nach Vorbild der Handschriftenkataloge, ähnlich Eingang gefunden hat, wohin in den Jahrzehnten ihres Druckes die einzelnen Werke - soweit heute noch erhalten - ihren Weg gefunden haben. Die wenigsten Basler Drucke des 16. Jahrhunderts, in lateinischer, griechischer, deutscher und hebräischer Sprache sind - sehen wir von den kleinen Schulbüchern für das neue Basler Gymnasium von 1590 an, von den Einladungen zu Disputationen und Doktorpromotionen der Universität und den Predigtendrucken der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ab, nur für den lokalen Gebrauch entstanden, sogar bei den Textausgaben zu Vorlesungen dürfte man nebenbei an eine Verwendung ebenfalls an andern Universitäten gedacht haben. Sogar die kleinen Basler Schulbücher dürften, wie wir solche für anderweitige Gymnasien in Basel in Gebrauch gefunden haben, auch an andern Orten verwendet worden sein. So sendet der aus Schweinfurt stammende Arzt Johannes Sinapius, zuvor für kurze Zeit Nachfolger des Grynaeus für Griechisch in Heidelberg, nun am Hofe des Herzogs Alfonso d'Este von Ferrara, aus Belriguardo Anfang 1534 dem kränkelnden Grynaeus ein medizinisches Consilium des damals führenden Arztes Italiens und Professors der Medizin in Ferrara Giovanni Manardi, und bittet ihn, bei Bebel Bücher auszusuchen, die dieser Manardi schicken solle; Euklid, Plato und Proklos könne er gut dazutun, auch wenn er sie nicht selber gedruckt habe; auch wenn Neues aus der Medizin erschienen sei. Der Buchhändler Francesco Giulio Calvo in Pavia hatte schon anfang 1517 Froben gegenseitigen Buchhandel, seinerseits vor allem den Kauf von Werken des Erasmus, vorgeschlagen, und Rhenanus hatte diesem eine Kopie dieser Bestellung nach Antwerpen gesandt. Und so wünscht sich der spanische Humanist und Philosoph Juan Luis Vives, seit 1512 mit Unterbrechungen (Löwen, Paris und vor allem England) in Brügge ansässig, in einem undatierten Brief aus den 1530er Jahren an Simon Grynaeus, einen der Basler Drucker dort zu haben; die dortigen seien unbedeutend und wertlos, geistig noch unbedeutender als geschäftlich. Er wünschte, den Baslern so nützen zu können wie den dortigen Knickern, mit denen zu verhandeln nur Schande bringe. Und er lässt ihn Bebel und die andern Basler Drucker grüssen. Die Ziele der Herausgeber haben sich im Laufe der drei Generationen von Erasmus zu Zwinger geändert: wollten die Vertreter der ersten Generation, zum Beispiel Erasmus und Oecolampad antike und frühchristliche Autoren als Zeugen und Quellen in ihrem zeitgenössischen Kultur- und Kirchenkampf als Mitstreiter, als anerkannte alte Zeugen gewinnen, wollte die mittlere Generation der Torinus, Gesner, Cornarius, Camerarius, Arlenius, Castellio, Xylander, Wolf, Leunclavius vor allem philologisch die Texte, die ihnen als höchste Werte galten, ihresgleichen näherbringen, weitere Interessierte für sie gewinnen, in der Medizin auch zu praktischen Zwecken, so ging es Zwinger schon darum, die antiken Autoren in seine Lehrmethoden einzubauen und eine neue Einheit aus der alten Lehre und seiner neuen Methodik zu schaffen.

Basel in Deutschland? Die auf den ersten Blick provokant wirkende Formulierung aus der politischen Realität heraus ist buchgeschichtlich sogar zu eng: die Bedeutung des Basler Buchdrucks jener Jahrzehnte lässt sich nicht auf die Grenzen des Römischen Reiches Deutscher Nation beschränken, schon gar nicht auf die Eidgenossenschaft: die Respublica litteraria kannte im 16. Jahrhundert noch keine Grenzen (mit Ausnahme der - relativen - Geltung der gegen Nachdruck und Import verliehenen Privilegien), genau so wenig qualitätvoller bedeutsamer Buchdruck. Die hier ausgestellten Werke führen von den ersten Bemühungen um die altgriechische Sprache um 1500 im Hause des Magisters artium der Sorbonne und Druckers Johannes Amerbach über die unterschiedlichsten Ansichten über ihre Aussprache und Schreibweise etwa bei Erasmus von Rotterdam und dem Engländer Cheke - die griechische Bezeichnung unseres Landes liess sich, wie des Musuros Aufruf zum Türkenkrieg in der Widmung seiner venezianischen Platoausgabe zeigt, mangels des Lautes v oder w im klassischen Griechisch auch in reinster Klassizität nur "vulgär" neugriechisch als Elbetia wiedergeben - bis zum Einbezug des Neugriechischen durch Martin Crusius bei Sebastian Henricpetri, wenn auch zuerst noch als einer verderbten Vulgärsprache. Hin und wieder