GG 426

Theophylacti Archiepiscopi Bulgariae, in quatuor Evangelia enarrationes, Ioanne Oecolampadio interprete. Cautum est edicto Caesareo, ne quis hunc... Basel: Andreas Cratander März 1524. Fol.

Im März 1524 erscheint bei Cratander der erste Druck des Evangelienkommentars des Theophylaktos von Ochrid, Schülers des Psellos und Prinzenerziehers in Konstantinopel, dann 1088-1126 Erzbischofs der Bulgaren in Ochrid, in der lateinischen Übersetzung Oecolampads, mit ausführlicher wiedergegebenem Kaiserlichem Privileg gegen Nachdruck dieses und anderer Erstdrucke und wesentlich veränderter späterer Auflagen Cratanders. Oecolampad hat die Bedeutung auch dieses späten Evangelienkommentars für die Kirche seiner Zeit erkannt, während andere Schriften - einige wichtig für die Kenntnis der bulgarischen Geschichte - zum Teil heute noch nicht gedruckt sind. Schon im März 1525 konnte Cratander eine zweite Auflage herausbringen, 1527 eine dritte, in welchem Jahr auch ein Druck in Zürich erschien; 1528, 1531, 1532 und 1541 folgten Nachdrucke in Köln, 1534, 1542 und 1543 in Paris, 1541 auch nochmals ein Basler Druck bei Cratanders Erben.

In seiner Vorrede an den Leser, vom Monat des Druckes datiert, rechtfertigt Oecolampad die Ausgabe: Auch wenn Theophylaktos zu den späteren griechischen Theologen gehöre, sei er dennoch zu beachten. Er fasse kürzer zusammen, was andere manchmal zu weitläufig überliefert hätten, dennoch aber verständlich. Er habe vorwiegend aus Chrysostomus geschöpft, so dass dessen vielbändige Evangelienerklärung hier konzentriert vollständig fassbar sei. Wenn er einmal gewaltsamer deute als die kanonischen Schriften, solle man sich davon nicht abschrecken lassen. Er bringe manch gute Paraphrase, auch nicht ungeschickte Allegorien. Jedenfalls reue ihn die auf Wunsch von Freunden an ihn gewendete Mühe nicht. Mit rhetorischem Schmuck habe er seine Übersetzung allerdings nicht ausgestattet, nicht ausstatten wollen und zeitlich nicht können: tägliche Vorlesungen, Predigten, Drängen des Druckers und die Unruhe der Zeit hätten es verhindert. Er sei hier Übersetzer, nicht Dogmatiker, die Possen seines persönlichen Unwissens bringe er in eigenen Büchern unters Volk, nicht unter ehrwürdigen fremden Namen. An einer Stelle habe er allerdings hineinstopfen müssen, da habe die Vorlage (eine Handschrift, denn griechisch ist der Kommentar erst 1542 in Rom im Druck erschienen) eine Lücke gehabt. Darauf weise er hier hin, doch er habe mit der Publikation des bisher unbekannten Theophylaktos deshalb nicht warten wollen. Lieber so viel als nichts. - Wir haben den ersten Druck unter dem Namen des Theophylaktos überhaupt vor uns; einzig sein Kommentar zu den Paulusbriefen war bis dahin schon erschienen - ebenfalls lateinisch: 1477 und 1518 in Rom bzw. Paris unter dem Namen des Athanasius.

Die Titeleinfassung, Metallschnitte Jacob Fabers nach Zeichnungen Hans Holbeins, zeigt, hier zum erstenmal vollständig erschienen, über der Aussendung der - dreizehn - Apostel mit ihren Schlüsseln die vier Evangelisten und die Fürbitte Jesu.

RC 92:2 Nr. 2

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: FK III 7 | FK III 8:1 | Rc 92:2 | fa 285

Illustrationen

Buchseite

Titelseite mit Metallschnitten von Jacob Faber (signiert : IF).

Buchseite

1av: Vorrede des Herausgebers Johannes Oecolampad an den Leser, datiert von Basel, März 1524.

Buchseite

2ar: Erste Textseite mit Einfassung von Jacob Faber (signiert: IF).

Buchseite

Kolophon

Buchseite

Druckermarke von Andreas Cratander.