GG 13

Opuscula Plutarchi nuper traducta. Erasmo Roterodamo Interprete. Quo pacto qui dignoscere possit adulatorem ab amico. Quo pacto quis efficere possit ut capiat utilitatem ab inimico. De tuenda bona valetudine praecepta... Num recte dictum sit, lathe biōsas, id est, Sic vive ut nemo te sentiat vixisse. De cupiditate divitiarum... Basel: Johannes Froben August 1514. 4°.

Mit gewissermassen einem griechischen Empfangsdistichon des niederländischen Mitarbeiters Frobens Gerardus Listrius auf der Titelseite erscheint in den ersten Tagen des ersten Basler Aufenthalts des Erasmus seine Übersetzung einiger Stücke der Moralia Plutarchs: Gerardou tou Listriou. Tauta d' arēiphilōn Germanōn kosmos Erasmos/Oios leimōnōn drepsato ek danaōn (dies hat die Zierde der kampfesfreudigen Deutschen Erasmus/allein in den Auen der Griechen gepflückt). Erasmus hat die Übersetzung der ersten Schrift noch in Cambridge im Juli 1513 König Heinrich VIII. von England gewidmet und vermutlich, wie die Neufassung der Adagia, seinem Buchhändler Birckman für seinen damaligen Drucker Badius Ascensius nach Paris mitgegeben, der sie dann, wie die Neufassung der Adagien, den Baslern gebracht hat: im Juli 1513 schreibt er an Thomas Morus, dass er die Schrift Plutarchs über die Unterscheidung eines Schmeichlers von einem Freund übersetze. Dieses Thema behandelt denn Erasmus auch in der Widmung, wobei er, dem königlichen Empfänger angepasst, als Beispiele ausschliesslich Herrscher wählt, aus dem Altertum: Hieron, Darius, Xerxes, Croesus, Alexander den Grossen, Dionys. Die zweite kleine Schrift Plutarchs hat Erasmus wohl im Herbst 1512 übersetzt und dem Bischof von Lincoln und Almosenier des Königs gewidmet, neu zum Neujahr 1514 gewidmet und diese Widmung nochmals, wohl auf dem Weg nach Basel, erweitert. Die Übersetzung ist mit der Widmung vom Januar 1514 zusammen handschriftlich in Basel erhalten. Griechisch waren die Moralia gesamthaft 1509 bei Manutius in Venedig erschienen, eine grössere Anzahl im selben Jahr in Paris; die nächste griechische Gesamtausgabe folgte erst 1542 in Basel bei Hieronymus Froben und Nicolaus Episcopius (GG 97). Einzelne Moralia lagen bis 1514 schon in verschiedenen Übersetzungen gedruckt vor, die erste Gesamtausgabe älterer Übersetzungen war gerade im Februar 1514 in Paris bei Badius Ascensius erschienen. Ausser dem Titelgedicht enthält unser Druck wenig Griechisches, vor allem einige Zitate und Parallelen in den Marginalien, ist damit aber doch einer der ersten Basler Drucke mit griechischem Text. Er ist in Eile faszikelweise gedruckt worden.

Geschenk des Druckers Froben an die Basler Kartause: D B VII 25 Nr. 2

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: DB VII 25:2

Illustrationen

Buchseite

Titelseite mit Angabe der einzelnen Werke; unten ein Distichon von Gerardus Listrius

Buchseite

Vorrede zur ersten Schrift Plutarchs von Erasmus an König Heinrich VIII von England, 1. und 2.Seite

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Vorrede zur zweiten Schrift Plutarchs von Erasmus an den Bischof von Lincoln; vgl. dazu den Autograph des Erasmus Cod. AN VI 1

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Anfang der Schrift 'De capienda ex inimicis utilitate'; vgl. dazu den Autograph des Erasmus Cod. AN VI 1

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