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Syntaxis linguae Graecae, Ioanne Varennio Mechliniensi autore. Praeterea Annotatiunculae paucae ad praecepta Syntaxis Varennianae, per Ioachimum Camerarium. Item de passionibus dictionum, ex Tryphone Grammatico. Basel: Johannes Oporin 1551. 8°.

1532 war bei Rutger Rescius in Löwen, wo er als Lehrer am Collegium Trilingue tätig war, ein Lehrbuch der griechischen Syntax des aus Mecheln stammenden Johannes Varennius (1462-1536) erschienen, in dem dieser vor allem deren Abweichungen vom Lateinischen behandelt hat, um so den Schwierigkeiten zu begegnen, die die Griechischschüler von einer "déformation" durch das zuvor gelernte Latein haben könnten. Um 1532 erschien ein erster Nachdruck in Venedig und schon 1536 erschien eine Ausgabe in Basel bei Balthasar Lasius und Thomas Platter, durch Anmerkungen erweitert und herausgegeben von Joachim Camerarius; ein nächster Druck folgte bei Lasius schon 1539, ein weiterer bei Robert Winter (aus der ursprünglichen Gemeinschaft mit Lasius und Platter) 1546 und, zwischen Nachdrucken des erfolgreichen Lehrbuchs 1547 und 1578 in Antwerpen und 1566 in Köln, nochmals einer in Basel: der unsere von 1551 bei Winters Schwager Oporin. Auch unserm Druck ist noch die Widmung des Varennius vom 1. Juli 1532 an Philippus Clericus beigegeben, in der dieser auf die vollendeten Lehrbücher der griechischen Syntax von Apollonius (Apollonios Dyskolos, 2. Jh. n. Chr.; seine Syntax 1495 in Venedig und 1515 in Florenz erschienen), Theodoros Gaza (1400 - um 1477), Laskaris (Konstantinos Laskaris, 1434-1501) hinweist, nach denen man Griechisch, nach der Empfehlung Quintilians, vor dem Latein lernen könne, während es heute umgekehrt sei und darum bei der Erlernung des Griechischen Schwierigkeiten entstünden, weshalb er in seiner Syntaxlehre nur das behandeln wolle, worin das Griechische vom Latein abweiche. Obwohl nur für seine Schüler (am Collegium Trilingue, mit dem auch Rescius verbunden war) entstanden, habe er den Lehrgang auf Drängen von Freunden bei ihrem Rescius drucken lassen und ihm als einem Freund und ehemaligen Schüler sowie Bruder des frühverstorbenen Erzbischofs von Oristano, seines ehemaligen Schülers und Schutzherrn, Johannes Clericus (gest. 1530) gewidmet. 

