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Xenophontis philosophi et historici clarissimi Opera, partim Graecorum exemplarium collatione recognita, partim a viris doctissimis iam primum latinitate donata... Basel: Andreas Cratander 1534. Fol.

Nach vier lateinischen Ausgaben von vor 1500 in Mailand bei Guillaume Le Signerre und in Venedig bei Bernardino de Vitalibus, 1502 in Bologna und Lyon 1511 erscheint hier der erste Druck, der gegenüber diesen Vorgängern durch Herausgeber und Drucker so durch inzwischen erschienene Einzelübersetzungen sowie eine bisher ungedruckte Übersetzung ergänzt ist, dass er als erster wirklich auch als Gesamtausgabe anzusprechen ist. Hinzugekommen sind gegenüber diesen die Übersetzungen der Memorabilia Socratis von Bessarion (Rom 1521), des Hieron sive Tyrannus von Erasmus (Basel, Froben 1530), der Anabasis Cyri von Romulo Amaseo (Bologna 1533) und der Hellenica von Bilibald Pirckheimer. Während alle Übersetzungen mit ihren originalen Widmungen und Vorreden erscheinen, liegt diese griechische Geschichte im Anschluss an Herodot und Thukydides, die als erstes Werk Xenophons 1503 bei Aldus Manutius griechisch erschienen war, hier lateinisch zum erstenmal im Druck vor. 

Einer der wenigen Freunde, die in den letzten Tagen der Krankheit, vor Pirckheimers Tod am 22. Dezember 1530, noch zu dem grossen Nürnberger Humanisten, Dichter, Historiker und Numismatiker Zugang hatten, der Nürnberger Mathematiker, Dichter und protestantische Theologe Thomas Venatorius hat die Übersetzung hier aus dem Nachlass herausgegeben und zwei Neffen Pirckheimers, Sebald und Georg Geuder am 21. April 1532 gewidmet. In der Widmung erinnert er an ihren Oheim, geht auf die Bedeutung der Geschichtsschreibung allgemein, für die Erziehung und Bildung der Jugend und für Pirckheimer ein. Herausgeber ist keiner genannt, die Vorrede stammt, wie nicht selten, von Cratander selber, an den Leser: nicht nur zu seinem Vergnügen, sondern auch zu seinem Nutzen, nachdem viele eine solche Ausgabe gefordert hätten, in Übersetzungen von besten Gelehrten. Bei der Herausgabe solcher Autoren bemühe er sich auch, dass die Jugend korrekt - in diesem Fall noch lateinisch anhand eines griechischen Autors - sprechen lerne. Zu diesem Zweck habe Quintilian die Lektüre Xenophons empfohlen, doch nicht unter den Rednern oder Historikern, sondern unter den Philosophen. Das bestätigten der Agesilaus und der Cyrus, den, nach dem Beispiel des Scipio Aphricanus, die jetzigen Fürsten lesen oder wenigstens durch die Lehrer ihren Söhnen zu lesen geben sollten, damit die Jugend nicht vor Trägheit und Faulheit zum Schaden ganz Deutschlands zugrunde ginge. Er halte nicht viel davon, wenn jemand von vornehmer Abstammung sei, wenn er sich nicht durch seine Tugenden und seine Gelehrsamkeit, an denen Kaiser Sigismund den Adel gemessen habe, auszeichne. Deshalb solle der Leser diejenigen Autoren für sich erwerben, durch deren Lektüre er nicht nur gelehrter, sondern auch besser werde, und tatkräftiger. Zu diesen gehöre dieser sokratische Xenophon.

Neuerwerbung von 1960. Vorbesitzer im 16./17. Jahrhundert ein Giufredo S. (Supralibros), zuvor oder danach ein Joan. Paulus Cittinius. Streichungen jeglicher Erwähnung des Namens des Erasmus von Rotterdam weisen darauf hin, dass sich der Band im 16./17. Jahrhundert in katholischem Gebiet befunden hat: Ba Ia 122

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Signatur: Ba Ia 122

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2alphar: Vorrede des Andreas Cratander an den Leser.

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1Ar: Anfang der lateinischen Werkausgabe des Xenophon