GG 311
Joannis Stobej Scharpffsinniger Sprüche, auss den schrifften der aller vernünfftigsten, eltisten, hochgelerten Griechen, inn der zale ob zwaihundert unnd fünfftzig zuosamen getragen. Ain übertreffenlich, alle menschliche tugendt und vernunfft innhaltend, Buoch. Durch Georgen Frölich, genant Letus, von der Lömnitz, erstmals auss Latinischer inn Teütsche sprache gebracht, im Jare der geburt Christi M. D. L.... Basel: Johann Herbst, genannt Oporinus 1551. Fol.
Auch die erste deutsche Übersetzung der Anthologie des Stobaios ist in Basel erschienen, ein Werk des ehemaligen Stadtkanzlers und -schreibers Georg Frölich "von der Lömnitz", wohl aus Lomnice bei Karlsbad (um 1550 - nach 1554), von dem auch eine Übersetzung der Psalmen und ein Lob der Musik bekannt sind. Er widmet sie, als Sammlung aus unzähligen Autoren, in den Schutz Vieler, allen seinen Herren und Freunden, aus Kaufbeuren, 14. Mai 1550. In seiner der Widmung folgenden längeren Vorrede vom selben Tag führt er aus, wie das Werk aus den sinnreichsten Büchern der Griechen zusammengezogen sei, die ihrerseits den Preis der Kunst und Vernunft unter allen Heiden verdienten. Griechisch werde darum auch an den Hohen Schulen gelernt, doch für die weniger Begabten müsse man auch übersetzen. Zumal den Stobaeus verständlich machen, dessen Überlieferung sein Übersetzer ins Lateinische (Zürich 1543), Conrad Gesner "mein warer lieber freündt", als sehr fehlerhaft beklagt habe. Doch der Inhalt sei, noch über den der verdeutschten Schriften Ciceros hinaus, von allerhöchstem Wert. Er selber sei, nach Schule und Kanzlerdienst in der Rheinpfalz, zehn Jahre als Kanzler von Nürnberg und deren zwölf als Stadtschreiber von Augsburg tätig gewesen. Seine Übung in lateinischer und deutscher Sprache hierbei habe ihn zur Übersetzung ermutigt, seine ehrenvolle Entlassung durch Karl V. - als Anhänger des Schmalkaldischen Bundes - 1548 ihm die Zeit verliehen. Auf Bitten zweier Augsburger Freunde habe er ein begonnenes lateinisches Werk beiseite gelegt und sich die lateinische Übersetzung Gesners vorgenommen. Vieles hätten die Deutschen erfunden, von Geschützen über den Buchdruck bis zu sich selbst bewegenden Figuren. Da sei die deutsche Sprache auch einer Übersetzung des Stobaeus wert. So habe er allgemeinverständlich und nur mit Hilfe gängiger lateinischer Fremdwörter übersetzt. Im Werk des Stobaeus habe der Leser eine Summe des Besten aus vielen hundert Büchern, von denen zudem ein guter Teil nicht mehr erhalten sei. Und überdies ersehe man einerseits, dass zahlreiche Bräuche und Aberglauben aus dem Heidentum in das Christentum gelangt seien, anderseits wie Gott schon den Heiden der Heiligen Schrift erstaunlich nah verwandte Vernunft und Tugend gegeben habe. Die Übersetzung habe er dem Sinne nach aus dem Latein angefertigt, ohne die deutsche Sprache zu vergewaltigen, auch hie und da ein lateinisches Wort belassen. Vom lateinischen Text gebe es zwei von einander abweichende Drucke (Zürich 1543 und Basel 1549 [GG 310]). Er habe die Übersetzung mit dem ersten begonnen und nach Erscheinen des abweichenden zweiten je zur Hälfte dessen Zusätze und Abweichungen jeweils vorangestellt. Zur Person des Stobaeus vermutet er, des Vornamens Johannes wegen, einen christlichen Griechen und als Lebenszeit, nach Gesner, das letzte Viertel des 3. Jahrhunderts. Heute wird das Werk ins 5. Jahrhundert nach Christus datiert.
D J II 10a
Bibliothekskatalog IDS
Signatur: DJ II 10a