GG 366
Symeōnos Magistrou Antiocheias tou Sēthi syntagma kata stocheion, peri trophōn dynameōn.
Symeonis Sethi Magistri Antiochiae syntagma per literarum ordinem, de cibarium facultate, Lilio Gregorio Gyraldo Ferrariense interprete. Basel: Michael Isingrin 1538. 8°.
Erstdruck dieser Schrift über die Wirkungen der Nahrungsmittel des Symeon Seth. Dieser sei Magistros und Leibarzt des Kaisers Romanos III. (1028-1034) in Konstantinopel gewesen, habe sich aber schon jung auf den bithynischen Olymp zurückgezogen und sich dort seinen Studien, u.a. der Übersetzung arabischer Ärzte ins Griechische gewidmet. Im Auftrag des Kaisers Alexios I. (1081-1118) habe er den arabischen Fürstenspiegel Kalila va Dimna übersetzt. Der hier vorliegende Traktat ist die erste Schrift dieser Art im byzantinischen Reich und gibt Einblick in die Ernährungsweise jener Zeit. Symeon untersucht darin die medizinischen und diätetischen Kräfte der Pflanzen und Früchte. Herausgeber ist der Ferrareser Humanist, Antiquar und Dichter Giglio Gregorio Giraldi (1479-1552), bekannt vor allem durch seine Schriften über die antiken Götter und über die antiken und zeitgenössischen Dichter. Seine Schriften scheinen eher in Strassburg - schon früher - und Basel - von unserm Druck an weitere bei Isingrin und dann bei Oporin - erschienen zu sein als in Italien selber. Er hat seine Ausgabe und Übersetzung dem befreundeten Arzt Leonellus Eganus Florinus gewidmet (die Widmung ist unüblich zwischen Originaltext und Übersetzung abgedruckt):
Von Sorgen von Tag zu Tag mehr gequält (er ist immerhin 62 jährig), sei er nach Schicksalsschlägen und gesundheitlichen Beschwerden nun noch des Umgangs mit Manardus, des täglichen Gesprächs, seines ganzen Trostes beraubt worden (der bedeutende Ferrareser Arzt, zuvor Leibarzt der Könige Wladislaw und Ludwig II. von Ungarn, 1526 Nachfolger des Leonicenus in Ferrara, ist am 9. März 1536 mit 74 Jahren gestorben, so dass unsere im Druck nicht datierte Widmung vermutlich auch einige Zeit vor dem Druck entstanden ist). Da habe er sich wieder zu seinen alten Freunden, den Büchern geflüchtet, um Trost oder wenigstens Linderung zu finden, und sei zufällig auf ein griechisches Büchlein über die Wirkkräfte der Nahrungsmittel gestossen, sicher ein seltenes Werk, wenn nicht sogar das einzige Exemplar (für die wohl einzige spätere Ausgabe, Paris 1658, konnten zwei neue Handschriften beigezogen werden). Ein gewisser antiochenischer Arzt Symeon, Sohn eines Seth, habe es an Kaiser Michael Dukas von Konstantinopel geschickt, wie man aus der Überschrift leicht erkenne (Michael VII. Dukas hat 1071-1078 regiert). Michael Psellus (1018-wohl 1078) habe vorher ein inhaltsverwandtes Büchlein einem Konstantin, wohl einem Verwandten des Dukas, gewidmet, woraus sich ein Beispiel bei Meletius finde, fast wörtlich gleich (Meletios ist vielleicht ins 9. Jahrhundert zu datieren, womit die Filiation Giraldis nicht stimmen könnte; die betreffende Schrift des Psellus über die Nahrung war 1498 in Venedig im Druck erschienen im Anhang an die Logik des Arztes, Theologen und Philosophen Nikephoros Blemmydes, dann 1529 bei Cratander in Basel zusammen u.a. mit einer Einführung in Galen von Manardi). Der Text des Symeon sei sehr verderbt und lückenhaft gewesen und er habe ihn vor allem mit Hilfe des Büchleins des Psellus und eines zweiten von diesem in der schlechten Übersetzung Georg Vallas einigermassen lateinisch wiedergegeben (hiermit muss eben diese Übersetzung De victu humano von 1498 gemeint sein, da keine andere ähnliche Schrift des Psellus damals in Übersetzung vorlag; dann ist oben und hier mit dem "Büchlein des Psellus" selber eine griechische Handschrift gemeint, da der griechische Text 1539 noch nicht gedruckt vorlag). Den schicke er ihm, der in jedem Fach der Medizin bei den mächtigsten Königen und den fernsten Völkern gewirkt habe, da er nach dem Tode Manardis und in seiner Krankheit sich über alle seine Verdienste hinaus um ihn kümmere. Doch wozu um Manardi trauern, da man sehe, wie er nicht gestorben sei, sondern Unsterblichkeit erlangt habe? In der Darstellung des Werkes sei er, wie Symeon dem griechischen, in der Übersetzung dem lateinischen Alphabet gefolgt und habe als Suchhilfe zuerst den lateinischen Begriff und dahinter den griechischen gesetzt, den Symeon verwendet habe.
Aus Besitz eines Werenfels (Basel), dann Botanische Gesellschaft: Bot. 4791 Nr. 1
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Signatur: Bot 4791:1