konnten Herausgeber und Kommentatoren auch auf griechische Handschriften in Basel selber für eine Ausgabe oder eine Übersetzung zurückgreifen: vor allem solche aus dem Besitz des Basler Predigerklosters, die der aus Ragusa (Dubrovnik) stammende Dominikaner Kardinal Johannes Stojkovic (um 1390-1439) bei konziliarischen Aufenthalten in Konstantinopel erworben und vor seinem Tod am Konzil in Basel seinen Gastgebern vermacht hatte, die deren Bibliothek damals zur reichsten an solchen Schätzen nördlich der Alpen machten; daneben traten aber auch solche aus Besitz der Söhne Johannes Amerbachs, schliesslich Bonifacius Amerbachs allein, oder der Drucker selber. Dies auch wenn keine von ihnen eine solche Bedeutung für die Überlieferung eines Autors erhalten sollte wie die einzige lateinische - seit dem Erstdruck verschollene - Handschrift des Geschichtswerks des Velleius Paterculus. So konnte es sogar dazu kommen, dass zwar in Basel 1575 der Erstdruck der Basilika, des byzantinischen Corpus juris nach einer Handschrift erschien, die ein ungarischer Humanist - Johannes Sambucus - einem Westfalen - Johannes Löwenklaw - zur Veröffentlichung und Übersetzung in Basel zur Verfügung gestellt hatte, während nicht nur ein gutes Dutzend Jahre zuvor ein niederländischer Glaubensflüchtling - Hendrik Agylaeus - byzantinisches Recht nach einer Handschrift Bonifacius Amerbachs, sondern auch zwei Jahre zuvor ein französischer Reformierter - Ennemond de Bonnefoy - anderes byzantinisches Recht u.a. nach einer Handschrift Basilius Amerbachs in Genf bei Henri Estienne zum erstenmal hatte drucken lassen. Andere Handschriften kamen aus Deutschland, aus England, durch Arlenius aus Italien. Eines zeigte sich im Laufe der Arbeit auch immer wieder und immer deutlicher: auch im Zeitalter des sogenannten Humanismus bildeten diese Humanisten zumindest im deutschen Sprachgebiet eine Minderheit, als überflüssig angesehen, gar verspottet. Reiten, Fechten, Jagd und andere Vergnügungen oder dann Ruhm im Kriege standen eindeutig höher im Kurs. Und ähnlich haben nicht erst heute Medien, die eine gewisse kulturelle Verantwortung zu tragen meinen, vom Buchverlag über die Zeitung bis zum Fernsehen und Theater, es schwer, sich in ihrer Geltung durchzusetzen und finanziell am Leben zu erhalten. Wenn Michael Giesicke im Vorwort zu seinem recht umfänglichen Werk Der Buchdruck in der frühen Neuzeit, Eine historische Fallstudie über die Durchsetzung neuer Informations- und Kommunikations-technologien, Frankfurt 1991, schreibt, dass "Merkwürdigerweise... es der Buchdruck den Autoren von Anfang an nicht gestattet (hat), über sich selbst und über die Welt in einem Werk in gleicher Weise Auskunft zu geben. Aus dem Temperament des Autors erwächst alle Schilderung der Welt in der schönen Literatur, so erwartet es die Buchkultur. Andererseits gehört die Biographie und zumal deren leidenschaftliche Seite nicht zur Sache der gedruckten Fachprosa", so stimmt das für unsere Herausgeber, Übersetzer und zeitgenössischen Autoren im allgemeinen nicht, und sie kommen denn auch in diesem Katalog ausgiebig zu Worte, ausgiebiger als die Drucker, die dies im allgemeinen auch gar nicht wünschten, wie wir der kurzen Vorrede des Nicolaus Episcopius zu seiner lateinischen Justinausgabe entnehmen können, die er auch nur darum selber verfasst hat, weil der Übersetzer, sein Jahrzehntelanger Mitarbeiter Sigismund Gelenius vor Abschluss der Arbeit gestorben war. Viele von ihnen sind aber nicht anders als die Drucker, die zuweilen ihre Vorreden selber verfasst haben - vor allem Andreas Cratander, Valentin Curio, Heinrich Petri -, ebenfalls in Basel ansässig. Sie sind die Schreiber- die Drucker sind die Handwerker, die Ausführenden. Wohl suchten sich recht oft auch die Drucker/Verleger einen Übersetzer oder Herausgeber für ein Verlagsvorhaben - etwa Johannes Herwagen, Johannes Oporin; meist waren es aber die Autoren, Übersetzer und Herausgeber, die über Jahre hinweg eine enge Verbindung mit einem Drucker pflegten oder sich, manche von weit her, eine sorgfältige Offizin mit gewissenhaften Korrektoren suchten, für griechische Texte nicht anders als der Niederländer Hendrik Uranius, der sich mit seinem Hebräischlehrbuch nach schlechten Erfahrungen in seiner Nähe auf Empfehlung eines Buchhändlers hin an Heinrich Petri wandte und die korrekte brauchbare zweite Auflage bei ihm in Basel drucken