GG 304
Athenaei Dipnosophistarum sive Coenae sapientium libri XV. Natale de Comitibus Veneto nunc primum e Graeca in Latinam linguam vertente. Compluribus ex manuscriptis antiquissimis exemplaribus, Mediceae praesertim bibliothecae, in hac posteriore editione additis, quae in Graece hactenus impressis voluminibus non reperiebantur. Basel: Heinrich Petri August 1556. 8°.
1514 war in Venedig bei Aldus Manutius und Andreas Asulanus erstmals das "Gelehrtengastmahl" des Athenaios aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. in der griechischen Originalsprache gedruckt worden, eine Sammlung gelehrter Bemerkungen über Altertümer, Literatur, Kunst, Privatleben im fingierten Rahmen eines Gastmahls von Philosophen, Philologen, Ärzten und Künstlern im Hause eines hohen römischen Beamten. Der zweite Druck, wie der Venezianer ebenfalls in Folio, erschien 1535 (GG 303) in Basel bei Johann Walder. Ihm hatte der Herausgeber, Jacob Bedrott aus Bludenz, dazumal nach Studien in Wien und Freiburg und Dozententätigkeit in Griechisch und Mathematik in dieser Stadt seit 1525 Dozent für Griechisch in Strassburg, eine neue Ausgabe nahegebracht. Die erste lateinische Ausgabe erschien dann erst im Jahre 1556 aus der Feder des Venezianer Humanisten Natalis de Comitibus (Natale de'Conti) in Basel bei Heinrich Petri. Der Brief aus Venedig vom 1. Dezember 1554, der die Sendung des durchgesehenen Manuskripts begleitet hat, ist aus Faeschischem, d.h. ursprünglich Petrischem Besitz erhalten. De'Conti bittet Petri, das Geschenk so sorgfältig wie möglich zu drucken, beiden gleich zur Ehre. Der Index möge zuletzt noch erweitert und eine Liste der von Athenaeus zitierten Autoren in Basel beigegeben werden. Weiter erklärt de'Conti seine aus Platzgründen verwendeten Hinweiszeichen. Wie viel er verbessert habe, sehe Petri. Gegen ein Geschenk von seiner Seite habe er nichts; das überlasse er seinem Urteil. Eines hingegen erbitte er sich: zehn Exemplare des Druckes. Er arbeite an einer Schrift 'de terminis rhetoricis' und würde sie ihm nach Abschluss gerne schicken, so dass in Zukunft alle seine Arbeiten bei ihm erscheinen würden. Wenn er einverstanden sei, möge er es ihm mit der nächsten Post mitteilen. Schliesslich bietet er ihm und seinen Freunden seine guten Dienste in Venedig an (Mscr. G I 20b Fol. 66). Dass das Erscheinen der Übersetzung einem allgemeinen Wunsch entsprach, aber auch zugleich das Risiko der Verleger, bei Erstdrucken durch sofortige Nachdrucke mindestens teilweise um ihre verdienten Einnahmen für Vorschüsse gebracht zu werden, zeigt das Erscheinen von gleich drei Nachdrucken noch im selben Jahr (oder allenfalls sogleich danach mit Rückdatierung): in Lyon bei Jacques Faure für Sébastien Honorat, in Paris bei François Honorat und in Venedig selber bei Andrea Arrivabene (natürlich hat man bis jetzt gemeint, dass der Venezianer Druck der Erstdruck der in Venedig entstandenen Übersetzung ist).
De'Conti hat für seine Arbeit neue Handschriften, speziell aus dem Besitz des befreundeten Cosimo de Medici, konsultiert. Die nächste griechische Ausgabe erscheint erst 1597 in Genf, die nächste - und letzte - lateinische mit neuer Übersetzung 1583 in Lyon.
B c VI 76
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Signatur: Bc VI 76