GG 251

Arrianou Peri Alexandrou Anabaseōs historiōn biblia oktō.

Arriani de Expeditione sive rebus gestis Alexandri Macedonum Regis libri octo, nuper & reperti, & quam diligentissime in lucem editi. Historiam quoque eandem, olim quidem a Bartholomaeo Facio latinitate donatam, nunc vero innumeris quibus scatebat mendis repurgatam, hic adiungi curavimus, ut & conferri a linguae Graecae studiosis possit, & quid in utraque a nobis praestitum sit, facilius appareat. Basel: Robert Winter Mounichion/März 1539. 8°.
Arriani Nicomedensis novi Xenophontis appellati, de rebus gestis Alexandri Magni regis Macedonum libri octo, summa diligentia ad Graecum exemplar emendati, & innumeris quibus antea scatebant mendis repurgati. Bartholomaeo Facio viro doctissimo Interprete. Basel: Robert Winter März 1539. 8°.

1533 war der erste griechische Arrian-Druck überhaupt, und zwar in Basel erschienen (GG 250), sein Periplus zusammen mit inhaltsverwandten Schriften anderer Autoren bei Froben und Episcopius. 1535 folgten in Venedig bei Bartolomeo Zanetti, herausgegeben und finanziert von Giovanfrancesco Trincavelli, das Enchiridion Epiktets und der Alexanderfeldzug. Hier folgt dessen zweiter Druck, gegenüber dem sehr fehlerhaften Erstdruck anhand griechischer Handschriften stark verbessert, und ergänzt durch die lateinische Übersetzung Bartolomeo Facios, die zum erstenmal 1508 in Pesaro erschienen war. Sie ist ebenfalls nach dem Griechischen verbessert worden. Ihr Zweck, wie immer bei diesen Beigaben: die Möglichkeit des Vergleichs; dazu das Angebot eines besseren Textes; und, nicht genannt: eine bessere Möglichkeit des Verkaufs. Beide Drucke konnten, vollständig mit Impressum und eigener Paginierung, auch einzeln ver- bzw. gekauft werden, wie z. B. auch die nur griechischen Exemplare der British Library zeigen, auch eines der beiden Basler Exemplare, das zwar beide Drucke aus altem Besitz der Bibliothek und zusammen gebunden zur Zeit des Drucks enthält, doch, entgegen der Angabe des griechischen Titelblatts, dass die lateinische Übersetzung Zugabe ist, zuerst den lateinischen und erst an zweiter Stelle den griechischen Druck mit dem Haupttitelblatt. Dem lateinischen Druck sind die alten Vorreden des Facius und Curulus von 1508 wieder beigegeben, der griechische wird von einer Widmung des Strassburger Humanisten und mehrmaligen Mitarbeiters der Basler Drucker von Johannes Froben 1515/16 bis zu Oporin in den 1540er Jahren Nicolaus Gerbel eingeleitet. Er hat die Ausgabe von Strassburg aus am 1. Februar 1539 seinem Gönner Jakob Sturm gewidmet, dem bedeutendsten Staatsmann Strassburgs im 16. Jahrhundert, Dreizehner und Stettmeister (ex Patritijs Proconsuli), Anhänger der Reformation, der gerade 1538 das Strassburger Gymnasium gegründet und als dessen Rektor Johannes Sturm (aus Schleiden in der Eifel) berufen hatte. Ein guter Teil derer, beginnt Gerbel seine Widmung, die bisher Werke berühmter Männer ihren Freunden oder Gönnern gewidmet hätten, hätten damit vor allem die Tugenden und Wohltaten dieser Freunde und Gönner der Nachwelt empfehlen wollen. Er verfolge damit, da sein Ruhm dieser Empfehlung nicht bedürfe, ein anderes Ziel. Da die Stadt Strassburg schon viele Jahre seine Dienste beanspruche, widme er ihm die Geschichte des mächtigsten Königs, damit er sich seine aufrechtesten Taten zum Vorbild nehmen könne. Über keinen der alten Könige aber hätten mehr Autoren geschrieben als über Alexander. Plutarch nenne deren etwa siebzehn, Volaterranus über zwanzig. Sogar Livius, zweifellos der bedeutendste Historiker, streite seine Bedeutung nicht ab, obwohl er zum Ruhm des eigenen Volkes, ihn auf eine den Griechen verdächtige Weise mit Römern vergleiche. Arrian habe ihn treffend den königlichsten König und den feldherrlichsten Feldherrn genannt. Das stelle er in acht Büchern dar. Er sei ein neuer Xenophon genannt worden (z.B. in der Suda, deren Abschnitt im folgenden abgedruckt ist): wie Xenophon eine Kyropädie, so habe er aus den gewaltigen heute verlorenen Bänden Epiktets drei Bücher über dessen Leben ausgezogen; wie jener die Anabasis des Kyros habe er acht Bücher über die Alexanders des Grossen der Nachwelt anvertraut. Auch im Stil sei er nicht geringer (und Xenophon gilt auch als sein Stilvorbild). Ausser diesen beiden Werken solle er noch über seine Heimat geschrieben haben (aus Nikomedeia in Bithynien stammend, ist er lange Zeit als Offizier und hoher Beamter in römischem Staatsdienst gestanden), denn er werde in den Bithynika, vor allem im 16. Buch, oft zitiert (in den