liess. Und immerhin ist dann Basel der Ort gewesen, von dem aus ihre Gedanken vervielfältigt in die Welt hinausgingen. Man erfährt sogar sehr viel Persönliches aus den Widmungen, und darum sollte in ihren Zusammenfassungen auch der "Tonfall" möglichst wiedergegeben werden, wozu auch gehört, dass auch häufig wiederkehrende Topoi nicht unterschlagen werden durften, wenn man die topische Redeweise sichtbar lassen wollte. Auch lässt nur ein Verzicht auf Weglassung manchmal vielleicht ermüdender Wiederholungen erkennen, was einem Autor wichtig, was für ihn stereotyp, was in der Zeit oder sogar schon traditionell topisch ist. Zudem ist nicht anzunehmen, dass im allgemeinen jemand einen Katalog von vorn bis hinten durch liest, sondern nur einzelne interessierende Nummern, so dass er ohne solche Wiederholungen von Wiederholtem hierin leer ausgehen könnte. Und was nicht interessiert, hat so nur einer stellvertretend zu lesen brauchen. Zu einem Loblied auf die Stadt eignet sich das Thema allerdings nicht, denn auch im Buchdruck sind es nur einige wenige Männer in ihren Mauern, die mit ihrer geschäftlichen Tätigkeit, keineswegs immer von der Öffentlichkeit und den Behörden geschätzt und auch keineswegs immer mit finanziellem Erfolg, der Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisse dienten: für die studiosi - die Gelehrten wie die Studenten und Schüler, die durch den Besitz der Bücher von einer allzu engen Abhängigkeit von Lehrern und Professoren befreit wurden, auch abseits der akademischen Zentren sich selber unterrichten und bilden konnten - und allgemein für gebildete Kreise. Für die Ausstellung war es nötig, eine Auswahl zu treffen. Jede Auswahl enthält etwas Subjektives und jede in beschränkter Zeit getroffene Auswahl zudem etwas Zufälliges. So gestehen wir freimütig, dass uns mancher zuerst ausgewählte Druck mit fortschreitender Arbeit weniger wichtig wurde als andere, auf die wir zuerst hatten verzichten wollen oder auf die wir sogar mehr oder weniger durch Zufall stiessen. So erwies sich oft auch ein Druck eines eher unbedeutenderen Werks durch seine Entstehungsgeschichte fast als interessanter, kennzeichnender für seine Zeit als ein anderer zentraler eines Hauptwerks der Weltliteratur, ganz zu schweigen davon, dass historisch nicht immer die Folianten das Interessanteste hergaben. Bei dieser unumgänglichen Auswahl sind vor allem die an Einzelwerken reichen, vielgelesenen und vielgedruckten Klassiker etwas zu kurz gekommen, so trotz der grossen Anzahl behandelter Werke allen voran Aristoteles, auch im 16. Jahrhundert, nur in anderer Form als zuvor, der meistgelesene und meistbehandelte Philosoph überhaupt, Spiegel der Natur und der Gesellschaft, aber auch Plutarch und Hippokrates und Galen. Nur bei einem Autor wurde - soweit seine Werke in Basel vorhanden - Vollständigkeit angestrebt, beim griechischen Kirchenvater Johannes Chrysostomus, da sich bei ihm besonders anschaulich der Wandel von der Wahl zum Weggefährten im täglichen Kirchenkampf in den Jahren vor und während der Reformation - in Form kleiner billiger Flugschriften in lateinischen Übersetzungen zur Breitenwirkung mit scharfen Vorreden - zu grösseren exakt-theologischen Sammeldrucken in Übersetzung und Originalsprache zeigen liess. Zur Gruppierung der Drucke boten sich etwa vier Verfahren an: ein rein chronologisches und drei systematische: nach den Druckern, nach den Editoren und/oder Übersetzern der alten Autoren oder nach Fächern. Die drei erstgenannten hätten sich klar chronologisch bzw. alphabetisch-chronologisch durchführen lassen (die wenigen undatierten Drucke auf dem hier behandelten Gebiet lassen sich recht genau einordnen), doch schienen sie uns eher für Kataloge oder Bibliographien geeignet, in denen eine Vollzähligkeit angestrebt wird, wie in den Annali-Ausgaben italienischer Drucker, in der in Jahrzehntebänden erscheinenden Bibliographie der Pariser Drucke des 16. Jahrhunderts, der Bibliographie Hellénique von Emile Legrand bzw. in einer Bibliographie zur Geschichte der Philologie. In unserm Fall jedoch kann keine Vollständigkeit angestrebt werden, da die nichtbaslerischen Editionen und Übersetzungen ja fehlen müssen. In einer Ausstellung optisch am einsichtigsten schien uns das vierte Verfahren, wie es ähnlich von Olivier Reverdin auch in der Ausstellung der Genfer Drucke in Athen im vergangenen Jahr angewendet worden ist, obwohl