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Alexandri Aphrodisei Medici et Philosophi praecellentis, de Febrium causis et differentijs, opusculum comprimis eruditum a Georgio Valla Placentino latinitate donatum. In Librum Ioannis Damasceni principis Arabum medici, de exquisita Febrium curatione compendiosum Diegema. Albano Torino Authore. Eiusdem Aphorismorum libellus eodem Torino Paraphraste. Ad haec Simonis Grynaei viri claris. Medicinae commentatio (richtig: commendatio) sive Encomium. Basel: Robert Winter September 1542. 8°.
Früh, von 1513 an, sind in Venedig bei Aldus Manutius die Kommentare des Alexander von Aphrodisias, des bedeutendsten Aristoteleserklärers im Peripatos (um 300 n. Chr.), im griechischen Original erschienen, 1536 bei Bartolommeo Zanetti auch seine gesamten eigenen philosophischen Schriften, erst 1821 nach einer Florentiner Handschrift in griechischer Sprache die hier in der Übersetzung Giorgio Vallas vorliegende Schrift über die Fieber. 1498 war diese, als Anhang zu Übersetzungen Vallas von Schriften des Nicephorus Blemmydes, bei Simone Bevilaqua in Venedig erschienen; in gleicher Zusammenstellung erschien sie 1499 nochmals in Vicenza, zusammen mit einer Schrift Galens 1518 in Paris. Hier liegt ihr erster Druck im deutschen Sprachgebiet vor; Herausgeber dieses Basler Sammeldrucks ist der Basler Arzt und Dozent Albanus Torinus; gewidmet hat er ihn von Pforzheim aus am 5. Juni 1542 dem Bischof von Würzburg Conrad von Bibra.
Er wisse kaum, ihm würdig zu danken für seine grosszügige Aufnahme und zusätzliche wertvollste Gastgeschenke, beginnt er seine Widmung. Nach Verdiensten ihn zu lobpreisen verstehe er nicht; so biete er ihm diese alten medizinischen Bücher dar, gering an Masse, doch nützlich. Sie enthielten alles zur Theorie und Praxis der verschiedenen Fieber, kurz, aber nicht weniger zu ihren Ursachen, Kennzeichen und Behandlungen als in seinem riesigen ungeordneten Regelbuch Avicenna, ja sogar Galen und Hippokrates, die Koryphäen der Ärzte. Als er jedoch ihren unsäglichen Zustand gesehen habe, habe er sie von zahllosen Fehlern, ungenauen Übersetzungen (ecphrastica interpretatio - die in andern Fällen als zu freie Bearbeitung gerade auch ihm vorgeworfen worden ist) befreit und das meiste wiederhergestellt, wobei ihm die starken Abweichungen in den alten Handschriften nicht wenig geholfen und keineswegs nur als Feigenblatt gedient hätten. Doch er gestehe, noch nicht allen Dreck gleichsam aus dem Augiasstall entfernt zu haben. Man finde bewusst noch einige barbarische Begriffe (von denen er in der Folge eine Anzahl anführt). Ihm widme er das Werk nicht weil es seiner würdig wäre, sondern zu seinem Schutz gegen gehässige Angriffe. Und nachdem er in mehreren Paraleipsen sein Lob gesungen hat, weist er darauf hin, dass in diesem eisernen Zeitalter in Franken niemand die Musen nicht nur wie er achte, sondern auch durch Preise ermuntere und schütze. Hierauf kommt Torinus auf die Autoren des Bandes zu sprechen: Alexander, der das Werk höchst gelehrt in der Nachfolge Galens verfasst habe, doch in Valla einen zwar höchst gelehrten, in seinen medizinischen Übersetzungen jedoch höchst ungeschickten Interpreten gefunden habe. Er habe da zahlreiche Fehler verbessert. Janus Damascenus, der beste der arabischen Ärzte, bisher mehr dem Namen nach bekannt, habe höchst gelehrt und so elegant, wie es die arabische Sprache zulasse, die Arten der ärztlichen Behandlung dargestellt (Jahja Ben Maseweih = Mesuë der Ältere, um 780-857, oft verwechselt mit Jahja Ibn Serafiun = Serapion dem Älteren, beide unter dem Namen Janus Damascenus überliefert). Als er auf dessen Werke in seiner reichen Bibliothek in Würzburg gestossen sei und sie aufmerksam auf die Schriften der Griechen hin (welche die Medizin am korrektesten überliefert hätten) geprüft habe, habe er bei ihm Beifall gefunden, so schmutzig und ungepflegt seiner arabischen Art entsprechend er auch gewesen sei, so dass er ihn höchst würdig gefunden habe, dem Schmutz entrissen und in reinerem Gewand auch gebildeteren Lesern vorgelegt zu werden, zumal er so gut wie gar nicht vom rechten Weg der Griechen abweiche und sämtliche Ursachen, Merkmale und Behandlungsarten knapp und treffend behandle. Darum habe er die grausige Übersetzung des Damascenus gesäubert (in der Ausgabe der 7 Bücher der Therapeutice methodus des Ianus Damascenus von Torinus bei Heinrich Petri im März 1543, in der unsere beiden Bücher in umgekehrter Reihenfolge die Bücher 1 und 2 bilden, wird der Übersetzer metaphrastes - während Torinus sich als paraphrastes bezeichnet - genannt: der Arzt Gerardus von Cremona), so dass, was vorher für einen Studenten der Medizin unverständlich gewesen sei, nun rein und gefällig daherkomme und keine Mühe mehr bereite, nach Entfernung all der lateinischen Ohren unbekannten barbarischen Namen der Arzneien und Verbesserung des gesamten Stils: eine ungeheure Arbeit, da der steife, rohe und unausgefeilte Stil der Araber mit dem abgerundeten Stil der Griechen und dem abgemessenen der Römer nichts gemein habe. Am Ende des Buches habe er als Schlussschmuck eine Lobrede auf die ärztliche Kunst von dem in allen Fächern hochgebildeten und scharfsinnigen Simon Grynaeus beigegeben, genauestens nach den Regeln des Aristoteles und Polyklet angefertigt, deren Lektüre niemand reuen werde. Dieser lateinischen Lobrede, in deren Druck zahlreiche lateinische Begriffe und Redeweisen am Rand griechisch wiedergegeben sind, folgt noch, als Füller der Lage, ein kurzer Text eines Ruphus (und Galens) über die Pest in Übersetzung ebenfalls des Torinus.
Wohl aus Besitz des Zürcher Arztes Johann Rudolf Gyger (1603-1662): L m V 1 Nr. 2
Bibliothekskatalog IDS
Signatur: Lm V 1:2