GG 358
Alexandri Tralliani, Praecellentis Medici, De singularum corporis partium ab hominis coronide ad imum usque calcaneum vitijs, aegritudinibus, & iniurijs, libri ad unguem facti V, Per Albanum Torinum Vitodurensem recens Latinitate donati. Basel: Heinrich Petri März 1533. Fol.
Mit der Widmung des Übersetzers von Basel 1. März 1533 an den Bischof von Würzburg (1519-1540) und Herzog von Ostfranken Conrad von Thüngen erscheint eine lateinische Übersetzung, genauer: freie Bearbeitung des zwölfbändigen Hauptwerks des bedeutendsten griechischen Arztes nach Galen, der 'Therapeutika' des in Rom als Lehrer der Medizin wirkenden Alexander von Tralleis aus Lydien aus dem 6. Jahrhundert, in fünf Büchern. Der aus Winterthur stammende Basler Doktor der Medizin, seit 1528 Mitglied der medizinischen Fakultät, 1536 dann Dozent, Albanus Torinus (Thorer) beginnt seine Widmung, in der er zum Abschluss die 1532 neugegründete Basler Universität als Beispiel für Deutschland hinstellt, mit einem poetischen pathetischen Anruf des Bischofs, dass ein neuer Apollo seine Schwestern, die Musen schütze, die Wissenschaften, die wertvoller seien als allgemein angenommen, der schönste Schmuck der Religion und Voraussetzung jedes Staates. So müsse man jenen Sykophanten die Zungen abschneiden, die das Volk vom Studium der Wissenschaften abzuhalten suchten und bewirkt hätten, dass nicht nur die Universitäten in ganz Deutschland wegen Mangels an Studenten und die Schulen untergingen, sondern auch die Religion im Niedergang begriffen sei. So möge er fortfahren, die Wissenschaften als Geschenk Gottes zu schützen. So würden zwei Leuchten des Vaterlandes, Mauritius Hutten und Daniel Stibar, sein getreuer Theseus, die Wissenschaften nach seinem Vorbild hochhalten, ja der ganze Chor seiner Stiftsherren, an den Universitäten Deutschlands, Italiens und Frankreichs gebildet, folgten ihm. So würde er, Torinus, sich zum Himmel erhoben fühlen, wenn er auch ihm seine Gunst erweise. Daher widme er ihm das Werk des hervorragenden Arztes Alexander von Tralleis, von ihm ins Lateinische übersetzt.
Er höre zwar schon den Vorwurf gewisser Leute, was ein Arzt mit einem Bischof gemein habe. Doch neben der Güte Gottes sei nichts dem Menschen nützlicher und angenehmer als seine Gesundheit und deren Wiedergewinnung. Auch Christus, in menschlicher Gestalt, habe sich nicht vor dem Tod, wohl aber vor Krankheiten gescheut. Auch von den Aposteln wisse man von keiner Krankheit, wohl aber von ihrer Tötung. Und solches würden die Ärzte den Menschen bieten. So habe auch Homer sie zu allerhöchst geschätzt. Und die besten Autoren würden Fürsten und Bischöfen gewidmet. Und wie, mit Plinius, eine Tempelweihe einen Gegenstand im Wert steigere, so werde der Name eines hohen Herrn im Frontispiz eines Bandes diesen den Gelehrten empfehlen.
Aber auch noch weitere Bischöfe würden sich mit Medizin befassen, so Guillaume Pellissier von Maguelonne, den er von seinem Studium in Montpellier her kenne und dessen Werk über die Fische er sehnlichst erwarte. So der Basler Philipp von Gundelsheim, dem eine ähnliche Widmung keineswegs ungelegen käme, ja auch der Kardinal Erzbischof Matthaeus (Lang), dem er im vergangenen Jahr seinen Paulus Aegineta gewidmet habe, befasse sich immer wieder mit diesem. So finde er seine Widmung ein passendes Geschenk, passender als Edelsteine, wilde Pferde, Jagdhunde.
Dieser Rechtfertigung lässt Torinus eine Einführung in Leben und Werk Alexanders folgen: seine Ausbildung zum Sophistes, dann zum Arzt, seine Bildungsreisen, sein Lernen auch von Bauern und alten (weisen) Frauen, seine verschiedenen Werke zur Chirurgie, zu den Augenkrankheiten, den Krankheiten von Kopf bis Fuss usw., die er hier aus Notwendigkeit und auf Bitten von Freunden hin so gründlich wie möglich in seiner Freizeit für den Druck übersetzt habe. Wenn jener das Werk gutheisse, würde es sicher segeln und vielen helfen. Möge Gott ihm bei seinen Bemühungen um die Wissenschaften beistehen. Er hoffe, dass die Behörden der deutschen Staaten dies auch täten, da doch der Basler Rat, der Überzeugung, dass Unwissenheit Verbrechen und Unglück nach sich ziehe, die Universität (gymnasion) wieder voll ausgebaut habe, dass sie keiner andern nachstehe, dreisprachig (lateinisch, griechisch, hebräisch) und voll enzyklopädisch mit hervorragenden Professoren besetzt. Und die Kosten würden ihn so sehr nicht reuen, dass er auch den Studenten öffentliche Stipendien gewähre. Das möge Ansporn und Regel für die übrigen Städte Deutschlands sein und zu einem glücklichen Leben führen.
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Signatur: Lg I 1:1