diese Einteilung nach Fächern - die zudem im 16. Jahrhundert nicht der heutigen entsprach - sich am wenigsten mit sauberen Abgrenzungen durchführen liess, am meisten Durchbrechungen des einmal gewählten Schemas und Ausnahmen verlangte. Die Werke der einzelnen Autoren wurden vereinigt gelassen (mit ganz geringen Ausnahmen), auch wo sie verschiedenen "Fächern" hätten angehören müssen. So findet sich etwa bei Aristoteles auch seine Rhetorik unter Philosophie, ebenso wie seine naturwissenschaftlichen Schriften, die Biographien Plutarchs ebenso bei der Philosophie wie seine als Moralia zusammengefassten Kleinen Schriften, und Xenophon galt dem 16. Jahrhundert als einer der bedeutendsten griechischen Philosophen. Eine gewisse umgreifende chronologische Gruppierung haben wir für die Anfänge gewählt, da sich nur so auch die typographische Entwicklung wie die Verlagspläne mancher junger Drucker für die Verbreitung der Griechischkenntnisse einigermassen anschaulich zeigen liessen. Diesen Anfängen des griechischen Buchdrucks in Basel - welche Abteilung allerdings wieder erste Basler Drucke manches Werks von seinen späteren Ausgaben getrennt hat - haben wir die Werke für die Anfänger im Griechischen beigesellt, die Schulbücher: Grammatiken, Lexika, Lesebücher, sowie die wenigen griechischen Schriften von Zeitgenossen. Doch was ist noch ein Schulbuch, was eine Klassikerausgabe für jeden Leser? Es gibt Drucke, die man mit gutem Gewissen zur einen wie zur andern Gruppe stellen kann. Ist eine Aesopausgabe nur ein Schulbuch, weil Fabeln den Kindern liegen und die Ausgabe darum vom Drucker als solches empfohlen wird, auch wenn gleichzeitig darauf hingewiesen wird, dass sie auch in der höchsten Politik Verwendung fänden? Ist ein Proklosdruck, ein Einzeldruck eines Dialogs Lukians, ein Druck der in den Schulen vielgelesenen Batrachomyomachie für die tyrones, der Druck eines oder zweier Bücher der Odyssee mit Durchschuss für Notizen des Schülers noch ein Schuldruck, eine Homergesamtausgabe mit wörtlicher paralleler lateinischer Übersetzung und Verständnis- und Übersetzungshilfen für Anfänger, weil der Dichter von grossen Dingen berichtet, keiner mehr? Andreas Cratander und Valentin Curio haben sich gleich zu Beginn ihrer selbständigen Druckertätigkeit ein Programm von griechischen Drucken zusammengestellt: Sprachlehrbücher, Lesetexte, Wörterbücher: diese haben wir vereinigt gelassen, anderes Ähnliches aber unter die Klassikerausgaben eingereiht. Die Grenzen sind fliessend, die heutigen entsprechen ohnehin nicht denen, die in der behandelten Zeit galten; man muss an verschiedenen Orten schauen, will man sicher sein, sämtliches (soweit behandelt...) Verwandtes zu finden. Schliesslich sind in gewissem Sinn alle Klassikerdrucke mit Ausnahme der meisten medizinischen, der Jurisprudenz und der Theologie nicht zuletzt für die Artistenfakultät bestimmt, eine Art Vorstudium, nur nebenbei für kleine gebildete Kreise in Adel, Grossbürgertum und hoher Geistlichkeit. Für ein Vorstudium vor der Berufsausbildung in Medizin, Jurisprudenz und Theologie oder zur allgemeinen Bildung des Adels - heute für die Lehrer und ihre Schüler, die Professoren und ihre Studenten, die wieder Lehrer werden und ihre Schüler haben? Wer ist im 16. Jahrhundert ein studiosus? Ein Student, aber ebenso ein Schüler und ebenso deren Lehrer und Professoren, Gelehrte, die sich um die betreffenden Wissenschaften bemühen. Und wo liegt im 16. Jahrhundert die Trennung zwischen Schule und Universität? Hat Basel eine Universität - Academia, Gymnasium - gehabt, an der sich Knaben in der Regel mit zwölf bis vierzehn Jahren als Studenten immatrikuliert haben (in nicht wenigen Fällen auch schon mit zehn, in Ausnahmefällen mit sieben Jahren) und Strassburg und Augsburg mit ihren Gymnasia - zuweilen auch "Academia" - nur Schulen, die sogar Schüler mit neunzehn und zwanzig Jahren von weither angezogen haben? Ist Altdorfs Hohe Schule von Anfang an eine Universität gewesen, obwohl sie die allerersten Jahre auch Gymnasium hiess und erst dann Academia? Und die Theologischen Hohen Schulen in Bern, Zürich, Lausanne? Die Grenzen sind auch hier wie in den Literaturgattungen in der Praxis wohl fliessend gewesen - juristisch nicht - und man möge in diesem Katalog wie in der Gnomologie Hieronymus Wolfs und seiner zwanzigjährigen Augsburger Schüler aus Strassburg, Königshofen und Wien zu Demosthenes