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Latino-Graecum Dictionarium, quo non tam voces simplices, quam integrae locutiones Latinae, ex antiquis & optimis Authoribus Graece redduntur: nunc primum in lucem aeditum, Marco Hoppero Basiliensi synergo. Una cum Duplice Nomenclatura, una rerum, altera artium sive disciplinarum... Basel: Hieronymus Curio für Heinrich Petri März 1563. Fol.
Auf Empfehlung seines jüngeren Schwagers Adam Heinrich Petri, der zu dieser Zeit zum Studium der Rechte in Padua weilt, hat Marcus Hopper, der Verfasser des vorliegenden lateinisch-griechischen Lexikons inmitten der Reihe griechisch-lateinischer, sich an dessen Gönner Barnabas Madius, Sohn Ludwig Madius', gewandt und wünscht, ihn sich durch die Widmung des Werkes - datiert vom 1. Februar 1563 - nach Brauch zu verpflichten. Hierzu möchte er, in einer Zeit, da jeder, und jeder nur zu seiner eigenen Befriedigung Bücher produziere, den Zweck seiner "Commentariola" (von immerhin über 400 zweispaltig bedruckten Folioseiten) darlegen. Sie sollten nicht nur, wie andere Lexika, die einzelnen Wörter wiedergeben, sondern darüber hinaus auch die Redeweisen, die, anders als bei der Wort-für-Wort Übersetzung, eine sinngemässe und sprachlich korrekte Übersetzung ermöglichen, so dass das Lexikon neben seinem eigentlichen Ziel der Übersetzungshilfe aus dem Latein ins Griechische - dem die griechischen Originalsätze mit Autorenangabe zu jedem Begriff und jeder Redeweise dienen sollen - ebenso der Übersetzung aus dem Griechischen ins Latein dienen könne, was ja häufiger vorkomme. Eine solche Sammlung von Redeweisen habe als erster der vor etwa zwanzig Jahren verstorbene Zürcher Peter Cholin aus griechischen und lateinischen Autoren angelegt, mehr zur eigenen Übung in der Jugend als zur Publikation. Diese Liste habe nach seinem Tod der unvergleichliche Arzt und Philosoph Conrad Gesner erhalten und sie ihm, Hopper, mitgeteilt und ihn so ermuntert, sie weiterzuführen. Diese Entstehung dürfte der Grund sein, dass Hopper sich auf der Titelseite bescheiden nicht als Autor, sondern als "Mitwirker", "Mitarbeiter" bezeichnet hat. So bitte er Madius nun, seine Arbeit gütig aufzunehmen und seinen Verwandten, Adam Heinrich Petri, der gerade seine Gastfreundschaft geniesse, gnädig zu fördern. Aus diesem Schlusssatz dürfen wir wohl schliessen, da der junge Petri am 30. Januar 1563 eine über neunseitige Totenrede auf Bonifacius Amerbach aus Padua nach Basel gesandt hat, dass Barnabas Madius - wohl Maggi - sein Gastgeber, möglicherweise auch einer seiner Dozenten war, die Studenten beherbergten wie etwa Grynaeus oder Münster in Basel. Die im Titel erwähnten beiden "Nomenclaturae" (ausserhalb der Paginierung und mit nochmaligem Impressum) sind ein nach Sachgebieten geordnetes lateinisch-griechisches Wörterverzeichnis des berühmten (und streitsüchtigen) Tübinger Gräzisten Martin Crusius, in der Art der Schulbücher, von Kapitel "1. De Deo, coelo, ac temporibus" über z. B. "23. De bibliotheca" bis zu Kapitel 43 mit deutschen Wörtern, die aus dem Griechischen herzuleiten seien; zweitens ein ebensolches Wörterverzeichnis nach Fakultäten, Künsten und Disziplinen, das er, Hopper, auf verschiedenen Wunsch zusammengestellt und schon einmal ohne Namen veröffentlicht habe, von den "Theologicae voces" über Jurisprudenz, Medizin usw. bis zur Grammatik, jede Gruppe wieder vielfach sachlich unterteilt. Er widmet es Gilbertus Caffodus, einem Neffen des ehemaligen Erasmus-Famulus und Privatgelehrten und -lehrers Gilbert Cousin in Nozeroy und Sohn des Statthalters Jean Caffoz von Jougne, und bittet ihn, Cousin und dessen Hausgenossen, seinen alten Lehrer Claude Frontin, zu grüssen.
Das Basler Exemplar hat Marcus Hopper Basilius Amerbach geschenkt: "U. I. D. Basilio Amerbachio Iureconsulto, Et Prorectori Magnif. dño Et amico M. Hoperus d. d.": D C IV 4.
Bibliothekskatalog IDS
Signatur: DC IV 4