GG 303

Athēnaiou Deipnosophistōn biblia pentekaideka.

Athenaei Dipnosophistarum, hoc est argute sciteque in convivio disserentium, Lib. XV.Quibus nunc quantum operae ac diligentiae adhibitum sit, satis fidei erit, quod nunquam antehac lector eo scriptore neque integrius, neque commodius... est usus. In quam rationem describi curavimus, Primum Elenchum titulorum... Deinde Catalogum scriptorum, quos... Sylvulam ad haec proverbiorum... Item Annotationes... Postremo Indices duos... Basel: Johannes Walder September 1535. Fol.

1514 war in Venedig bei Aldus Manutius die erste Ausgabe des "Gelehrtengastmahls" des Athenaios aus Naukratis (Ägypten, 3. Jh.) - fingierte Gespräche während eines Gastmahls von Philosophen, Philologen, Ärzten und Künstlern im Hause eines hohen römischen Beamten, die eine bunte gelehrte Sammlung aus allen möglichen Gebieten enthalten - erschienen. Das Werk ist etwa zur Hälfte in der originalen Fassung, dazu in einer Epitome erhalten. Lateinisch ist das Werk erst 1556 erschienen, in Basel (GG 304) und in Venedig. Herausgeber dieses erst zweiten griechischen Druckes ist der aus Bludenz in Vorarlberg stammende Jacob Bedrott. Nach Studien in Wien und Freiburg dozierte er hier Griechisch und Latein als Graecae linguae professor, seit 1525 Griechisch in Strassburg, wo er 1529 Kanonikus am Thomasstift wurde. Er stand in Briefwechsel u.a. mit Vadian und Amerbach. Schon im Titel wird darauf hingewiesen, dass die neue Ausgabe vollständiger und gegenüber der vorangehenden verbessert sei, sowie auf die Nützlichkeit - sehr mit Recht - der sieben(!) Indices: solche der "Titel", die in den einzelnen Büchern behandelt werden, der Autoren, die Athenaeus zitiert hat (mit Werktiteln und Einzelstoffen), von Sprichwörtern, von Kommentaren zu einzelnen Stellen (buchweise) z. B. von Budé und Erasmus, sowie griechisch und, für sich, lateinisch, aller behandelten Gegenstände und Stoffe. Aus der nicht langen, aber sehr konzentriert abgefassten Einleitung an den Leser lernen wir, die Erwartungen, Hoffnungen, Enttäuschungen und die Arbeit eines sorgfältigen Herausgebers in jener Zeit kennen: Ungefähr vor zwanzig Jahren sei Athenaeus bei Aldus erschienen, an vielen Stellen verstümmelt, wie der Druck selber zeige und die Titelinschrift des Musurus (des Herausgebers der Aldina). Das sei nicht dem verdienten Aldus anzulasten, sondern den verderbten Handschriften, so dass niemand ohne leichtfertige Raterei einen vollständigeren Text hätte bieten können. Dies habe er nicht vorauserwähnt, um damit ehrgeizig seine neue Ausgabe der Aldina gleich- oder voranzustellen, sondern nur um zu erklären, weshalb er den Drucker zu ihr veranlasst und was er dabei geleistet habe. Erstens die Seltenheit des Werkes; wenigstens in Deutschland sei es kaum gesehen, geschweige denn gelesen worden (in Basel war es im Besitz der Brüder Amerbach - und ist es noch heute vorhanden). Er habe Johann Walder dazu gebracht, es den Studiosi der Philologie, und dies zu einem erträglichen Preis, zur Verfügung zu stellen. Er habe es gerne getan, in seinem Verlagsprogramm mit guter Literatur, das u.a. die Platoausgabe bezeuge (1534 [GG 142]) und bald die megalē syntaxis des Ptolemaeus (1538 [GG 278]) und Plotin (erst 1580 bei Peter Perna griechisch erschienen [GG 155]) bezeugen würden, beide in der Originalsprache. Im Athenaeus habe er allerdings weniger bieten können, als er anfänglich erhofft habe. Denn je sorgfältiger er die verderbten und verstümmelten Stellen zu untersuchen begonnen habe, desto weniger habe der Erfolg dem Versuch entsprochen. Und vor erratenen Konjekturen habe ihn die Ehrfurcht vor dem Autor bewahrt, nicht in einem fremden Werk selber glänzen zu wollen, zumal Athenaeus zahlreiche Autoren zitiere, die ohne ihn niemand kennen würde. Die Hoffnung auf Korrekturmöglichkeiten habe ihm eine Handschrift geweckt, die sich in der Bibliothek des verdienten Johannes Reuchlin habe befinden sollen. Doch auf seine fleissigen Fragen habe er von vertrauenswürdigen direkten Zeugen erfahren, dass sie von der des