auch das Register beiziehen, um Zusammengehöriges, das physisch immer nur in einer von mehreren Ebenen zusammengestellt werden konnte, auch in den andern zusammensehen zu können, sogenannte Schulausgaben von Homer mit sogenannten Klassikerausgaben des Dichters sich unter einen Hut zu bringen. Den Anfängen und der Literatur für Anfänger folgt für die nächste Stufe die Literatur der facultas artium oder Philosophischen Fakultät: Rhetorik, Poetik, Dialektik, Philosophie, Dichtung, Historiographie, Geographie, Mathematik und Astronomie; entsprechend diesen Stufen waren die Professoren dieser Fächer an den Universitäten auch meist geringer honoriert. Und schliesslich die Literatur der höheren Weihen: Medizin, Jurisprudenz und Theologie. Innerhalb dieser Fächer sind wir in gewissem Sinn chronologisch-alphabetisch vorgegangen, das heisst, dass die Werke eines Autors - durch alle seine Drucke hindurch - jeweils chronologisch seinem ersten hier behandelten Druck folgen, wobei bei einzelnen Autoren, wo uns das der Übersicht dienlich schien, die Gesamtausgaben seiner Werke und häufig gedruckte Einzelwerke aus den übrigen Editionen und Übersetzungen herausgenommen wurden. Um dem Ausstellungs-besucher/Leser Zusammenstellungen nach den ersten drei oben genannten Verfahren zu erleichtern, haben wir im Autorenregister nur die hier behandelten Werke berücksichtigt - die übrigen Stellen auch zu Autoren sind im allgemeinen Register nachzuschlagen - und weiter eine chronologische Liste beigefügt. Die Editoren sollten sich aus dem Register der Übersetzer, Editoren, Autoren der Widmungen und Vorreden (bei den Editionen von Klassikern sind dies meist die Editoren) und sog. Beiträger (Autoren von zusätzlichen Widmungsgedichten und ähnl.: in Auswahl) herausfinden lassen. Der Katalog war zuerst in kleinerer Form, wie die Zusammenstellung der Genfer Drucke durch Olivier Reverdin, für Athen bestimmt, für ein Publikum, dem westlicher früher Buchdruck, seine Autoren und Drucker vermutlich eher fremd sind; so finden sich in ihm auch Erklärungen, die in Basel, Berlin oder Mainz nicht nötig sind. Aus dem selben wie auch aus technischen Gründen sollte der Katalog keine Anmerkungen, d.h. keine Quellenangaben und Literaturhinweise enthalten. Die nötigsten Erklärungen haben wir deshalb in Klammern dem Text beigegeben. Für die Literatur aber möchten wir hier wenigstens auf die meistbenutzten Quellen, neben den allgemeinen und fachgebundenen internationalen und den nationalen biographischen Wörterbüchern und, neuerdings, "Archiven" und weiteren allgemeinen und spezielleren Wörterbüchern, hinweisen: das immer noch nicht überholte Lexicon bibliographicum sive Index editionum et interpretationum scriptorum Graecorum tum sacrorum tum profanorum von S. F. G. Hoffmann, Leipzig 1832-1836, das, anders als sein lateinisches Gegenstück, zum Glück die mittelalterlichen - byzantinischen - Autoren mitenthält, weiter neben den einschlägigen Bänden des Handbuchs der Altertumswissenschaften das praktische kleine Tusculum-Lexikon griechischer und lateinischer Autoren des Altertums und des Mittelalters, 3. Auflage von W. Buchwald, A. Hohlweg und O. Prinz, München und Zürich 1982, das Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts, Stuttgart 1983 ff. (VD 16), den Gesamtkatalog der Wiegendrucke, Leipzig 1925 ff., die Short-title-Kataloge der British Library mit ihren Supplementen, den Index Aureliensis, Catalogus librorum sedecimo saeculo impressorum, Baden-Baden 1962 ff., den Biographical and Bibliographical Dictionary of the Italian Humanists and of the World of Classical Scholarship in Italy, 1300-1800, von Mario Emilio Cosenza, Boston 1962-1967, auf Contemporaries of Erasmus, A biographical register of the Renaissance and Reformation, hg. von Peter G. Bietenholz, Toronto/ Buffalo/London 1985-1987, auf Die Matrikel der Universität Basel, hg. von Hans Georg Wackernagel, Max Triet, Pius Marrer, Hans Rindlisbacher, Basel 1951-1980, Opus Epistolarum Des. Erasmi Roterodami, denuo recognitum et auctum per P. S. Allen, Oxford 1906-1958, Briefwechsel des Beatus Rhenanus, ges. und hg. von Adalbert Horawitz und Karl Hartfelder, Leipzig 1886, Repr. Nieuwkoop 1966, Die Amerbachkorrespondenz, hg. von Alfred Hartmann, später Beat Rudolf Jenny, Basel 1942 ff., seltener die Bibliographie hellénique des XVe et XVIe siècles... von Emile Legrand, Paris 1885-1906; weiter