GG 150

Xenophōntos hapanta ta sōzōmena biblia.

Xenophontis et imperatoris & philosophi clarissimi omnia, quae extant, opera, Ioanne Levvenklaio interprete: Cum Annotationibus eiusdem & indice copioso. Basel: Thomas Guarin 1569. Fol.

Schon ein Jahr nach der letzten zweisprachigen Xenophonausgabe Nicolaus Brylingers bzw. seiner Erben von 1568 erscheint in Basel bei dem aus Tournai stammenden Thomas Guarin, der eine Tochter Michael Isingrins geheiratet und, zunächst mit dessen Witwe, dann seit 1561 allein, dessen Offizin weitergeführt hat, eine weitere zweisprachige Ausgabe, mit einer neuen Übersetzung des jungen Westfalen Johannes Leunclavius (Löwenklau, 1533-1593). Er hat die Ausgabe, die mit seiner Übersetzung noch 1572 von Guarin, 1595 in Basel von Lazarus Zetzner, 1594 und 1596 in Frankfurt nachgedruckt wurde, daneben 1595 in Frankfurt allein seine Übersetzung (während Henri Estienne in seiner Ausgabe von 1581 die diversen alten Übersetzungen der Basler Ausgabe von 1545 weiter übernommen hat), dem jungen Johann Casimir von der Pfalz (geb. 1543) gewidmet, der gerade im Winter 1567/68 mit einem deutschen Hilfsheer den Hugenotten in Frankreich recht erfolgreich zu einem günstigen Frieden verholfen hatte. 

Zuerst führt Leunclavius in seiner nicht datierten und lokalisierten, vermutlich in Basel verfassten Widmung die Gründe auf, aus denen Xenophon von den Menschen jeden Alters und Standes gelesen werden müsse: er habe das unterhaltsamste Geschichtswerk geschrieben, grossartig die besten Staaten dargestellt, die nützlichsten Morallehren aus den Vorträgen und Disputationen des Sokrates beschrieben und einen Lehrgang der Hauswirtschaft verfasst, der alle angehe. Er gehöre nicht zu denjenigen Philosophen, die irgendwo in einer dunklen Ecke die Schritte einer Mücke mässen, sondern sei praktisch im Leben und in höchstem Ansehen gestanden. Darum sei er nicht nur Privatleuten, sondern auch Staatsmännern zur Lektüre zu empfehlen, die aus ihm vielfältigen Nutzen ziehen könnten. Worauf Leunclavius antike Staatsmänner aufführt, von Scipio Africanus bis zu Mithridates, die Xenophon gelesen hätten, und Xenophons Leistungen als Feldherr während des Kyroszuges rühmten. Sie sollten sich nicht durch Scheu noch durch unerfahrenes Gerede negativer Kritiker abschrecken lassen (hier spricht er wohl zugleich zu Johann Casimirs jüngerem Bruder Christoph, dem er 1567 seine erste Edition, die Gregors von Nyssa [GG 471], gewidmet hatte). Und damit er von den verschiedenen Menschen mit Ertrag gelesen werden könne, habe er nicht nur die griechischen Vorlagen (exemplaria - verschiedene Drucke) verbessert, sondern auch eine neue Übersetzung beigefügt, die ebenso von Leuten, die das Griechische nicht vermissten, für sich gelesen wie von studiosi beider Sprachen zu deren Vergleichen gebraucht werden könne. Ihm widme er ihn, weil er im vorletzten Jahr eine Arbeit an Pfalzgraf Christoph, den Bruder Seiner Hoheit, gesandt habe, sowie aus seiner Hochschätzung für ihre Familie heraus, da er gerade eine gewichtige Feldherrenleistung vollbracht habe, sein Bruder die Wissenschaften beispielhaft pflege und sie beide den Wissenschaften und ihren Vertretern einzigartig gewogen seien.

Ex libris Bibliothecae Academiae Basiliensis: B c I 113b

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc I 113b | Rc 201

Illustrationen

Buchseite

Titelseite mit Druckermarke Guarins.

Buchseite

Vorrede des Übersetzers Johannes Leunclavius, gewidmet Johann Casimir von der Pfalz (geb. 1543), 1. Seite.

Buchseite

Vorrede des Übersetzers Johannes Leunclavius, gewidmet Johann Casimir von der Pfalz (geb. 1543), 2. Seite.

Buchseite

Vorrede des Übersetzers Johannes Leunclavius, gewidmet Johann Casimir von der Pfalz (geb. 1543), 3. Seite.

Buchseite

Anfang des Geschichtswerks Xenophons.