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Epistolarum conscribendarum methodus, una cum Exemplis, incerti autoris, Graece & Latine, in utriusque linguae studiosorum gratiam nunc multo quam antea & emendatior, & locupletior edita. Ioanne Sambuco Pannone Tirnaviensi interprete. Item Epistolikoi typoi, Hoc est, Epistolarum formae quasi figuris designatae. Libellus plane aureus, nunc primum ab eodem Ioan. Sambuco de Graeco Latinus factus. Adiecimus & aliorum de scribendis Epistolis libellos. Basel: Johannes Oporin März 1552. 8°.

Ein Sammeldruck der Briefschreibekunst. Den Anlass dazu dürfte der aus Tyrnau in Ungarn stammende Polyhistor Johannes Sambucus (Zsàmbok, 1531-1584) gegeben haben, der nach Studien der alten Sprachen, der Medizin, der Rechte, der Geschichte und der Philosophie in Deutschland, Frankreich und Italien 1555 in Padua das Lizenziat der Medizin erwarb und sich 1560 als Arzt in Wien niederliess, wo er überdies zum Kaiserlichen Rat und Hofhistoriograph ernannt wurde. Zeitlebens hat er Handschriften, nicht zuletzt bis dahin unbekannter griechischer und römischer Autoren gesammelt, die Texte z. T. selber ediert. Von Sambucus stammt die Widmung des Gesamtdrucks, von ihm auch die beiden ersten Übersetzungen; die gesamte Sammlung dürfte Oporin zusammengestellt haben, mit dem er über das Bändchen korrespondiert hat. Beim Tode Oporins im Jahre 1568 fanden Theodor Zwinger und Basilius Amerbach - neben seinen Schulden - über 4500 Bücher (etwa 3000 Titel, da z. T. noch Restauflagen aus seiner Offizin) und 150 Bände mit etwa 500 Handschriften, darunter auch zahlreiche des Sambucus. 

Die Hauptwidmung des Sambucus aus Paris aus dem Jahre 1551 ist, in kindlichem Verständnis angepasstem Stil, an die beiden jungen Wiener (pueri) Wolfgang und Georg Kremer gerichtet: Er habe dieser Tage das Büchlein des Libanius über Briefform und Briefschreiben ohne Schwierigkeiten übersetzt und widme es ihnen nun (im Gegensatz zu zahlreichen unter den über 1500 unter seinem Namen überlieferten Briefen gilt dieser Briefsteller heute nicht mehr als Werk des spätantiken Rhetors aus dem 4. Jahrhundert). Durch Übung des Stils würden sie diskutieren und reden lernen. Den Anfang hätten sie gemacht: die Anfangsgründe (rudimenta) des Griechischen und Lateinischen durchgenommen. Sie sollten nun auch dieses Büchlein zur Beherrschung ihres Stils entgegennehmen, danach die weitläufigeren, wie das des Erasmus, lesen (diese sind in unserm Druck denn auch enthalten). Auch hiermit sei nicht die ganze Jugend zu verbringen: man müsse zu den würdigen Kämpfern übergehen: Demosthenes, Cicero, der Rhetorik des Aristoteles, Hermogenes, schliesslich, zu seiner Zeit, zu den Sophisten und Rednern. Cicero verdiene am meisten Bewunderung, das hörten sie ja täglich von ihrem Lehrer Georg Tanner, seinem besten Freund. Er schätze sie wegen ihrer Bescheidenheit und wolle mit diesem Buch für ihre Wohltaten danken. Zudem werde seine Übersetzung nach der bewährten Art getadelt werden, dass sie zu frei sei. Er habe aber wegen der Fehler der griechischen Vorlage (wohl die Aldina von 1499) so übersetzt, und weil er nicht allein Wörter, sondern auch auf lateinisch zu übersetzen gehabt habe. Latein und Griechisch müsse man allerdings aus andern Büchern lernen, dieses sei zur Einprägung des Briefstils gemacht worden. Auch er gestehe, nichts zu wissen. Er kehre zu diesem Gebiet zurück und hoffe, etwas zu leisten, das die Erwartungen seiner Altersgenossen erfülle. Sie möchten sich tüchtig um die Studien der höchsten Wissenschaften bemühen: viele würden einmal ihrer Hilfe bedürfen. Die Beredsamkeit möge sich bei ihnen heimisch fühlen, der Schutz des Staates ihnen übergeben werden können. Sie hätten die Begabung dazu und in Tanner den Lehrer dafür. Schon jetzt weilten sie unter gelehrten Männern.

Auch das zweite Brieflehrbuch, für Sambucus und Oporin noch anonym, gilt heute nicht mehr als Werk des Autors, dem es in der Zwischenzeit zugeschrieben worden ist: nicht mehr als von Demetrius von Phaleron stammend, sondern als Werk eines unbekannten Demetrius aus der römischen Kaiserzeit. Sambucus hat es 1552 von Paris aus den Söhnen des ungarischen Pfalzgrafen Franciscus de Rewa gewidmet und weist hier auf die Entstehung dieser zweiten Übersetzung hin: nach der Übersetzung der verwandten Schrift des Libanius habe ihm Oporin dieses anonyme Büchlein gesandt; es sei von Aldus so fehlerhaft griechisch gedruckt, dass er es nur frei - dem Sinn nach - habe übersetzen können, und um auch Kindern verständlich zu sein, biete er fast eine Paraphrase, d.h. eine kommentarähnliche Bearbeitung. Man möge ihm das nicht vorwerfen. 

Diesen beiden Übersetzungen des Sambucus hat Oporin weitere Brief-Lehrbücher beigefügt: zuerst nochmals das erste Lehrbüchlein, nun griechisch und mit lateinischer Übersetzung (und Widmung aus Freiburg von 1548) des Caspar Stiblinus und Christophorus Casseanus aus Trarbach und Beispielen zeitgenössischer Briefe griechisch und lateinisch (diese Epistolimaioi charaktēres waren 1548 als Methodus, una cum exemplis, conscribendarum epistolarum, incerti autoris griechisch und lateinisch in Basel erschienen), dann den griechischen Text der zweiten Übersetzung des Sambucus. Dem folgen Lehrbücher der Briefkunst - lateinisch - von Zeitgenossen: Johannes Ludovicus Vives, Erasmus von Rotterdam, Conrad Celtis, Christoph Hegendorf (zuerst erschienen Leipzig 1531), Johannes Mulinus von Salzburg. Abgeschlossen wird der Band durch ein Carmen des Casseanus auf Oporin, seine Druckertätigkeit, seine Griechisch- und Lateinkenntnisse und seine Bibliothek. Unsere Briefstellersammlung scheint sich nicht schlecht verkauft zu haben: sie konnte schon 1558 ein zweites Mal erscheinen.

D B IX 97 Nr. 2: in Sammelband, der 1948 im Tausch von der Stadtbibliothek Biel erworben werden konnte.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: DB IX 97:2

Illustrationen

Buchseite

Titelseite

Buchseite

2ar: Vorrede des Johannes Sambucus an Wolfgang und Georg Kremer, Paris 1551, 1. Seite.

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2av/3ar: Vorrede des Johannes Sambucus, 2. und 3. Seite

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3av/4ar: Vorrede des Johannes Sambucus, 4. und 5. Seite

Buchseite

4av/5ar: Vorrede des Johannes Sambucus, 6. Seite; gegenüber der Beginn der Sammelschrift über die Briefschreibekunst.

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4ur: Kolophon