GG 161

Aisōpou Phrygos Mythoi.

Aesopi Phrygis Fabulae, Graece, una cum illustrium Gnomicorum aliquot sententijs, tam soluta quam pedestri oratione conscriptis, & Plutarchi libello peri paidōn agōgēs Omnia in Scholarum, & Graecae linguae studiosorum usum collecta, & in publicum edita. Abrahami Loescheri Elegia, qua editionis huius ratio exponitur. Basel: Johannes Herwagen 1550. 8°.

Zuerst waren die Fabeln des Aesop griechisch in der Fassung des Maximus Planudes 1480 in Mailand erschienen, mit lateinischer Übersetzung des Rinucius, griechisch allein darauf 1498 in Venedig, eine Auswahl 1497 in Reggio Emilia; 1505 erschien die Aldina, wiederum mit lateinischer Übersetzung, von Manutius, und nach eigener Handschriftenkollation. 1517 folgte deren Nachdruck in Löwen bei Dirk Marten, dem dortigen Drucker des Erasmus. Von Frobens erstem Basler Druck von 1518 (GG 19) an wurde der griechische Aesopdruck für fast dreissig Jahre, bis zu einem Venezianer Druck von 1542 und zum Pariser Druck Robert Estienne's von 1546, bis auf zwei Lyoner Nachdrucke von 1534 und 1535 ausschliesslich eine Domäne der Officina Frobeniana (1521, 1524 [GG 159], 1530, 1534, 1538) und der ihr verwandten Hervageniana (1538, 1541 und 1544), von 1524 an mit der Vorrede "Johannes Frobens", die auf den Vorteil des zweisprachigen Drucks für den Sprachenunterricht hinweist - während die lateinische und volkssprachliche Übersetzungen allerorts in Mengen erschienen. 1550 greift Herwagen auf die Ausgabe Frobens von 1521 zurück: sein neuer Druck enthält nicht mehr die lateinischen Übersetzungen wie diese, dafür aus ihr die heute nach der Ausgabe von 1521 sogenannten Gnomica Basileensia. Auch diese reingriechische Ausgabe ist für den Unterricht bestimmt, wie schon auf der Titelseite dargelegt wird. Da Hesiod, Theognis usw. inzwischen aber in zahlreichen andern Ausgaben greifbar waren, lässt Herwagen diesen zweiten Teil der Ausgabe von 1521 weg und ersetzt ihn im Sinne der von dort übernommenen Gnomica auf S. 164 ff. durch einzeilige Gnomen (gnōmai monostichoi) und (187 ff.) eine umfangreichere Sammlung von "Gnomen aus verschiedenen Dichtern, Philosophen und Rednern", alphabetisch nach Themen (loci communes) geordnet, sowie - im vorliegenden Exemplar von einem frühen Besitzer am eifrigsten benützt - Plutarchs Schrift über die Kindererziehung, die unser Besitzer teilweise auf ihren rhetorischen Aufbau hin untersucht und in diesen Partien interlinear behelfsmässig ins Lateinische übersetzt hat. Betreuer dieser Ausgabe dürfte der aus Mühlberg in Sachsen stammende später bekannte Rechtsgelehrte, Humanist und Dichter Abraham Loescher (1520-1575) gewesen sein, der - schon im Titel genannt - der Ausgabe eine dreiseitige lateinische Elegie beigesteuert hat, in der er sie den Knaben empfiehlt. Er hatte sich 1548/49 als liberalium artium magister in Basel immatrikuliert und ist bis 1551 in Basel geblieben; in diesem Jahr ist er Professor für Griechisch in Ingolstadt geworden, wo er 1554 diesen Lehrstuhl gegen den besser bezahlten für Rhetorik eingetauscht hat. Er ermuntert die Knaben, die Anfänge der griechischen Sprache zu lernen, so würden sie ihre Rohheit ablegen. Der Weg werde sie zu den Musen führen. Reichtum und Lüste sollten sie meiden und die edlen Künste lernen, die ihnen das gelehrte Griechenland in seinen unerschöpflichen Büchern biete. Da man aber beim Lernen schrittweise vorgehen solle, erhielten sie hier die Weisheit des Phrygischen Lehrers, Fabeln gemischt mit Spässen. Und damit sie sich nach den Fabeln weiter mit gelehrten Blättern beschäftigten, gebe der mutige Herwagen, selber gelehrt und um die Gelehrten besorgt, den Aesop erweitert heraus. Sie sollten die Gedichte der verschiedenen Poeten anschauen, die Verse lesen, die ihnen nützliche Schrift Plutarchs. Die Gedichte Hesiods und des Theognis hingegen, nach denen sie fragten, seien herausgenommen und lägen in andern Büchern gedruckt vor (nicht bei Herwagen).

B c VI 11a

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc VI 11a

Illustrationen

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Titelseite

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2alphar: Vorrede Abraham Loeschers an die Schüler in Form einer lateinischen Elegie, 1. Seite.

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2alphav/3alphar: Vorrede Abraham Loeschers, 2. und 3. Seite.

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8cv/1dr: Beginn der aesopischen Fabeln.

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4zr: Kolophon