GG 447

En amice lector, Thesaurum damus inaestimabilem D. Basilium vere Magnum sua lingua disertissime loquentem quem hactenus habuisti Latine balbutientem. Unum hunc dedit nobis Graecia numeris omnibus absolutum... Mihi crede, reddet te tibi meliorem, quisquis hunc familiarem habere voles... Basel: Hieronymus Froben und Nicolaus Episcopius März 1532. Fol.

Nach zwei Drucken der Briefe des grossen Kirchenvaters aus Caesarea in Kappadokien (um 330-379) von 1499 und 1528 und dem Erscheinen einer Einzelschrift in einem Sammeldruck von Rom 1526 der erste umfangreiche griechische Druck mehrerer Schriften. Veranlasst hat ihn offenbar Erasmus von Rotterdam, von Freiburg aus. In seiner Widmung des Druckes von Freiburg, 23. Februar 1532, an den Päpst-lichen Sekretär und Bischof von Carpentras (im südfranzösischen Kirchenstaat), humanistischen Philosophen und Pädagogen sowie konzilianten Theologen der Richtung des Erasmus Jacopo Sadoleto (Ferrara 1477-1547), gesteht er, dass er beschlossen gehabt habe, auch auf Drängen von Druckern keine fremden Werke mehr zu bevorworten. Doch der grosse Basilius habe ihn von seinem Entschluss abgebracht. Aus den Übersetzungen habe er den göttlichen Geist des Autors wie durch einen Nebel wahrgenommen; die Lektüre in der Originalsprache habe ihn dazu veranlasst, diesen Schatz durch den Druck der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Und wenn er ihn, der nachtblind und kühl sei, zur Liebe der Frömmigkeit entzündet habe, wieviel mehr jene, die hierzu geneigter seien, denn eine Geistesverwandtschaft, wie als Knabe zu Horaz, spüre er zu ihm nicht, wohl aber seine Weisheit und seine vollkommene Beredsamkeit, überlegen allen heidnischen Rednern und den übrigen Kirchenvätern, und doch nur Dienerin seiner Frömmigkeit und den Zwecken angepasst, königliche Majestät mit bewundernswerter Menschlichkeit verbunden. Und seinem Stil gleich sei sein Leben gewesen. Daher habe er Hieronymus Froben und seinen Kompagnon Nicolaus Episcopius überredet, alles, dessen sie von Basilius habhaft werden könnten, zu drucken. Denn was unter dem Namen des Basilius bisher lateinisch greifbar sei, habe wenig mit ihm gemein. Georgius Trapezuntius habe sich selber als ungenügend erkannt, sein Latein und seine theologischen Kenntnisse seien mangelhaft gewesen. Ruffinus habe nichts elegant übersetzt. Um sich ein Urteil über die Übersetzungen des Raphael Volaterranus bieten zu können, habe er die erste beste mit dem griechischen Original verglichen (deren lateinische Editio princeps: Rom 1515, im Kölner Druck von 1523 dann mit den andern vermischt). An Beispielen weist Erasmus hierauf deren Unzuverlässigkeit nach und betont, dass man Übersetzern wie Volaterranus, Franciscus Aretinus und Anianus zwar viel verdanke, dass ernsthafte Theologen sich aber nie auf den Text dieser Übersetzungen berufen dürften. Sie müssten auf die Quellen zurückgehen oder sich auf die Übersetzer verlassen können. Zu viele von diesen hätten Fehler begangen. Die Officina Frobeniana verdiene die Gunst aller Studiosi, da sie als erste in Deutschland es gewagt habe, einen bis dahin ungedruckten griechischen Autor zu publizieren. Wenn der von ihm erwartete Erfolg eintrete, sei vorgesehen, jedes Jahr für diese Arbeit eine Presse zu bestimmen. Was für die Viten Plutarchs von einem in beiden Sprachen höchst gebildeten Mann versucht worden sei (von Simon Grynaeus, der sie lateinisch 1531 [GG 102] und griechisch 1533 [GG 103] bei Johannes Bebel herausgegeben hat), das werde man dann für Basilius, Chrysostomus, Athanasius, Cyrillus, Gregor von Nazianz und verwandte Autoren besorgen, wenn auch manches so schlecht übersetzt sei, dass es einfacher scheine, völlig neu zu übersetzen, als Verderbtes instandzustellen. Sollten solche Männer nicht die Gunst aller verdienen? Doch auch hier gebe es Rivalitäten zwischen Italienern, Franzosen und Deutschen. Viel vernünftiger wäre es, sich gegenseitig zu unterstützen, dass der Spätergekommene seine Vorgänger lobe, der Zuerstgekommene dem Späteren die Hand reiche. Sadoleto zeige diese Aufrichtigkeit, und Inhalt und Stil seiner Werke machten ihn zu einem lateinischen Basilius. Doch beim Schreiben empfinde er nun wieder den Schmerz über den völligen Untergang seiner Bibliothek (im Sacco di Roma 1527). Sie hätte zu diesem Plan, der ohne griechische Handschriften nicht ausgeführt werden könne, grosse Hilfe bieten können (der Plan ist denn auch nur sehr bruchstückhaft ausgeführt worden: Basilius ist lateinisch bei Herwagen 1540 erschienen [GG 450], von Chrysostomus war eine kleine - immerhin erste - griechische Sammlung schon 1529 bei Froben erschienen, von Athanasius der Erstdruck einiger Übersetzungen des Erasmus schon 1527, von Cyrillus nur eine erste lateinische Gesamtausgabe bei Cratander 1528 [GG 423], eine zweite erscheint 1546 bei Herwagen [GG 424], von Gregor die erste griechische und erste lateinische Gesamtausgabe 1550 bei Herwagen [GG 444]). Wenn etwa jetzt seine Bibliothek keinen griechischen Basilius besitze, bereichere er ihren Bestand wenigstens durch diese Zugabe. Den vollständigen Basilius könne er leider nicht geben, die Bücher gegen Eunomius habe er trotz aller Suche nicht finden können.

Exemplar aus Besitz des Martin Borrhaus, dann Ex libris Universit. Basil.: F J VII 14

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: FJ VII 14

Illustrationen

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Vorrede von Erasmus an Jacopo Sadoleto, Bischof von Carpentras, datiert von Freiburg, den 23. Februar 1532, 1. Seite

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Vorrede, 2. Seite

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Vorrede, 3. Seite

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Vorrede, 4. Seite

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Vorrede, 5. Seite

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Anfang der 'Homiliae in hexaemeron'

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Letzte Textseite mit griechischem Kolophon

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Druckermarke der Officina Frobeniana