GG 388

Divi Io. Chrysostomi Homilia, De eo quod dixit Apostolus, utinam tolerassetis paululum quiddam insipientiae meae. V. Fabritio Capitone interprete. Basel: Andreas Cartander Oktober 1519. 4°.

Nach den beiden Basler Nachdrucken des lateinischen Venezianer Erstdrucks der bis dahin bekannten Schriften des berühmten kleinasiatischen Predigers Johannes Chrysostomus durch Jacob Wolff 1504 und Johannes Froben 1517 erscheint hier der erste von zahlreichen Basler Drucken mit neuen Übersetzungen bis dahin noch unbekannter Schriften. Übersetzer ist der spätere Strassburger Reformator Wolfgang Fabricius Capito (Hagenau 1478 - Strassburg 1541), der, nach Studien in Ingolstadt und Freiburg, im Frühling 1515 von Bischof Christoph von Utenheim an das Basler Münster berufen worden war und hier bis 1520 als Prediger und gleichzeitig an der Universität, im Sommersemester 1515 als sacre theologie doctor immatrikuliert, als Dozent der Theologie gewirkt hat. Er hat die Ausgabe Antonio Pucci, Bischof von Pistoia (seit November 1518) und - vor allem - seit August 1517 Nuntius Papst Leos X. bei der Eidgenossenschaft, gewidmet, der als solcher sowohl Erasmus von Rotterdam in Basel besuchte wie er auch Tausende von Söldnern für seinen Herrn anwarb. In seiner kurzen Widmung von Basel, 7. Mai 1519, führt Capito aus, wie in der Erinnerung an Puccis Besuch in Basel ihnen seine Grösse, nun nach seiner Abreise, noch deutlicher erscheine. Die Frucht seines Geistes wolle er Christus und dem Apostolischen Stuhl widmen. Deshalb übersetze er nun so nebenbei diese Schrift des Chrysostomus über die Bitte des Paulus an die Korinther, doch ein wenig Unverstand zu ertragen (2. Kor. 11,1), deren Titel Capito unabhängig von der Vulgata formuliert hat (Utinam sustineretis modicum quid insipientiae meae; sed et supportate me!). Die Schrift zeige, dass das Verständnis der Heiligen Schrift eher aus sachlicher Prüfung der Umstände als aus hasserfüllten Wortstreitereien zu erlangen sei.

Sammelband der Basler Kartause mit - neben unserm Druck - je einem Pauluskommentar des Erasmus (von Froben) und Martin Luthers (von Adam Petri); laut Eintrag Geschenke der Drucker Froben und Petri; unser Druck, der kürzeste der drei, somit wohl Geschenk Cratanders. E V 34 Nr. 2 ; das Exemplar F J IX 6 Nr. 3 stammt aus dem Leonhardstift, das Exemplar D J III 6 Nr. 5 ist in einem Sammelband enthalten, der sich 1577/78 im Besitz des Raphael Hindenlang aus Schopfheim befand, der sich im Mai 1579 an der Basler Universität immatrikuliert hat.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Aleph E V 34:2 | DJ III 6:5 | FJ IX 6:3

Illustrationen

Buchseite

Titelseite

Buchseite

Vorrede des Herausgebers Wolfgang Fabricius Capito an Antonio Pucci, den Bischof von Pistoia, datiert von Basel, den 7. Mai 1519, 1. Seite

Buchseite

Vorrede, 2. Seite

Buchseite

Druckermarke und Kolophon