GG 448

Divi Basilii Magni episcopi Caesareae Cappadociae, opus argutum ac pium De spiritu sancto, ad Amphilochium, Des. Erasmo Roterodamo interprete. Nunc primum & versum & excusum. Basel: Hieronymus Froben und Nicolaus Episcopius Mai 1532. 4°.

Lateinische Gesamt- und Einzelausgaben der Schriften des grossen Kirchenvaters aus Kappadozien erschienen im Druck seit 1515 (Rom) bzw. 1470/71 (Venedig: Brief an Gregor von Nazianz und Rede an die Jugend), die erste grössere Sammlung von Schriften in der Originalsprache erst wenige Monate vor unserem Erstdruck ebenfalls in der Officina Frobeniana (GG 447), die erste griechische Gesamtausgabe in der selben Offizin sogar erst 1551 (GG 452) (erst 1618 folgte ihr eine zweite: in Paris). Anders als seine humanistisch-populäre Rede an die Jugend, in der man die Lektüre auch heidnischer Autoren durch einen Kirchenvater gerechtfertigt fand, die bis zum Jahr unseres Druckes schon über dreissig Mal in lateinischer Übersetzung erschienen war, erscheint seine Schrift über den Heiligen Geist hier zum ersten Mal im Druck (der erste griechische Titeldruck, nach dem Erstdruck im Anhang an den Erstdruck der Cebestafel in Florenz um 1496, erscheint hingegen erst 1537 in Basel [GG 449]), in lateinischer Übersetzung des Erasmus von Rotterdam.

Gewidmet hat er sie am 30. April 1532 Johannes Dantiscus, Bischof von Kulm und Gesandten des Königs von Polen am kaiserlichen Hof, der ihm durch seine Briefe und Gedichte und ein Gipsporträt immer nahe sei, für das zum Dank er ihm diesen Autor auf Papier sende: des grossen Basilius Schrift über den Heiligen Geist, dessen arianische Fehldeutung das Kirchenschiff damals nicht weniger ins Schlingern gebracht habe, als die gegenwärtigen Stürme. Von Gregor von Nazianz gelobt, sei die Schrift bisher lateinisch nicht bekannt (griechisch auch erst seit dem Sammeldruck vom März 1532), obwohl in den gegenwärtigen Streitigkeiten um das Verständnis des Heiligen Geistes dringend von Nöten. Beim Übersetzen seien ihm, wie bei Athanasius (seiner Schrift zum selben Thema, im Sammeldruck Johannes Frobens von 1527), Chrysostomus (dem Pauluskommentar, ebenfalls Froben 1527 [GG 397]) und Hieronymus (Psalmenkommentar) Stilbrüche, Zurschaustellung von Wissen aus Aristoteles und Porphyrius, unnötige Exkurse, Wiederholungen aufgefallen, die dem übrigen Werk des Basilius fremd seien und ihm Einschübe eines Autors zu sein schienen, der die Schrift aus fremden Autoren und Eigenem habe anreichern wollen. An solchen Stellen sei er öfters des Übersetzens überdrüssig geworden. Ein Heilmittel gegen solche Schändung der Kirche wäre es gewesen, wenn Fürsten und Bischöfe von den lesenswerten Büchern Archetypen in bestimmten Bibliotheken hätten aufbewahren lassen. Worauf Erasmus die Bedeutung des Basilius kurz hervorhebt und gegen seine Feinde rechtfertigt, die auch ihre Waffen aus Aristoteles und Porphyrius nur höchst oberflächlich, keineswegs deren Werken adäquat, zusammengesucht hätten. Unsere Ausgabe ist schon im selben Jahr in Paris nachgedruckt worden.

Das Basler Exemplar F J VII 18 scheint sich im 17./18. Jahrhundert in einer Solothurner Bibliothek befunden zu haben (Eintrag teilweise getilgt).

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: FJ VII 18

Illustrationen

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Titelseite. Besitzereintrag teilweise getilgt

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Vorrede von Erasmus an Johannes Dantiscus, Bischof von Kulm, datiert von Freiburg, den 30. April 1532, 1. Seite

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Vorrede, 2. und 3. Seite

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Vorrede, 4. und 5. Seite

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Vorrede, 6. und 7. Seite

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Vorrede, 8. und 9. Seite

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Druckermarke der Officina Frobeniana