GG 237

Flavii Iosephi Antiquitatum Iudaicarum libri XX, ad vetera exemplaria diligenter recogniti. De Bello Iudaico libri VII, ex collatione Graecorum codicum castigatiores quam unquam ante redditi. Contra Apionem libri II, pro corruptissantea, iam ex Graeco itidem non solum emendati, sed etiam suppleti. De imperio rationis sive De Machabaeis liber unus a Des.Erasmo Roterodamo recognitus... Basel: Hieronymus Froben und Nicolaus Episcopius 1534. Fol.

Zeitlich in der Mitte zwischen der ersten Basler Josephusausgabe von 1524 (GG 236) und dem griechischen Erstdruck (GG 238) in derselben Offizin erscheint 1534 nochmals eine lateinische Gesamtausgabe, doch diese nun wenigstens zum Teil nach griechischen Handschriften verbessert, deren Fehlen man 1524 noch beklagt hatte; das Versprechen von damals, dann Besseres zu bieten, wird eingelöst. Herausgeber ist der seit 1524 in Basel bei Froben als Herausgeber und Übersetzer tätige Prager Humanist Zikmund Gelensky (Sigismundus Gelenius). Er hat die neue Ausgabe am Neujahrstag 1534 dem Bischof von Chiemsee Ägidius Rehm gewidmet. Er habe schon befürchtet, dass sein langes Schweigen verdächtig sein könne und er seiner Wohltaten unwürdig erscheine, beginnt er die Widmung. Doch habe sich hiergegen bisher keine Gelegenheit geboten und auch er habe, der grossen Entfernung wegen, nichts mehr von ihm gehört. Doch nachdem er nun gute Nachrichten empfangen und gerade eine grössere Arbeit abgeschlossen habe, biete sich die Gelegenheit, ihm Dank abzustatten. Denn als die vorliegende Ausgabe des Flavius Josephus vorbereitet worden sei, habe er sich umso leichter dem Textvergleich und der Durcharbeitung unterzogen (conferendi ac recognoscendi onus), als er immer schon die Zuverlässigkeit und Bildung des Autors und die Nützlichkeit des Werkes hoch geschätzt habe. Als beredtesten Autor in einer Fremdsprache habe er die Urgeschichte seines Volkes, das damals als einziges den einen wahren Gott verehrt habe, aus den Schriften der jüdischen Propheten ins Griechische übersetzt, die jüngere Zeitgeschichte sorgfältig zusammengestellt und schliesslich die Geschichte des Jüdischen Krieges, den er selber grossenteils kommandiert habe, hierin sogar Thukydides vorzuziehen. Dieser sei zwar in der Redekunst überlegen, in seiner Vatersprache, doch weder in seinen Taten noch in deren Beschreibung. Dem attizistischsten Autor stehe Josephus zwar nach, doch keinem der Asiaten. Von keinem Juden seiner Zeit seien so viele Kriegspläne, tapfere Taten, kluge Ratschläge bekannt, durch die er die später siegreichen Römer zuerst aufgehalten, dann, in Vorausahnung des unausweichlichen Geschicks, in Gefangenschaft unterstützt habe. Und wie grossartig er von Christus und seinen Jüngern gesprochen habe, finde sich in seinen Werken genügend bezeugt, wodurch er verdientermassen von Hieronymus in das Verzeichnis der christlichen Autoren aufgenommen worden sei. Doch er habe ihn hier nicht zu loben. Die Übersetzung der Urgeschichte habe er mangels griechischer mit alten lateinischen Handschriften verglichen. Er habe weniger Fehler als im Jüdischen Krieg gefunden, doch einen weniger geschickten Stil, so dass kaum beides vom gleichen Übersetzer stammen könne: in den Reden der Urgeschichte finde man, obwohl Josephus sich immer gleich sei, eine seltsame Stammelei; dagegen folge der Übersetzer in den Reden des folgenden Werkes, wohl Rufinus, enger dem Josephus und gebe sein stilistisches Vermögen weit besser wieder als jener, wofür Gelenius die Reden gegen den Selbstmord im dritten und siebenten Buch im Namen Eleazars und im eigenen anführt. Diese sieben Bücher (Bellum) habe er mit zwei griechischen Handschriften verglichen, die ihm der Bischof von Rodez (in Zentralfrankreich) Georges d'Armaignac bzw. der gelehrte Johannes Crotus habe zukommen lassen (der Humanist und - von 1531 an katholische - Theologe Johannes Jäger - Crotus Rubeanus, 1480 - Halberstadt um 1545, der sich bis 1509 Venatorius genannt hatte, im Erfurter Humanistenkreis Mitautor der Dunkelmännerbriefe, als Freund Luthers in preussischen Diensten, seit 1531 im Dienst Kardinal Albrechts von Mainz in Halle; Georges d'Armaignac hatte Simon Grynaeus die von ihm bei Curio besorgte Ausgabe des Lexicon Graecolatinum des Pierre Gilles vom September 1532 gewidmet). Mit deren Hilfe habe er so viele Fehler verbessert, dass der Leser sich davon leichter durch den Vergleich einer beliebigen Seite ein Bild machen könne als wenn er sie alle aufzählte. Die meisten stammten von den Kopisten, einige aus Missverständnissen des Übersetzers, hin und wieder sei er offenbar einer verderbten Vorlage gefolgt. Gleich viel oder noch mehr sei in den zuvor überaus fehlerhaften Büchern gegen Apion geleistet worden; sie dürften hier zum ersten Mal ohne Anstösse gelesen werden können. Die Verbesserung der Rede gegen die Makkabäer verdanke man der einzigartigen Zierde nicht nur ganz Deutschlands, sondern seiner ganzen Zeit, Erasmus von Rotterdam (dieser dürfte auch 1524 zumindest mit ein Grund der Übersiedlung des Gelenius nach Basel gewesen sein). Er widme die Ausgabe ihm wegen seines Interesses für die Geschichte und weil diese nicht weniger wertvoll als jede andere sei, aber auch da die Widmung an einen gebildeten Schutzherrn das Werk empfehle; doch er wolle nicht zum Schmeichler werden.

Auf S. 545 findet sich zwischen den Antiquitates und dem Bellum ein Hinweis des Druckers an den Leser: nach seiner Sitte und Verpflichtung, die verderbten alten Texte zu verbessern, habe er lange für diese Ausgabe nach griechischen Handschriften gesucht. Da er für die Antiquitates keine habe finden können, habe er sich wenigstens um solche für das Bellum und Gegen Apion in Frankreich, Deutschland und Polen bemüht, um den lateinischen Text mit ihnen vergleichen und verbessern zu können, dunkle Stellen des Übersetzers zu klären, in Anpassung an dessen teils leicht gräzisierenden, teils volkssprachlich angehauchten Stil, um nicht einen Cento zu schaffen. Am Schluss des ersten und Anfang des zweiten Buchs gegen Apion habe er eine Lücke von über hundert Zeilen ergänzen können.

Aus Besitz des Martin Borrhaus, dann Ex Libris Academ. Basil.: F Q I 6

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: FQ I 6

Illustrationen

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Titelseite mit Druckermarke.

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2alphar: Vorrede des Sigismundus Gelenius vom 1. Januar 1534, 1. Seite.

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2alphav: Vorrede des Sigismundus Gelenius vom 1. Januar 1534, 2. Seite.

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1ar: Anfang der lateinischen Gesamtausgabe des Josephus.

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1Zr: Hinweis des Druckers an den Leser.

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10Zzr: Kolophon.