Camerarius geht in seiner Widmung an die Bonarum literarum studiosi, der in unserer Ausgabe ein zehnzeiliges griechisches Epigramm des Camerarius an den Leser eis syntaxin barēnou folgt (teilweise in neugriechischer Aussprache!), das 1536 die Titelseite geziert hatte, auf das Verhältnis von Griechisch- und Lateinunterricht ein und weist auf die Bedeutung sprachwissenschaftlichen Unterrichts hin: Mehr noch als viele andere Schriften der Gegenwart, welche die Hoffnung weckten, dass die Wissenschaften auch in Deutschland Früchte trügen (1536!), die sie ihren Bearbeitern immer eingetragen hätten, erfreuten ihn diejenigen, durch die die studiosi zum wahren Ausdruck (ad sermonis veritatem) und dessen genauem Gebrauch geführt würden. Dies sei keineswegs ein unnützes Studium, wie gewisse Leute meinten, indem sie es als blosse Wortklauberei verschrieen. Doch das zu widerlegen sei hier nicht seine Aufgabe. Er wolle den Liebhabern der griechischen Sprache, die alle Künste und Wissenschaften, schliesslich die ganze Philosophie in sich enthalte, dieses Büchlein empfehlen, in dem das meiste übersichtlich dargestellt sei, was durch Regeln erfasst werden könne, so dass die studiosi dem Autor zu Dank verpflichtet seien. Er halte die Erlernung dieser Sprache für sehr wertvoll, da er sie für die jetzigen Knaben, wie Fabius (d.h. Quintilian) seinerzeit für die Römer, für das Wichtigste ansehe. Dieser Wunsch sei zu entschuldigen, ihm aber nicht leichthin beizustimmen. Denn durch keinen Gebrauch, weder schriftlichen noch mündlichen, könne die Eigentümlichkeit einer Sprache gänzlich erlernt werden, und alle Mühe, die diese Eigentümlichkeit beiseite lasse, sei so gut wie unnütz. In der Gegenwart gebe es in keiner einzigen Sprache eine Redefertigkeit; zwar hätten einige talentierte Männer dank äusserster Sorgfalt und überlegtem Fleiss mittelmässige lateinische Schriften hervorgebracht und einigen Ruhm geerntet, im Griechischen habe das bisher niemand versucht, geschweige denn erreicht. Daher sei es unmöglich, Lateinunkundigen die griechische Sprache korrekt beizubringen, weder durch die Darstellung des Varennius, noch durch sein eigenes Beispiel, was im Latein Gebildete und Gewissenhafte doch einigermassen erreichen könnten. Man müsse der Reihe nach ins Griechische einführen, wenn einer schon aus dem Gebrauch des Lateins heraus jenes besser verstehen und dabei wiederum die Kenntnis des Lateins vervollkommnen könne, weit entfernt davon, das Griechische in zartem und unwissendem Alter beibringen zu wollen, was einige, manchmal beider Sprachen unkundig, aus Ehrgeiz zum Schaden der Schüler versuchten. Das Studium der beiden Sprachen müsse so miteinander verknüpft werden, dass sie Hand in Hand gingen und im Gleichschritt zur Vollendung gelangten, wobei die griechische bis dahin gleichsam an Jahren noch zu schwach sei, das Latein an sich zu ziehen. Das sei Aufgabe des älteren und kräftigeren Lateins, das dennoch seinerseits das Griechische später vollende. Daher dürfe man sie nicht getrennt lernen wollen und auch historisch sei beider Studium gleich notwendig. Und wer das beherzige, werde bei der Lektüre der Autoren die Ähnlichkeiten und Unterschiede in den Sprachen bemerken und sich die Ausdrücke, Dinge, Sätze, Wendungen notieren. Und dabei gehe es keineswegs unnützerweise nur um Wörter, wie Unerfahrene vorwürfen. Das wäre solche Mühe nicht wert. Doch da die Rede Dolmetscherin des Verstandes sei, könne kein Gedanke ohne eindeutige Ausdrucksweise mit Gewissheit verständlich gemacht werden; das zeige, dass bei diesem Studium der Geist selber ausgebildet, nicht nur die Sprache beigebracht werde. Was das vorliegende Buch betreffe, so hätte der Autor den Nutzen seiner Regeln noch vergrössert, wenn er Beispiele aus alten Werken angeführt hätte. Er ermahne alle studiosi, Regeln zwar nicht geringzuachten, aber solche ohne Beispiele als leblos zu betrachten. Und nichts hindere noch jetzt mehr, weder Dumme noch Studienfeinde, als die Unentschlossenheit in den Schulen und bei den Diktaten der Lehrer, dass auch Deutschland viele berühmte Schriftsteller und Gelehrte hervorbringe. Handeln tue not. Da zu diesem Ruhm jedoch Regeln allein nicht genügten, man aber auch schauen müsse, was andere in ihrem Fach leisteten, und er das selbe sich vorgenommen gehabt habe, habe er, gleichsam dem Faden des Autors entlang, seinen Regeln etwas beigefügt. Doch dies durch das ganze Buch hindurch zu tun hätten ihn vor dem Drucktermin (1536) dringende Geschäfte unterbrochen. Wenn es richtig scheine, werde er es bei Gelegenheit nachholen. Obwohl es mehr der Mühe wert sei, solche Beispiele selber in den Schriften der Alten zu erkennen, herauszusuchen und hier beizufügen, als sich mit seiner oder eines andern Sammlung zu beschäftigen. Dabei dürften seine Hinweise für die studiosi von Nutzen sein, auch wenn es nur wenige seien (das Büchlein hat Erfolg gehabt, wie die wiederholten Ausgaben zeigen, doch ergänzt hat Camerarius nichts, auch 1551 nicht für Oporin).

Aus der Druckzeit zusammenbroschiert mit einem Griechischlehrbuch für das Strassburger Gymnasium von 1551/52: D B VIII 12 Nr. 2.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: DB VIII 12:2

Illustrationen

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Titelseite

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2ar: Vorrede des Camerarius an die bonarum literarum studosi, 1. Seite.

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2av/3ar: Vorrede des Camerarius, 2. und 3. Seite.

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3av/4ar: Vorrede des Camerarius, 4. und 5. Seite.

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4av/5ar: Epigramm des Camerarius an den Leser, gegenüber die Vorrede des Varennius an Philippus Clericus vom 1. Juli 1532, 1. Seite.

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5av/6ar: Vorrede des Varennius, 2. und 3. Seite.

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6av/7ar: Beginn des Griechischlehrbuches.

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4nr: Kolophon