GG 381
Tēs Kainēs Diathēkēs hapanta.
Novi Testamenti omnia. Basel: Johannes Bebel für Johannes Wattenschne August 1524. 8°.
Die 1200 Exemplare der ersten griechisch-lateinischen Ausgabe des Neuen Testaments durch Erasmus bei Froben zur Fastenmesse 1516 (GG 16) hatten sich offenbar gut verkauft, wenn auch wohl vorwiegend im deutschen Sprachgebiet. So finden sich unter den 548 Exemplaren von 24 verschiedenen Werken bzw. Drucken, die der Buchhändler Francesco Calvo am 10. Februar 1517 aus Pavia bei Froben bestellt hat, zwar neun Titel mit 278 Exemplaren von Schriften und Ausgaben des Niederländers, doch neben älteren Bibeldrucken "cum glosa" und Bibelkonkordanzen auffälligerweise kein einziges Exemplar des Neuen Testaments des Vorjahrs. 1519 konnte schon eine neubearbeitete zweite Ausgabe erscheinen (GG 380). Deren vermutlich um einiges grössere Auflage dürfte sich ebenfalls rasch verkauft haben, denn wiederum in drei Jahren, 1522, konnte eine dritte erscheinen. Die zweite Ausgabe von 1519 zeitigte aber auch Wirkung im Buchdruck: Sehr wahrscheinlich erst sie hat Luther neben anderen Drucken 1521/22 auf der Wartburg und anschliessend mit Melanchthon in Wittenberg für seine Übersetzung des Neuen Testaments verwendet, und hierzu parallel scheint 1519 im deutschen Sprachgebiet, vermutlich unter der Wirkung der kleinen Schriften Luthers, eine gewaltige Nachfrage nach dem Text des Erasmus eingesetzt zu haben - und diese hat ab 1520 eine wahre Flut von Nachdrucken des lateinischen Textes in praktischen einfachen und gewiss relativ erschwinglichen Oktav- und Quartausgaben hervorgerufen, auch das aber wieder nur im deutschen Sprachgebiet. Auch Achilles Pirmin Gasser führt die Ausgabe des Neuen Testaments durch Erasmus ("Graece & Latine restituit") in seiner Chronik erst unter 1518 an. In den drei Jahren von 1520 bis Ende 1522 erschienen dann, neben einem einzigen Pariser Druck nicht des erasmischen Textes (1521) mindestens 14 Ausgaben mit dem lateinischen Text des Erasmus: allein in Basel 1520 bei Cratander und Froben, 1522 deren zwei bei Froben und je eine bei Pamphilus Gengenbach, Thomas Wolff und Adam Petri. 1521 erschien dann auch schon die erste Einzelausgabe des griechischen Neuen Testaments: bei Thomas Anshelm in Hagenau herausgegeben vom Strassburger Humanisten und Reformator Nicolaus Gerbel, der auch schon mit Johannes Oecolampad die Ausgabe des Neuen Testaments des Erasmus 1515/16 bei Froben betreut hatte. Er widmet sie allen Christen, da Christus seine Lehre nicht an die Klugen dieser Welt, nicht an die Reichen, die Mächtigen, die Priester und Pharisäer, sondern an die ganzen Völker gerichtet habe. Im Juni 1524 erscheint ein weiterer Druck beim Strassburger Reformationsdrucker Wolfgang Köpfel mit Vorwort des Druckers selber. Und so auch hier: Mit einem kurzen eigenen Geleitwort, in dem er den Herausgeber des Textes, den Zürcher Philologen und Freund des Reformators Zwingli Ceporinus, und den Verleger Schabler genannt Wattenschne rühmt sowie auf die folgende sechsseitige Aufforderung Oecolampads zur Lektüre der heiligen Schriften hinweist, und auf seine Absicht, durch Weglassung jeglicher Einführungen, Zusammenfassungen und eines Apparats (wie sie die zweisprachigen Folioausgaben bei Froben natürlich mit sich führten) das Büchlein handlich (und natürlich auch leichter erschwinglich) drucken zu können (ne libellus enchiridij formam excederet), lässt hier Johannes Bebel noch in seiner Anfangszeit als selbständiger Drucker (1523-1550) das griechische Neue Testament in schlichter Form erscheinen. 1525 hat Bebel, wegen seiner - genauer nicht bekannten - Herkunft aus "Welschland", d.h. Frankreich oder Italien, in Basel auch Welshans genannt, auch die französische Übersetzung des Kirchenreformers Jacques Lefèvre d'Etaples (Faber Stapulensis) gedruckt. Für unsern griechischen Druck, dem er 1531 und 1535 noch zwei weitere hat folgen lassen, hat er sich beim Metallschneider CV und Hans Holbein vier kleine Metallschnitte mit den Darstellungen der Symbole der vier Evangelisten bestellt, die auf ungewöhnliche Weise, doch in diesem kleinen Format geeignet, den kurzen griechisch-lateinischen Text des Titels oben und unten beschliessen. Von den selben Künstlern stammt auch das Signet des Verlegers Wattenschne von November 1523 auf dem Schlussblatt.
Den drei Drucken Bebels von 1524, 1531 und 1535 sind in Basel noch mindestens 11 weitere Drucke des griechischen Neuen Testaments im 16. Jahrhundert gefolgt: so 1536 bei Johannes Walder, 1538, 1540, 1543 und 1544 bei Thomas Platter, 1543 und 1548 bei Nicolaus Brylinger, 1545 bei Hieronymus Curio und Hieronymus Froben/Nicolaus Episcopius, 1552 bei Johannes Oporin, 1586 bei Brylingers Nachfolger Leonhard Ostein.
F G IX 62
Bibliothekskatalog IDS
Signatur: FG IX 62