GG 456
Ta tou Makariou Ioannou tou Damaskēnou Erga.
Beati Ioannis Damasceni Opera. Item Ioannis Cassiani Eremitae non prorsus dissimilis argumenti Libri aliquot... Basel: Heinrich Petri September 1559. Fol.
Elf Jahre nach seiner ersten griechisch-lateinischen Ausgabe von 1548 (GG 455) gibt Petri die Schriften des Johannes von Damaskus ein weiteres Mal in dieser Form heraus, vermehrt um die Schriften des aus der Dobrudscha stammenden, dreihundert Jahre älteren Mönchs (in Bethlehem), Priesters und Klostergründers (in Marseille) Johannes Cassianus (um 360-435): Schriften, die, wie auf dem Titelblatt empfohlen, inhaltlich denen des Johannes Damascenus verwandt seien: neben einer gegen Nestorios gerichteten Schrift u.a. sein Hauptwerk Über die Mönchserziehung und Heilmittel gegen die acht Hauptsünden und die 'Gespräche' von Äbten über philosophische Fragen. Durch Empfehlung Benedikts und Cassiodors hatten seine Schriften, trotz Verurteilung seiner Lehre von der Willensfreiheit, im Mittelalter weite Nachwirkung gehabt.
In seiner neuen Widmung vom 1. August 1559 an den neuen Bischof von Chur Thomas von Planta führt der Herausgeber Marcus Hopper, wie schon 1548, aus, dass Lebenslehren und verborgenere christliche Dogmen, die darin enthalten seien, die Publikation der Werke des Johannes von Damaskus rechtfertigten, ja eine neue Ausgabe (repetere eorum editionem recudereque) zur Pflicht machten. Und da er die vorangegangene Ausgabe seinem Vorgänger im Episkopat Lucius Yter gewidmet habe, sei es am Platz, diese ihm anheimzugeben. Dessen Manen dürften das billigen: demjenigen, den sie sich zum Nachfolger in der kirchlichen Würde gewählt hätten, dürften sie auch die Patrozinien anvertrauen. Er wolle mit dieser neuen Widmung auch nicht, nach dem Sprichwort, mit einem Farbtopf zwei Wände weisseln, sondern der Autor erscheine hier, zusammen mit seinem Weihegenossen Cassian, gleichsam als neues Werk - zwei Äusserungen, die den mehrfachen Abdruck alter Widmungen durch den selben Drucker (hier z. B. wieder in der folgenden Ausgabe von 1575 [GG 457]), oft sogar nach dem Tode des Herausgebers und des Patronus, nicht, wie allgemein scheel angesehen, als blosse Bequemlichkeit oder Grosstun des Druckers, sondern als dessen gebotene Ehrenpflicht erweisen. Um von Planta (und natürlich jedem folgenden Leser) die Lektüre angenehmer und lehrreicher zu gestalten, wolle er ganz kurze Zusammenfassungen der Bücher geben. Als erstes folgt der praktische Hinweis - wie schon 1548 - , dass das Hauptwerk des Johannes, 'Über den rechten orthodoxen Glauben' griechisch ein Buch sei, aber vom lateinischen Übersetzer in vier Bücher eingeteilt worden sei, so dass die Kapitelnummern der Bücher 2-4 lateinisch und griechisch sich nicht entsprächen. Es folgen Inhaltshinweise für die vier Bücher: 1 über Gott, die Trinität, 2 über seine Schöpfungen, 3 über die Fleischwerdung in Christus, 4 über Jesu Auferstehung und die christlichen Riten und Lehren. Anschliessend resümiert Hopper noch die in der Ausgabe folgenden Werke, ausführlicher das vierte über den doppelten Willen Christi, dem des Maximus Rede über die zwei Naturen in Christus in derselben Übersetzung beigefügt sei, als elftes Werk die Geschichte der zwei Märtyrer, deren Zuweisung an den Damaszener umstritten sei, die er aber doch zu seinen Werken zähle, nachdem Georgios Trapezuntios sie einer Übersetzung für wert gehalten habe. Cassians Schriften seien gleichen oder verwandten Inhalts, zuerst seine zwölf Bücher über die Klöster (4) und die Hauptsünden (8), die so das Fragment des Damaszeners ergänzten. Worauf er die übrigen Werke kurz resümiert, gewichtiger noch die aus sieben Homilien, oder Büchern, bestehende 'Fleischwerdung Christi', worin er standhaft die pelagianische Lehre des Ketzers Nestorius bekämpfe - es seien Inhaltsangaben, mit denen er den Zugang zu den Schriften habe erleichtern wollen. Die Ausgabe enthält von Johannes Damascenus dieselben Texte bzw. Übersetzungen und beigegebenen Kommentare wie ihre Vorgängerin von 1548, und wie diese Marginalien nur für die Historia Barlaam et Joasaph. Über die Beigabe der Schriften Cassians hinaus, die immerhin fast 400 der gegen 1050 Seiten füllen (657-1047), hat sie als erste im Vorspann auch ausführliche Indices (zu Damascenus und Cassian getrennt) erhalten. Als erste ist sie auch durchpaginiert, während in allen Drucken Petris bisher die Historia für sich paginiert gewesen war.
Zwei Exemplare: F J IV 5 und, aus dem Frey-Grynaeum: Frey-Gryn. C II 15
Bibliothekskatalog IDS
Signatur: FJ IV 5