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Ambrosius Calepinus Bergomates, professor devotus ordinis Eremitarum sancti Augustini, Dictionum latinarum e greco pariter dirivantium, earundemque interpretationum collector studiosissimus... Basel: Adam Petri für Verlag Leonhard Alantsee 19. Februar 1512. Fol.

In dem Jahr, da Johannes Cuno im Betrieb des gelehrten unter den drei Basler Druckern Johannes, Johannes Amerbach (neben Johannes Petri und Froben), an einem neuen Griechisch-Lexikon arbeitet, ein gutes Jahr vor dem ersten Basler Druck der Adagien des Erasmus bei Froben (GG 12), erscheint bei Johannes Petris Neffen Adam Petri der erste Realität gewordene Basler Lexikondruck, auf Kosten, d.h. für den Verlag des führenden Wiener Verlegers - eines der bedeutendsten Verleger des Anfangs des 16. Jahrhunderts überhaupt - Leonhard Alantsee: die elfte Ausgabe des lateinischen Lexikons mit zahlreichen griechischen Einfügungen vor allem zu Lehn- und Fremdwörtern und Eigennamen aus der Feder des Bergamasker Augustinereremiten Ambrogio Calepino. Legitimierter natürlicher Sohn eines Grafen von Calepio, ist Giacomo Calepino 1440 in Bergamo geboren. Beim Eintritt in den Orden der Augustinereremiten im Jahre 1458 nimmt er den Namen Ambrogio - Ambrosius - des Lehrers des Augustinus an. Er wirkt in den Konventen von Mailand, Mantua, Cremona und Brescia, zuletzt wieder in Bergamo, wo er vermutlich im Januar 1510 gestorben ist. 1502 ist der erste Druck seines lateinischen Lexikons in Reggio Emilia erschienen, wie auch die vier nachfolgenden Venezianer Drucke bis 1509 noch ohne Titel; An dessen Stelle lud sein sapphischer Elfsilbler unter dem Namen "Calepinus Ad Librum..." den Käufer-Leser ein. Als erster erhält der erste Pariser Druck, am 23. Juni 1509 bei Jodocus Badius Ascensius, in diesen Jahren auch Drucker des Erasmus, erschienen, einen eigentlichen Titel, der sachlich den Inhalt des Werkes angibt: "F. Ambrosij Calepini Bergomatis... Dictionarium..." und der auch schon auf die von seinem Autor in das eine Werk kompilierten antiken und zeitgenössischen Vorgänger hinweist. Der humanistische Drucker und Autor hat auch eine der bedeutendsten Revisionen des Inhalts durchgeführt. - Schon die Erstausgabe enthielt einige griechische Quellen. Die besondere Bedeutung der ersten 67 Drucke liegt aber in der Konzentration zahlreicher lateinischer lexikalischer Quellen - der bedeutendsten - und Belege in einem Band, wie auch in den Titelangaben seit dem ersten Druck immer wieder hervorgehoben worden ist. Als zweiter Nutzen kommt ab 1545/46 die Mehrsprachigkeit, schliesslich Vielsprachigkeit hinzu. Insgesamt sind vom "Calepinus" bis 1778/79 211 Ausgaben erschienen, an zwanzig Orten, an zehn von diesen allerdings nur je ein Druck. Bis zum Erscheinen der letzten Basler Ausgabe im Jahre 1627 sind es insgesamt deren 186 gewesen. Ihrer 74 sind 1503-1778 in Venedig erschienen (bis 1627: 66), 36 in Paris von 1509 bis 1617, 30 in Basel von 1512 bis 1627, 29 in Lyon von 1519 bis 1681. In Deutschland im engeren Sinne sind gerade deren zwei erschienen: in Augsburg 1520 und in Köln 1534. Vier Drucke sind in Strassburg erschienen, fünf in Hagenau. Von den Vorgängern unseres ersten Basler Druckes sind heute in Basel die Ausgabe Venedig 1506 - aus Besitz des späteren Klosterbibliothekars Georg Carpentarii in die Kartause gelangt - und Paris 1509 - aus dem Besitz Hieronymus Lachners, eines Sohnes des späteren Schwiegervaters Johann Frobens, erhalten. Beide Exemplare haben sich im Jahre des Erscheinens unseres Drucks von 1512 sicher schon in Basel befunden. Die Druckvorlage dürfte Petri hingegen vom Verleger Leonhard Alantsee aus Wien, in dessen Verlag auch die Drucke Venedig 1513 und Hagenau 1521 erschienen sind, geliefert worden sein. Sie dürfte, auch wenn die Titelformulierung, abgewandelt, aus den Pariser Drucken übernommen worden ist, einer der vorangehenden Venezianer Drucke gewesen sein, da Petris Druck die sehr benützerfreundlichen typographischen Hervorhebungen der neuen Begriffe und die Kopftitel zeigt, die schon der Venezianer Druck von 1506 aufweist, die aber dem Pariser Druck von 1509 (noch!) fehlen. Herausgeber in Basel ist der Basler Franziskanerminorit Daniel Agricola. Es ist die erste Ausgabe, die den Hinweis auf griechische Wörter nicht erst und nur in der Aufzählung der Quellen zu "Suidas" bringt, sondern schon im eigentlichen Titel. Parallel dazu hat Agricola die nüchterne Quellenangabe seiner Vorgänger "Ex Suida graeco" rhetorisch verbrämt: "et Suidae plurimum Argivo functus officio, litterariaque palaestra". Die griechischen Typen unseres Druckes sind schon recht elegant, doch noch ohne Akzente und Spiritus; zudem deuten "computerhafte" Worttrennungen darauf hin, dass, im Gegensatz zu Frobens Setzern der Adagia des Erasmus ein gutes Jahr später, diejenigen Petris griechisch nicht verstanden und dass der Korrektor, wohl identisch mit dem Herausgeber, nicht mehr alle willkürlichen Worttrennungen eliminieren konnte. Die Adagien enthalten dann allerdings auch sehr viel mehr griechischen Text als die frühen Ausgaben des Lexikons des Calepinus, sowohl relativ pro Seite wie im Gesamten. Unser Lexikon ist aber immerhin der erste Basler Druck mit umfangreicheren griechischen Texten. Die links oben signierte Titeleinfassung Urs Grafs mit Medaillons von König und Königin ist hier zum erstenmal verwendet.

Das Basler Exemplar D B IV 4 hat den Brüdern Amerbach gehört, mit Erscheinungsdatum zu Anfang 1512 möglicherweise schon ihrem Vater, dem Drucker Johannes Amerbach.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: DB IV 4

Illustrationen

Buchseite

Titelseite mit Besitzervermerk der Brüder Amerbach; die Titeleinfassung stammt von Urs Graf (Sign. links oben).

Buchseite

2ar: Anfang des Dictionarium. Die griechischen Wörter besitzen weder Akzente noch Spiritus und sind z.T. willkürlich getrennt.

Buchseite

9Zv: Letzte Seite mit Kolophon.