Ethnika des Stephanos von Byzanz aus dem 6. Jahrhundert. Dieser bezeuge auch ein Werk Parthika (sowohl die 8 Bücher Bithynika wie die 17 Bücher Parthika und eine Diadochengeschichte sind verloren). Schliesslich über den Periplus - die Küsten - des Schwarzen und des Roten Meeres, welches Werk ja schon von den Gelehrten zerlesen werde (im Basler Druck von 1533 [GG 250]). In der Alexandergeschichte schreibe er genauestens über Kriegführung, und zu Indien scheine er fast vorausgesehen zu haben, dass die andern Autoren wie Megasthenes, Basilis, Demachus, die Athenaeus nenne (Basilis hat im 3. Jh. v. Chr. Indika geschrieben, Deimachos war wie der wertvollste, aber nur in Auszügen erhaltene Autor über Indien, Megasthenes - um 400 - als Gesandter der Seleukiden am indischen Königshof gewesen), und Apollonius von Thyana und Martianus verloren gingen (Arrian berichtet ausführlich über indische Ereignisse im Text der Bücher 4-6, exkursartig zuletzt über Indien in der als Buch 8 der Expeditio überlieferten Indike). Arrian beschreibe Alexanders Geschick in Kriegführung und Diplomatie. Doch das finde Sturm im Buch selber. Nur einen Traum müsse er ihm noch erzählen - und der bietet ihm Gelegenheit, auf die Entstehung der Ausgabe zu sprechen zu kommen: es sei ihm kürzlich ein bleicher, hagerer Mann mit schütterem schwarzem Bart erschienen, mit bithynischem Überwurf um die Schultern, Sturm ähnlich. Er habe ihn vorsichtig beim Ohr gefasst und, auf griechisch, ihm Mut zugesprochen und das Folgende, was er ihm hier lateinisch aufgeschrieben habe: Er solle sich nicht weiter Sorgen machen: was er sich zu seinen Büchern überlegt habe (zum Alexanderzug: die Gestalt ist somit Arrian und Sturm), sei richtig. Nur das dürfe er nicht auslassen, dass Johannes Oporin, der hervorragende geschickte Künstler im Wiedergebären der Schriften der Alten, sich tüchtig Mühe gegeben habe und er, Gerbel, ihm (hier nun Arrian, der Bithynier) nichts Willkommeneres habe leisten können. Denn auf feinstem Papier, in elegantester Schrift, mit neocharaktoi typoi - frisch gegossenen Typen - wie er selber gesagt habe, mit Unterteilung der Sätze durch Kola, Kommata und Punkte habe er mit grösster Sorgfalt keine Mühe und keine Kosten gespart, bisher Verstelltes, Verwirrtes, schwer Verständliches in Ordnung zu bringen und zu erklären (als Betreuer des Textes Gerbels in der gemeinsamen Offizin mit seinem Schwager Winter). Dass doch auch seine Bythinica (die Bithynika), die er aus Liebe zu seiner Heimat geschrieben habe, zum Druck in seines Oporin Hände gelangten! Er werde ihm zur passenden Zeit zeigen, wo sie verborgen lägen, im Kampf mit Würmern und Motten (leider sind sie verschollen geblieben, bis heute; der geträumte Arrian hat sie nicht gefunden). Er schulde ihm, Oporin, Dank für die würdige Publikation seiner Arbeit. Hiermit sei die Gestalt verschwunden und er erwacht. Wenn ihm, seinem Gönner, dieser Bericht gefalle, werde es ihn ermuntern, auch anderes, dem Vorliegenden Ebenbürtiges, zu kommentieren.

Exemplar Ex libris Universitatis Basil.: B c VI 74

Exemplar aus Besitz eines Anastasius Susbeth (oder Susbeck), eines Sigis(mundus) Ludovicus in Rosheim 1566, dann Remigius Faeschs: B c Vll 67

Allein die lateinische Übersetzung hat nochmals im September 1554 mit Angabe Basileae auf der Titelseite, doch vollem Impressum auf dem Schlussblatt Mathias Apiarius in Bern für Johannes Oporin gedruckt (B c VI 75).

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc VI 74 | Bc VI 75 | Bc VII 67

Illustrationen

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Titelseite mit Besitzervermerken

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Vorrede von Nikolaus Gerbel, von Strassburg aus am 1. Februar 1539 seinem Gönner Jakob Sturm gewidmet

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Vorrede, 2. und 3. Seite

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Vorrede, 4. und 5. Seite

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Vorrede, 6. und 7. Seite

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Vorrede, 8. und 9. Seite

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Vorrede, 10. und 11. Seite

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griechisches Kolophon

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Druckermarke von Robert Winter

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Titelseite der lateinischen Übersetzung

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Kolophon

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