Josef Benzing, Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet, 2. Auflage 1982, der Ausstellungskatalog 1488 Petri - Schwabe 1988 (im Druck befindlich), der Ausstellungskatalog Graecogermania, Griechischstudien deutscher Humanisten - Die Editionstätigkeit der Griechen in der italienischen Renaissance (1469-1523), Wolfenbüttel 1989 (W), sowie die spezielleren Arbeiten: Henri Omont. Catalogue des Manuscrits Grecs des Bibliothèques de Suisse, in Centralblatt für Bibliothekswesen, 3, 1886, 385-452, und 8, 22-26, Ernst Staehelin, Oekolampad-Bibliographie, Verzeichnis der im 16. Jahrhundert erschienenen Oekolampad-drucke, in Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, 17, 1918, 1-119 und 27, 1928, 191-234, Markus Kutter, Celio Secondo Curione, Diss. Basel, Basel 1955, das Bändchen über Andreas Cratander, Ein Basler Drucker und Verleger der Reformationszeit, von Eugen A. Meier, Margarete Pfister-Burkhalter und Markus Schmid, Basel 1966, Albert Labarre, Bibliographie du Dictionarium d'Ambrogio Calepino (1502-1779), Baden-Baden 1975, Martin Sicherl, Johannes Cuno, Ein Wegbereiter des Griechischen in Deutschland, Eine Biographisch-kodikologische Studie, Heidelberg 1978, die Aufsätze zu Beatus Rhenanus: Beatus Rhenanus und das Buch, Biblio-biographische Flickstücke, und Ein vergessener Brief des Rhenanus und andere vergessene Briefe an Nicolaus Episcopius, in Annuaire de Sélestat, 1986, 63-114 bzw. 1987, 157-175, schliesslich die einzige über einen Basler Drucker existierende Monographie von Gewicht: Martin Steinmann, Johannes Oporinus, Diss. Basel 1966, Basel 1966/67, und, als Ergänzung dazu, Steinmann, Aus dem Briefwechsel des Basler Druckers Johannes Oporinus, in Basler Zeitschrift 69, 1969, 103-203, sowie die drei Aufsätze von Fritz Husner: Die Editio princeps des "Corpus historiae Byzantinae". Johannes Oporin, Hieronymus Wolf und die Fugger. In Festschrift Karl Schwarber, Beiträge zur schweizerischen Bibliotheks-, Buch- und Gelehrtengeschichte, Basel 1949, S. 143-162, Beat Rudolf Jenny: Arlenius in Basel, Basler Zeitschrift... 64, 1964, 5-45, und André Vernet: Les manuscrits grecs de Jean de Raguse (†1443), in Basler Zeitschrift... 61, 1961, 75-108. Nicht benützt, aber für manchen Leser dieses Katalogs inhaltlich doch von Interesse sein könnten folgende neueren und neuesten Publikationen: Nicolas Barker, Aldus Manutius and the Development of Greek Script & Type in the Fifteenth Century, Sandy Hook 1985, Paolo Eleuteri und Paul Canart, Scrittura greca nell'umanesimo italiano. Mailand 1991, Druckorte des 16. bis 19. Jahrhunderts, Ansetzungs- und Verweisungsformen, Erarbeitet von der Bayerischen Staatsbibliothek, Wiesbaden 1991, Dimitrios Grammatikos, Leben und Werk von Nikodemos II. Metaxas: Die erste griechische Druckerei in Konstantinopel und auf Kephalonia, Diss. Mainz 1988/89, Katalogos bibliōn Kentrikēs Bibliothēkēs periodou1495-1821, thessalonikē 1990 (enthält auch einige hier vertretene Basler Drucke), sowie die zweisprachig griechisch-französischen Kataloge L'activité éditoriale des Grecs pendant la Renaissance, De l'Italie à Genève (dies rein lokal zu verstehen: nur italienische und Genfer Drucke), Catalogue rédigé par M. Manoussakas et C. Staïkos, avec la collaboration de B. Bouvier, Athen 1988, und Olivier Reverdin, Impressions grecques en Suisse aux XVIe et XVIIe siècles (enthält nur Genfer Drucke), Athen 1991, und schliesslich Konstantinos Sp. Staikos, Charta of Greek Typography, The publishing activity of the Greeks and their contribution to the intellectual Renaissance of the West, welches Werk Ende 1992/1993 in Köln erscheinen wird. Jede Buchausstellung, die ihre Exponate in Vitrinen zeigen muss, entfremdet die ausgestellten Bücher ihrem Zweck, gelesen zu werden, gelesen werden zu können. Jede Ausstellung und auch der vollständigste Katalog (den es hier nicht einmal gibt) kann nicht viel mehr bieten als die Anzeige eines Konzerts oder einer Theateraufführung auf ein Werk an einer Plakatwand. Sie können auf sie aufmerksam machen und interessierten Besuchern bzw. Lesern den Zugang zu ihnen erleichtern, sie ihrem ursprünglichen Zweck wieder näher bringen. Dieser selber ist für uns heute allerdings nur noch historisch einsehbar. Die Bücher sind, was diesen betrifft, heute überholt und das ganz im Sinne der besten ihrer Autoren, Kommentatoren und Herausgeber, die sich bewusst waren - wie etwa