GG 349

Actuarius de Medicamentorum compositione. Ioan. Ruellio interprete. Adiecimus quoque in Medicinae candidatorum gratiam Succidaneorum medicaminum Tabulam, quorum usus habetur reciprocus, Graece & Latine, per Conradum Gessnerum Tigurinum. Una cum gemino tam rerum & verborum, quam medicaminum ac morborum quae cui conveniant, Indice, utroque locupletissimo. Basel: Robert Winter März 1540. 8°.

Am 1. März 1539 war in Paris, anderthalb Jahre nach dem Tod des Leibarztes König Franz I., Dekans der Pariser medizinischen Fakultät und Übersetzers mehrerer Werke griechischer Ärzte Jean de la Ruelle (1474-1537), dessen Erstübersetzung der Schrift über die zusammengesetzten Arzneimittel des kaiserlichen Hofarztes Johannes Zacharias Aktuarios aus dem 14. Jahrhundert erschienen. Schon im folgenden Jahr druckt Robert Winter diese Übersetzung mit einschlägigen Ergänzungen aus Werken anderer griechischer Ärzte nach, ein weiterer Druck erschien in Paris 1546, ein nochmaliger in Genf bei Henri Estienne 1567. Der Pariser Herausgeber Denys Corron hat die Übersetzung Ruelle's am 13. Februar 1539 aus dem Hause des Kardinals François de Tournon bei St. Germain des Prés König Franz I. gewidmet und in der - wie auch die kurze Vorrede an den Leser - auch in Basel abgedruckten Widmung u.a. darauf hingewiesen, dass er die Übersetzung auf allfällige - menschliche - Fehler durchgesehen habe. 1529 war von dem byzantinischen Arzt schon seine Schrift 'De urinis' lateinisch in Basel erschienen (GG 348) (wie dann 1563 nochmals bei den Erben Cratanders). Die Ergänzungen hat der Zürcher Arzt und Universalgelehrte Conrad Gesner beigebracht, griechisch und mit eigener Übersetzung eine auch unter dem Namen Galens überlieferte anonyme kleine Schrift über gegenseitig ersetzbare Arzneien, in existierenden Übersetzungen eine Sammlung von mit dieser Schrift inhaltsverwandten Passagen aus Schriften Galens, des Dioscorides, Aëtius und Paulus Aegineta, auch Pseudo-Plinius. Dieser Teil des Druckes, mit eigenem Titelblatt und eigener Paginierung, hat auch eine eigene Vorrede Gesners an den Leser und zwischen dem griechischen Text des pinax und der Übersetzung, eine weitere sprachlich-philologisch-medizinische Erklärung erhalten. Zur Zusammensetzung von Arzneien, beginnt Gesner, sei vor allem deren Kenntnis nötig, welche durch welche mit gleichen Kräften ersetzt werden könne. Was die Griechen antiballomena nennten, wolle er lateinisch succidua oder succidanea nennen. Häufig habe man, besonders auf Reisen, eine erforderliche Arznei nicht zur Hand, weshalb man bei einer andern Zuflucht suchen müsse, deren Kräfte jener ähnlich seien. Sonst könne die Verzögerung durch die Suche nach der Arznei aus Unkenntnis leicht beschaffbarer ähnlicher Ersatzmittel den Kranken in Gefahr bringen. Da diese Seite der Medizin noch nie behandelt worden sei, habe er versucht, aus den Büchern der Alten hiervon soviel sein Gedächtnis zusammenbringe zu sammeln. Die Araber hätten einiges, doch nichts Gesundes hinterlassen; es habe ihm nicht sinnvoll geschienen, es dem Griechischen hinzuzufügen. Das wenige unter dem Namen Galens Überlieferte hier sei ähnlich voller Fehler. Er habe es nach Kräften verbessert und die alten Irrtümer an den Schluss gesetzt (im Anschluss an die alphabetische Liste unter Nota et corrupta aufgeführt), damit, wer mit seiner Verbesserung nicht einverstanden sei, es dort finden und ändern könne. Weiter habe er aus sämtlichen Schriften des Dioskorides und Galens ausgewählt, was zum Thema gehöre, in lateinischen Übersetzungen von Zeitgenossen, um Arbeit und Zeit zu sparen. Er habe nicht nur die Mittel zusammengestellt, die völlig auswechselbar seien, sondern auch von Natur verwandte, die einander im Gebrauch mehr oder weniger nahekämen: z.B. im Trocknen, Wärmen. Darum habe er auch die Unterschiede hinzugesetzt, damit man nicht alles für völlig auswechselbar halte und dabei in die Irre gehen könne. Deshalb habe er zuweilen aus den zitierten Autoren um der Klarheit willen mehr Texte übernehmen müssen, zuweilen habe er nicht mehr bieten können, habe sich aber bemüht, in kürzeren vollständigen ein Muster zu bieten, damit dank dieser Auskunft einer, der mehr Zeit habe, zu einer umfassenderen Darstellung ermuntert werde. - In den späteren Erklärungen zum griechischen Text weist er darauf hin, dass er einiges verbessert habe; anderes sei eindeutig nicht verbesserbar korrupt oder sprachlich korrekt aber sinnwidrig - wofür er Beispiele anführt. Er habe nur dort ändern wollen, wo er sich auf Belege bei alten Autoren habe stützen können. Anderes weiche nur in der Wortwahl ab. Bei diesen Bemühungen um Verständnis und Wiederherstellung des kleinen anonymen Traktats hat Gesner, wie sich in der Folge zeigt, nicht nur Galen, Dioskorides und Aëtius, sondern auch Theophrast, Didymos, Konstantinos, Plinius und barbarische arabische Medizin beigezogen. Der kleine Druck ist für die ärztliche Praxis eingerichtet, was ja auch Gesners Vorrede zeigt. Dem dienen die Indices: zu Aktuarios nach Mitteln und Krankheiten, zu den übrigen Texten ein weiterer Index; zudem sind die Mittel im zweiten Teil numeriert.

Ex libris Bibliothecae Academiae Basiliensis (zusammengebunden mit einem medizinischen Druck Heinrich Petris von 1549 - mit griechischem Epigramm Marcus Hoppers an Heinrich Rihiner - und Gesners Historia plantarum nach griechischen Autoren, bei Winter 1541) : L n III 1 Nr. 2

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Ln III 1:2

Illustrationen

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Titelseite

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2ar: Vorrede des Herausgebers Denys Corron, mit Widmung vom 13. Februar 1539 an König Franz I., 1. Seite (von 11).

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7ar: Vorrede, 11. Seite und Beginn des Vorwortes von Denys Corron an den Leser (1. Seite von 2).

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1Ar: Beginn der Schrift De medicamentorum compositione des Johannes Zacharias Actuarius .

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1Aar: Titelseite des zweiten Teils.

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2Aar: Vorrede von Conrad Gesner an den Leser, 1. Seite.

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2Aav: Vorrede, 2. Seite.

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3Aar: Beginn der griechischen Schrift Succidanea.

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8Ffr: Kolophon

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8Ffv: Druckermarke von Winter.