GG 382
Tēs Theias graphēs, Palaias dēladē kai Neas Diathēkēs, hapanta .
Divinae Scripturae, Veteris ac Novi Testamenti, omnia , innumeris locis nunc demum, & optimorum librorum collatione, & doctorum virorum opera, multo quam unquam antea emendatiora, in lucem edita. Basel: Johannes Herwagen März 1545. Fol.
Nach dem Erstdruck der Septuaginta des Alten Testaments in Venedig durch Aldus Manutius 1518, der polyglotten Bibelausgabe in Alcalà de Henares 1514-1522 und einer griechischen Bibel in Strassburg 1524-1526 erscheint in Herwagens Gesamtbibel erst der vierte Druck der griechischen Übersetzung des Alten Testaments. Eine griechisch-lateinische Bibel wird 1550 in Basel bei Nicolaus Brylinger erscheinen (8°) (GG 383). Die nächste polyglotte Bibel erscheint erst 1569-73 in Antwerpen, weitere erst 1587 in Genf, 1596 in Hamburg, 1599 in Nürnberg (unvollendet) und Heidelberg, 1597 zudem ein Nachdruck der Bibel Herwagens in Frankfurt. Herwagens Druck beruht - mit Verbesserungen - auf der Aldina. Angeregt haben dürfte ihn Philipp Melanchthon, der ein Vorwort an den frommen Leser beigesteuert hat, datiert vom 25. November 1544, dem Tage der Einsetzung der Encaenia (Enkainia, das Chanukkafest), nach der Entfernung des von Antiochos aufgestellten Götzen und der Reinigung des Tempels.
Gross sei die Schöpfung Gottes, beginnt er, grösser sein Wirken im Verborgenen. Dessen sichtbare Zeugin und Bewahrerin sei die Kirche und ihr Buch, das Buch der göttlichen Weisheit. Dieses Buch werde aber nicht von allen geachtet, der Mahnung des Jesaias zum Trotz. Doch Gott habe zu seiner Erhaltung, Lektüre und Verbreitung aufgerufen. Auch die Herausgabe weltlicher Autoren nütze zwar in vielem der Kirche. Viel mehr jedoch diejenigen, die die prophetischen und apostolischen Bücher bewahrten, verbreiteten: die Übersetzer und Kommentatoren, die Drucker und als Förderer die Fürsten, besonders wer die Quellen publiziere: die hebräischen Bücher der Propheten und, ganz besonders, die griechischen der Apostel. Die griechische Übersetzung der Propheten sei gegenüber dem hebräischen Original zwar ungenügend, aber sie sei nützlich, da die Griechen sie noch jetzt verwendeten sowie zum Vergleich mit der lateinischen. Zudem hätten sie die Apostel benützt. Schliesslich sei sie, auch wenn in einer Spätzeit des Niedergangs des jüdischen Volkes entstanden, zur Zeit der Apostel noch besser erhalten gewesen. In Syrien und Ägypten sei das Griechische mit der Zeit nicht mehr rein geblieben, die Übersetzer hätten wohl den Wortschatz beherrscht, weniger aber den Stil, und den Sinn nicht immer verstanden. Die Sorglosigkeit späterer Kopisten und Drucker habe die Überlieferung weiter verschlechtert. Und doch sei die griechische Übersetzung nützlich: sie werde von Paulus zitiert und sie sei zuweilen der Quelle näher als die lateinische. Schliesslich hätten die Apostel ihre Sprache an ihr geformt; die aufmerksame Lektüre des Buches trage somit zu deren Verständnis bei. Den Rest bilden theologische Erörterungen über den hilfreichen Nutzen der heiligen Schriften im Vergleich mit Zyklopen, Epikureern und der Geometrie. Sie führten zum Glauben, dieser zur Gewissheit. Da stehe Gott bei. Darum solle man sich um diese Bücher bemühen.
Melanchthons und Herwagens Ausgabe ist nicht ohne Wirkung geblieben: 1597 ist sie in Frankfurt am Main nachgedruckt worden, vor allem aber hat sie 1579 ff. die Grundlage der reformierten böhmischen Übersetzung der Bibel gebildet, der Kralitzer Bibel. Melanchthon selber hat mehrere Exemplare dieser Bibel besessen; eines dieser Exemplare hat Herzog Rudolf August von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel 1702 zur Empfehlung der griechischen Studien als erstes Buch der Bibliotheca Rudolphea der Universität Helmstedt übergeben. W 167.
Das Basler Exemplar F G III 1 hat 1573 der Basler Theologe Sigismund Kien (Kun, Kühn, 1548-1626) erworben, 1573-1588 Pfarrer in Münchenstein, danach in Basel; 1655 hat es Remigius Faesch von seinem Buchbinder Remigius für 2 Pfund 2 Schilling 6 Pfennig erworben.
Bibliothekskatalog IDS
Signatur: FG III 1