GG 35

Scriptores aliquot gnomici , ijs, qui Graecarum literarum candidati sunt, utilissimi, quorum opuscula huic libro inserta proxima pagina referuntur. Basel: Johannes Froben Thargelion/Juni 1521. 8°.

Sammeldruck für die Griechischschüler, wie wir auf der Titelseite lesen, die, mit dem Index autorum auf deren Rückseite und der Vorrede Frobens (bzw. in seinem Namen) an den Leser, den einzigen nichtgriechischen Text des Büchleins ausmacht. Froben, bzw. sein philologischer Mitarbeiter und Korrektor, hat gegenüber der vorangehenden Ausgabe von 1518 die lateinischen Übersetzungen weggelassen und dafür weitere Texte aufgenommen, die denn auch in der Vorrede "Frobens" an den Leser eingeführt werden: die drei Epen Hesiods, die Gnōmai des Theognis, das Pythagoras zugeschriebene Carmen aureum, Phokylides sowie prosaische und anonyme einzeilige metrische Gnomen: Werke für fortgeschrittenere Griechischschüler, die auch keiner lateinischen Übersetzung zu bedürfen schienen. Vor wenigen Jahren, beginnt die Vorrede, habe er - Froben - ihm - dem Leser, d.h. den Schülern - gewissermassen Erstlinge der griechischen Sprache gewidmet, durch die er, ohne Lehrer, in beide Sprachen eingeweiht und dadurch für sämtliche Fächer vorbereitet werde. Er habe die Fabeln Aesops in Prosa geboten und dazu einige Gedichte (Gabrias, d.h. Babrius). So habe er beider Eigenheiten kennenlernen können, die Alltagssprache und was die Griechen dialektoi nennten. Da er aber in fortgeschrittenem Stadium Grösseres brauche, bringe er dieses Werk nun wieder, nun jedoch ohne lateinische Übersetzung und dafür mit zusätzlichen achtenswerten Autoren. Da es Lehrsätze und Aussprüche enthalte, werde man es Gnomologie nennen. Als leicht verständlich, elegant und erhaben erhalte Hesiod den ersten Platz. Über ihn brauche er nichts zu sagen, auch wenn die Gelehrten sich um die Echtheit des "Schilds" stritten. Manche hielten ihn für ein Werk eines Homernachahmers, obwohl Apollonios Rhodios und Stesichoros ihn aus Stilgründen für hesiodisch hielten. Ihm nahe komme Theognis, kurz und reich an Inhalt. Ihm folge im Alter Phokylides. Das Übrige - die kurzen Texte am Schluss, kaum umfangreicher als die Vorrede selber - möge er selber beurteilen. Man habe ihm dieses Handbüchlein zusammengestellt, das er in seinem Hemd mit sich tragen könne, er möge damit zu Höherem streben. Man verspreche, ihm Besseres vorzulegen, wenn er wie bisher ihren Fleiss mit seiner Gunst - d.h. mit dem Kauf des Büchleins - belohne. 

Dem Aesop-Teil unserer Ausgabe (S. 5-124) und der Rede des Agapetos von 1518 (125-141) folgen die Gedichte und Prosatexte, die unserm Druck seinen Namen von Merksätzen gegeben haben: Druckvorlage unserer Ausgabe für diesen grösseren Teil ist die Ausgabe Gnōmologia Gnomologia des Girolamo Aleandro von 1512 bei Gilles de Gourmont und Mathieu Bolsec in Paris, die ihrerseits, wohl irgendwie über den Pariser Griechischlehrer Georgios Hermonymos und eine heute unbekannte Handschrift, auf eine Sammlung des Maximus Confessor (7. Jh.) zurückgeht und zu den ersten griechischen Pariser Drucken gehört. Aleandro hatte die Sammlung in seiner Ausgabe für den Unterricht (quasi limitem ad virtutis aditum parant) mit Texten aus einem Sammeldruck des Aldus Manutius von 1495 vereinigt (wie J. F. Kindstrand in seiner Ausgabe der "Gnomica Basiliensia" - wie diese Textsammlung heute genannt wird - von Uppsala 1991 gezeigt hat), bei dem er bis 1508 einige Zeit, zusammen mit Erasmus, gearbeitet hatte. Ausser der Sammlung von Gnomen verschiedener Autoren (S. 142-182) hat man in Basel aus dem Pariser Druck auch diejenigen des Theognis, das Carmen aureum und Phokylides sowie die Kephalaia mit den Gnōmai monistichoi (321-343) übernommen, nicht die von Planudes übersetzten Catos. Die Gnomensammlung erschien dann nochmals 1523 in Augsburg, herausgegeben von Otmar Nachtgall (Luscinius) - nach dem Pariser Text - und 1550 in Herwagens Aesop-Studienausgabe (GG 161) - nach der Frobeniana (die Gnomen der Kallimachos-Ausgabe von 1532 (GG 166) sind anderer Herkunft). Als Herausgeber und damit auch Verfasser der Vorrede unseres Druckes kann man den jungen Conrad Heresbach (1496-1576) vermuten, der - möglicherweise 1519/20 in Löwen bei Erasmus - von Dezember 1520 bis Juni 1521 bei Froben als Korrektor (auf Empfehlung des Erasmus?) gearbeitet hat, im Juni 1521 an die Universität Freiburg berufen wird und dort seine Antrittsvorlesung "De literis Graecis" hält.

Die Titelseite zeigt Ambrosius Holbeins Einfassung mit auf Hippokampen kämpfenden Knaben und Grotesken, von 1517.

B c VI 10

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc VI 10

Illustrationen

Buchseite

Titelseite mit der Einfassung des Ambrosius Holbein.

Buchseite

A1v: Inhaltsverzeichnis

Buchseite

2Ar: Vorrede Frobens an den Leser, datiert vom 1. Februar 1521, 1. Seite.

Buchseite

2Av: Vorrede Frobens an den Leser, 2. Seite.

Buchseite

3Ar: Vorrede Frobens an den Leser, 3. Seite.

Buchseite

3Av: 1. Textseite mit Texten des aus Antiochia stammenden Redners Aphthonios.

Buchseite

8Chir: Letzte Textseite mit Kolophon.

Buchseite

8Chiv: Druckermarke