Theodor Zwinger - und es sogar erhofften, dass, so wie sie auf den Leistungen ihrer Vorgänger aufbauen konnten, ihre Nachfolger die Wissenschaften nach ihnen weiter voranbringen würden. Es wird in der Ausstellung versucht, die Hauptstrassen, die Nebenwege und manchmal auch einen Irrweg zu zeigen, auf denen unsere heutigen verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, die im Humanismus - das heisst in ihren Wurzeln - alle, wie der Brescianer Girolamo Donzellini in der Vorrede zu seiner kleinen Themistiusübersetzung, die er Ulrich Fugger in Augsburg gewidmet und in Basel zum Druck gegeben hat, richtig gesehen hat, auf die Werke der Griechen zurückgehen, ihre ersten Schritte gemacht haben. Auch damals aber waren es - zum Leidwesen ihrer verantwortungsbewussten Drucker, Autoren, Herausgeber, die oft, wie zum Beispiel Johannes Oporin kurz vor seinem Tod bekennt, die eigene Bequemlichkeit dem Nutzen der Allgemeinheit hint In Gelehrtenkreisen - der res publica literaria - wurde man sich im 16. Jahrhundert bewusst, dass das Abendland seit über einem Jahrtausend in einer und der selben Sprache schrieb und die gelehrten Gespräche führte, noch stärker aber, dass die Vorbilder der eigenen Vorbilder in einer andern Sprache, dem Griechischen, verfasst waren, so dass man, wollte man an die wirklichen Quellen der gesuchten höchsten Erkenntnisse oder Schönheiten gelangen, diese Sprache zu lernen, in dieser Sprache zu lesen, diese Sprache zu verbreiten, allenfalls auch deren Werke aus diesen neuen sprachlichen und stilistischen Erkenntnissen heraus einem weniger privilegierten Publikum neu adäquater vorzulegen hatte. Erst hiermit kamen auch Verlangen und Anspruch auf, auch beim Übersetzen dem Stil des Originals gerecht zu werden, sich ihm in der neuen Sprache - wie ein Chamäleon, sagt einmal Hieronymus Wolf - anpassen zu wollen. Und hier wurde auch der schon im Altertum erkannte Unterschied zwischen geschriebenem Text und gesprochener Rede bewusst, besonders bei der Übersetzung und Behandlung der griechischen Redner. Das führte auch zur Erkenntnis des Unterschieds zwischen lebendigem Unterricht - viva voce magistri - und solchem in der Kammer des Schülers, mangels eines solchen magister an kleineren Orten, allein durch "stumme Lehrer", Bücher, die zu diesem Zweck verfasst wurden. Und Erörterungen hierüber gewähren uns wiederum Einblick in den Griechischunterricht an den Gymnasien, Vorlesungen über die griechische Literatur an den Artistenfakultäten der Universitäten. Die frühe griechische Grammatik Roger Bacons und sein Lexikon im 13. Jahrhundert hatten noch keine Nachfolge gefunden, und noch die ersten griechischen Grammatiken im 15. Jahrhundert - Manuel Chrysoloras - waren auch im Westen nicht für Lateiner konzipiert; doch durch die Übersetzungen seines Schülers Leonardo Bruni (Leonardus Aretinus, um 1370-1444) - Aristoteles, Basilius, Plato, Plutarch, Xenophon, Demosthenes und Aeschines - hat sich die Kenntnis der griechischen Autoren zu verbreiten begonnen. Die Geschichte des Buchdrucks ist eine Hilfswissenschaft und hat als solche vieles gemein mit dem, was Wilhelm Xylander zu seiner lateinischen Übersetzung sämtlicher Kleiner Schriften Plutarchs gesagt hat: dass man wegen ihrer inhaltlichen Buntheit eigentlich die gesamte Philosophie und Literatur beherrschen müsse - hier über ihn hinaus sogar von der (von ihm auch gelehrten) Mathematik bis zur Theologie, von der Landwirtschaft und Pharmakologie bis zur Jurisprudenz - viel gelesen und ein scharfes Urteilsvermögen, schliesslich auch eine Begabung im Formulieren (hier auch noch der Katalog- und Ausstellungsgestaltung) haben müsse, wenn man sich nicht nur, wie seine Vorgänger, die leichtesten und ruhmträchtigsten Schriften zur Übersetzung auswähle. Etwas mehr also, als was in einem andern Dienstleistungsbetrieb, in einer Bibliothek allgemein verlangt wird, und wofür ein Bibliothekar zuständig zu sein hat; mehr aber auch, als man von einem herkömmlichen Ausstellungskatalog - einem Zwitter zwischen wissenschaftlicher Publikation und Touristenattraktion - erwarten sollte. Wir hoffen dennoch - wie es ebenfalls, sogar häufig, in den Widmungsvorreden zu lesen steht, dass wenigstens diejenigen, die mit finanziellen Beiträgen vertrauensvoll Vorschüsse gewährt und damit diesen Katalog und die Ausstellung überhaupt erst ermöglicht haben, dass wenigstens sie nicht enttäuscht