GG 351
Pauli Aeginetae medici insignis Opus divinum, quo vir ille vastissimum totius artis oceanum, Laconica brevitate, sensibus argutis, merisque aphorismis in epitomen redegit. Albano Torino Vitodurensi interprete. Basel: Andreas Cratander und Johannes Bebel März 1532. Fol.
Erste Übersetzung der Epitome der griechischen Medizin, nachdem das Werk 1528 in Venedig griechisch, allerdings in einer für die Offizin des Manutius ungewöhnlich mangelhaften Ausgabe, zum erstenmal erschienen war. Im selben Jahr erscheint in Paris auch noch eine lateinische Übersetzung aus der Feder des Johannes Guinterius aus Andernach. Einzig das erste Buch war schon früh lateinisch erschienen: ab der Ausgabe Paris 1510 der Übersetzung des in Paris wirkenden Basler Arztes Gulielmus Copus (Kopp), des späteren Leibarztes König Franz I. Der Übersetzer Albanus Torinus (Zum Thor, aus Winterthur, 1489 - um 1549/50) hatte sich im Sommersemester 1516 in Basel immatrikuliert, wurde 1524 Dozent an der Artistenfakultät, promovierte 1529 in Medizin und wurde 1536 Dozent der Medizin. Seine ersten medizinischen Publikationen sind Ende der 1520er Jahre erschienen. Torinus hat seine Übersetzung am l. März 1532 dem Humanisten und Mäzen auf dem Salzburger Erzbischofssitz, Kardinal Matthaeus Lang, gewidmet. In dieser Widmung ergeht er sich zuerst über zwei Seiten in einem überschwenglichen Lobpreis des Erzbischofs, den ihm der Siebenbürger Humanist und Reformator - auch Torinus ist Anhänger der Reformation - Johannes Honter empfohlen hatte; Honter hat sich 1531-33 zum Druck seiner grossen Karte von Siebenbürgen in Basel aufgehalten. Er vergleicht ihn mit keinen Geringeren als Scaevola, Metellus, Cato, Aeneas und Nestor, preist seine Grosszügigkeit und Hilfsbereitschaft, ihn als zur Tugend und Wissenschaft geboren, ein Phönix Deutschlands, der zudem das Glück habe, einen Rat Philipp Gundelius aus Passau (Humanist, Dichter und Rechtsgelehrter) um sich zu haben - reichen Speicher der Beredsamkeit - der ihn verewigen werde, der an der Universität Wien Mengen in seine Hörsäle gezogen habe. Er widme ihm das Werk des Paulus, der in lakonischer, göttlicher Kürze die gesamte Medizin von Hippokrates über Galen bis zu Oribasius zusammengefasst habe. Die Kandidaten der Medizin würden aus seinem Werk in wenigen Monaten mehr an solidem Wissen erwerben als wenn sie sich in vielen Jahren die unausschöpflichen Kommentare der andern einzuverleiben trachteten. Doch er müsse auch auf die Fehlerhaftigkeit der einzigen Vorlage (der Aldina) hinweisen. Erstens sei alles darin ungeordnet, ohne Interpunktionen, die Texte verstellt, Wörter nicht abgetrennt oder auseinandergerissen: eine Qual für den Übersetzer. Wenn man ihm eine ungeglättete Sprache vorwerfe: er habe für Philologen übersetzt, nicht für Logophile. Andere möchten auf den Stil sehen, er auf den Sinn. Zudem habe es geeilt. Die Übersetzung habe er auf sich genommen auf Bitten und für Lohn Johannes Bebels, dessen Offizin die Wissenschaften mehr verdankten als jeder andern. - Die Eile brachte es mit sich, dass auch Torinus selber sich später von dieser ersten Ausgabe distanziert hat. Zudem hat er das schwierige sechste Buch in dieser Übersetzung ausgelassen. Der liber de chirurgia ist 1533 bei Bebel (GG 352) erschienen.
L f II 12
Bibliothekskatalog IDS
Signatur: Lf II 12