Aldus nicht abweiche, was die ungefähre Übereinstimmung der Verstümmelungen und Abweichungen belege. Reuchlin habe deutlich bezeugt, dass sie ihm nie genützt habe. Als er somit gewusst habe, dass die Handschrift selber nicht viel bieten würde, habe er nicht aus den Buchgräbern (bibliotaphoi) irgendetwas erbetteln wollen. Auch mit einer anderen Hoffnung habe er sich getäuscht. Als er nämlich zufällig auf das Buch Paolo Giovios über die römischen Fische gestossen sei (Rom 1524 und 1527), habe er seine Erwähnung des befreundeten römischen Dichters Sanga entdeckt (Johannes Baptista Sanga, Chioggia 1496 - Rom 1532), dem man den "Lateinischen Athenaeus" verdanke. Im Glauben, etwas Rechtes gefunden zu haben, habe er sich darum bemüht, dass Leute, die kurz darauf in Geschäften nach Rom gegangen seien, ihm das Buch besorgten, in der Hoffnung, aus dem Vergleich mit dem Lateinischen manches sicherer verbessern zu können. Doch man habe ihm erklärt, dass nirgends in Rom ein solches Buch im Handel gewesen sei. Hieran habe er deswegen erinnert, dass der Leser sehe, dass nicht durch seine Schuld nicht alles in diesem Autor verbessert worden sei. Immerhin habe er doch einige hundert Fehler verbessert, dazu die Zitate aus Aristoteles, Plato, Xenophon, Herodot und andern nach dem Text der Autoren, aus denen sie stammten, weiter auch in abgewandelten Zitaten. Welche Mühe er für die Indices aufgewandt habe (auf die ja denn auch schon im Titel gebührend hingewiesen wird), die den Studiosi als Kommentar dienen könnten, solle der Leser selber ermessen. Da er sich aber gescheut habe, eine solche Arbeit allein anzugehen, habe er sich den gebildeten jungen Christian Herlin zum Kollegen gewählt (Christian Herlin aus Freiburg, dort 1518 immatrikuliert, also wohl um 1505 geboren, arbeitete im November 1534 in Strassburg an einem allgemeinen Cicero-Index, wozu Wolfgang Capito Bonifacius Amerbach um die Übersendung der Cicero-Aldina bat; 1538 wurde ihm der Unterricht in Mathematik, Geographie und Rhetorik am Gymnasium übertrage; an Werken ist von ihm eine Euklidbearbeitung bekannt). Das Buch scheine ihm, Bedrotus, zu Recht ein Schatz, aus dem die Gelehrten jeder Zeit Lobreden, Stadtkommentare (Volaterranus!), Dialoge, alte Begriffe, bunte Geschichten usw. ausschmückten. Dieser Widmung lassen Herausgeber und Drucker eine kurze Vita des Athenaeus vorausgehen, zu deren Beginn Bedrotus gesteht, nur wenig über ihn gefunden zu haben: Herkunft und Zeit in der Suda, was auch Volaterranus wiederhole. Weiter weise er in seinem Werk auf ein zweites über die Könige Syriens hin (nicht erhalten). Die ersten beiden Bücher des Gastmahls seien verloren, nur in einer Epitome des - nach Volaterranus - Hermolaos von Byzanz erhalten. Hierin irre er. Nach der Suda (1499 und 1514 in Mailand bzw. Venedig im Druck erschienen) habe nicht der byzantinische Grammatiker Hermolaos die Epitome verfasst, sondern Stephanos, Autor der in einer unvollständigen Epitome erhaltenen Ethnika (Von den etwa 50-55 Büchern des geographischen Lexikons des Stephanos von Byzanz aus dem 6. Jahrhundert ist uns nur eine Epitome erhalten, die hinwiederum nach der Suda von einem Hermolaos angefertigt worden ist). Worauf er, nach antiker lexikographischer Tradition, auf Namensvettern des Athenaeus hinweist.

Ex libris Bibliothecae Academiae Basiliensis: B c I 37 Nr. 1

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc I 37:1

Illustrationen

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Titelseite

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2ar: Anfang der Vorrede des Jacob Bedrott.

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2av: Vorrede des Jacob Bedrott, 2. Seite.

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1alphar: Anfang des griechischen Textes des "Gelehrtengastmahls" des Athenaios aus Naukratis.

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7deltar: Schluss des griechischen Textes des "Gelehrtengastmahls" mit Kolophon.

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Druckermarke von Walder.