sind "und ihn gnädig entgegennehmen". Da kommt der Ort, all den Helfern zu danken: für die Finanzierung der Druckvorlage, welche die fünf patroni zu ziemlich gleichen Teilen ermöglicht haben, in alphabetischer Reihenfolge: dem Kanton Basel-Stadt, Jubiläum Basel 91/CH 700, dem Fonds für Förderung der Studien auf dem Gebiete der ägyptologischen, orientalischen und klassischen Altertumskunde, dem Basler Historiker Dr. Markus Kutter, vom Biographen Celio Secondo Curiones nun schon seit Jahren zu einem patronus des Basler Aufklärers und Staatsmanns Peter Ochs und der Geschichte des Basler Buchdrucks geworden, der Schweizerischen Stiftung Pro Helvetia und der Firma Schwabe & Co. AG; dann sogleich Herrn Prof. Dr. Fritz Graf, der uns nicht nur die Unterstützung des oben genannten Fonds angeboten, sondern zugleich auch sein persönliches Büro im Seminar für Klassische Philologie als Schreib- und Umbruchstube zur Verfügung gestellt hat; zahlreichen Kollegen in nah und fern für ihre Auskünfte, unter denen stellvertretend auch für die übrigen genannt sein sollen Kollege Martin Steinmann, dem gedankt sei für manche Entzifferung von handschriftlichen Einträgen, Irmgard Bezzel (BStB München, Leiterin des VD 16), Ursula Baurmeister (BN Paris), David L. Paisey (BL London, German Section); dann aber vor allem auch Herrn Mikkel Mangold für seinen sorgfältigen, nicht immer einfachen und doch von Anfang an fast fehlerfreien "Satz" des Katalogs am Bildschirm, besonders auch dafür, dass er, als sich der Katalog - wie manches der hier gezeigten Bücher - zuletzt noch hydraartig auswuchs, der Vollendung zuliebe von sich aus persönliche Studienpläne umgestellt hat, Christine Hagist, Martin Müller und Mark Richter für die Fertigstellung von Satz und Umbruch, Marie-Louise Schaller (SLB Bern) für manches Wochenende und manchen Abend zusätzlichen Korrekturenlesens, in der Bibliothek selber Emanuel Bürgin, Annelise Carnal und Luc Delay, die die Abbildungen für den Katalog angefertigt haben. Den Druck hat, wenn auch mit ungewohnter Verspätung, in gewohnter Sorgfalt Manfred Wingeyer besorgt. Man müsste natürlich, um die Bedeutung der Leistungen der Drucker einer bestimmten Stadt korrekt, sachlich und neutral vor Augen zu führen - auch wenn sie in der Zeit selber über alle Massen gelobt werden-, diese im Umkreis der Produktionen sämtlicher übriger Drucker zeigen und nicht nur gewisse Behauptungen übernehmen oder auch selber aufstellen. Immerhin ist hierfür schon zu Beginn dieser Einleitung auf die Tatsache hingewiesen worden, dass im keineswegs baslerischen Wolfenbütteler Ausstellungskatalog der Graecogermania die Basler Drucke fast ein Drittel der behandelten Werke ausmachen, und dies obwohl - wohl aus Gründen des lokalen Bestandes - einige der wichtigsten Werke noch fehlen. Würde man Frankreich - das heisst vor allem Paris und Lyon - dazunehmen, das Verhältnis würde sich nicht ändern, und auch für Italien, mit Ausnahme des Aldus Manutius, das heisst von etwa 1525 an, kaum. Für die Herausgeber, Übersetzer und Kommentatoren gilt: In einem Bewusstsein einer Verantwortung für die eigene Zeit und die Zukunft der Menschheit mischten sich eine spätzeitliche Sehnsucht nach einer guten alten Zeit und die Erkenntnis, nur durch die Wiederbelebung vergessener und verschütteter wertvoller alter Kenntnisse einem geistigen Fortschritt die Tore aus einer Stagnation heraus öffnen zu können. Es hätte noch manches im jetzt vorliegenden Katalog noch eine Verbesserung vertragen. Doch wenn die Klepsydra des Ausstellungstermins die typographische Stampfmühle - um in der Sprache u.a. Hieronymus Wolfs zu reden - nicht immer mit letzter Feinheit hat mahlen lassen, wenn bei mancher Formulierung ein Auge hat zugedrückt werden müssen (wie dies auch Simon Grynaeus zuweilen bekannt hat), dann darf der geneigte Leser dies nicht zuletzt auch den Wohltaten der Hämmer, Sägen, Pressluft- und andern Bohrer verdanken, die diese Arbeit mit schöner Ausdauer und Regelmässigkeit während vier Monaten von oben und unten, von links und rechts, von vorn und von hinten und sogar im Büro selber nicht nur die Ohren betäubend begleitet haben. Aber schliesslich weiss jeder im voraus, dass ein Katalog zu den Dornen gehört, die, wie Conrad Heresbach (von ihm stammt auch die Klepsydra) es 1523 formuliert hat, mehr Ärger als Dank einbringen.

Basel, Ende Mai / 30. August 1992 Frank Hieronymus