GG 138

Theophrastou tou Platōnos men prōton, eita de Aristotelous mathētou kai diadochou, ta mechri nyn sōzomena, hapanta.

Theophrasti primum quidem Platonis, mox Aristotelis quoque discipuli, & in Philosophiae professione successoris, omnium vero Philosophorum, M. Tullij quoque testimonio, elegantissimi atque eruditissimi, Opera, quae quidem a tot saeculis adhuc restant, omnia: summo studio Partim hinc inde conquisita, atque in unum veluti corpus nunc primum redacta, partim a multis quibus etiam hactenus scatebant mendis, doctorum virorum industria ac meliorum exemplarium ope repurgata. Accessit quoque Ioachimi Camerarii Praefatio, in qua cum de praestita in hisce omnibus opera, tum de Simonis Grynaei pietate ac eruditione Clariszimi viri obitu, una cum Epicedio in eundem. Item Autoris vita ex Diogene Laertio... Basel: Johannes Oporin 2. Maimakterion/November 1541. Fol.

Mit stolzem griechischem Kolophon erscheint hier, nachdem bis dahin die botanischen und einige kleinere Schriften in der Aristotelesausgabe des Manutius von 1495-1498, die Charakteres 1527 in Nürnberg und 1531 (GG 137) bei Cratander in Basel und die kleinen naturwissenschaftlichen Schriften unter dem Namen des Aristoteles (wie diese auch 1495) nochmals in einem Sammeldruck von dessen naturhistorischen Schriften ebenfalls 1527 in Florenz griechisch erschienen waren, die erste griechische Gesamtausgabe seiner Werke, soweit man sie hatte greifen können (auch in lateinischer Übersetzung, von Theodorus Gaza und Marsilius Ficinus, war bisher wenig erschienen). Die Handschriften gesammelt und wohl auch suchen lassen und den Druck vorbereitet hat, wie wir den Nachrufen des Herausgebers Joachim Camerarius aus Tübingen 22. August 1541 an Markgraf Albrecht von Brandenburg entnehmen können, auf die beide - in Prosa in der Widmung und in einer lateinischen Elegie mit einem griechischen Epigramm - schon auf der Titelseite gebührend hingewiesen ist, Simon Grynaeus, der Herausgeber u.a. der Werke des Aristoteles von 1531 (GG 112) und 1539 (GG 114). Grynaeus ist am 1. August 1541, noch nicht fünfzigjährig, an der Pest gestorben. 

Die Widmung beginnt mit einem fast seitenlangen Lob auf den Fürsten, das mit der Frage schliesst, welche Tugend ohne Menschlichkeit und Sanftmut bestehe. Nicht in einer Betonung des Abstands zum Volk liege der Adel. Dieser Lobrede lässt Camerarius eine noch umfangreichere rhetorisch-schwülstige Klage über den Tod des Grynaeus folgen, der - anders als Erasmus und andere in der Folge aufgeführte Humanisten - zu früh gestorben sei, und ein Lob seiner Kenntnisse auf allen Gebieten, die er bescheiden verborgen gehalten habe. Alle irgendwie Begabten habe er zum Schreiben und Publizieren, antike Texte zu kommentieren und zu übersetzen ermuntert. Er selber habe für die Wissenschaften alles versucht, Reisen bis übers Meer unternommen (England 1531), nicht für Gewinn oder Ruhm, sondern zum Nutzen der Andern. Immer hilfsbereit, habe er sich über die Erfolge Anderer gefreut, nie Neid gekannt. Doch er habe nur vom Leben zu berichten, keine Lobrede zu halten, nur die Grösse des Verlustes zeigen wollen. Standhaft im Glauben, habe er zuletzt auch die Qualen der Krankheit tapfer ertragen. Wie viel besser würde aber Grynaeus all dies schreiben, wenn es ihm, wie vorgesehen, gestattet gewesen wäre, dieses Buch mit seinem Vorwort herauszugeben. Nur wenig, einiges zur Naturlehre, nichts zu Dialektik, Rhetorik, Ethik und Politik sei von Theophrast erhalten geblieben. Cicero habe noch ein Werk "Callisthenes" und eine Schrift über die Tugend gekannt, eine über Geschichte und Ursprung der Pflanzen, weitere Laertius. Doch auch die hier vorliegenden Reste seien bisher an zwei Orten in Italien aus Mangel an einigermassen korrekten Handschriften nur recht fehlerhaft erschienen, und sogar diese finde man kaum (die Aristoteles-Gesamtausgabe von 1495-98 fand sich immerhin damals und findet sich noch heute in Basel aus Amerbach-Besitz, der naturwissenschaftliche Druck von 1527 nicht). Oporin habe mit Mühe und Sorgfalt, was er vermocht habe, an Vorlagen zusammengebracht und eine Ausgabe hervorgebracht, die an vielen Stellen besser sei. Darin habe er nichts leichtfertig geändert, gestrichen, jede ältere Lesart wie seine Zweifel notiert, um nicht in den Verdacht zu kommen, den Autor irgendwie verderbt zu haben. Ausserdem sei einiges hinzugekommen, was bisher nicht gedruckt worden sei. 

Den Schriften Theophrasts vorangestellt ist seine Lebensbeschreibung aus Diogenes Laertios, ihnen angehängt zwei Theophrastkommentare des "lydischen Philosophen Priskian".

Aus Besitz des Martin Borrhaus: L f II 3 Nr. l

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Lf II 3:1

Illustrationen

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Titelseite mit Besitzervermerk (oben): "Ex libris Universitatis Basil."

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Vorrede vom Herausgeber Joachim Camerarius an Markgraf Albrecht von Brandenburg, Tübingen den 22. August 1541, 1. Seite

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Vorrede, 2. Seite

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Vorrede, 3. Seite

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Vorrede, 4. Seite

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Vorrede, 5. Seite

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Vorrede, 6. Seite

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Gedicht von Camerarius zum Tod des Simon Grynaeus, 1. Seite

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Gedicht von Camerarius zum Tod des Simon Grynaeus, gefolgt von griechischem Epigramm auf denselben, 2. Seite

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Anfang der 'Historia plantarum'

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