GG 387
Exomologēsis tēs orthodoxou pisteōs, toutesti didachēs christianikēs, prosenechtheisa Karolō tō tōn rhōmaiōn autokratori anikētotatō, en tē tou sebastou parōnymō tēs Germanias polei, etei apo tēs christogonias alpa phi lambda, metaphrastheisa hypo Paulou tou Dolskiou plaeōs.
Confessio fidei exhibita invictiss. Imperatori Carolo V Caesari Aug. in Comitijs Augustae, anno M.D.XXX: Graece reddita a Paulo Dolscio Plauensi. Basel: Johannes Oporin Mai 1559. 8°.
Griechische Übersetzung der lutherischen Augsburger Konfession von Paul Dolscius (Döltsch) aus Plauen (1526-1589). Schüler Melanchthons in Wittenberg, wurde Dolscius auf dessen Empfehlung 1551 Schulrektor in Halle (bis 1560); dann, nach Medizinstudium in Italien, dort Stadtarzt, schliesslich Ratsmeister. Während seiner Rektorenzeit entstanden seine griechischen Dichtungen (u.a. Hochzeitsgedichte) und Übersetzungen; so erschien nach einer metrischen Übersetzung des 51. Psalms 1552 in Wittenberg 1555 bei Oporin in Basel das ganze Psalterium. Am bekanntesten wurde die hier vorliegende Übersetzung der Confessio Augustana, die oft auch fälschlich Melanchthon zugeschrieben worden ist, dem Verfasser des 1530 in Augsburg von den Lutheranern angenommenen Bekenntnisses.
Gewidmet hat sie Dolscius in Halle am 15. März 1558 dem Doktor beider Rechte Melchior Kling, damals Rechtskonsulent in dieser Stadt. Die Geschichte von der Sendung des heiligen Geistes an Pfingsten bezeuge, dass die bis dahin gänzlich ungebildeten - illiterati, analphabētoi - Apostel, bis dahin kaum ihrer eigenen Sprache mächtig, durch ihn alle Sprachen beherrscht hätten, die sie zur Verkündigung des Evangeliums brauchten. Diese Gabe gelte aber nicht nur für damals für die Apostel, sondern für die Kirche immer und überall, so auch jetzt vor dem Ende der Welt in Deutschland. Und wenn auch Gott das nicht wie bei den Aposteln in einem Augenblick bewerkstellige, so doch durch tüchtige Lehrer, deren es früher gemangelt habe. Wenn auch nicht nur das ungebildete Volk das nicht erkenne, sondern auch viele Gebildete sich andern Studien als denen der heiligen Schriften hingäben und die Gabe zu gering achteten, müssten diejenigen, die echte Glieder der Kirche Gottes sein wollten, sich dessen immer bewusst sein. Man sehe, wie die Unkenntnis der Sprachen der heiligen Schriften Finsternis und Tod gebracht habe und welch grosse Irrtümer aufgekommen seien, da diejenigen, die die Schriften hätten erklären sollen, in Unkenntnis der Sprache nicht nur den wahren Sinn nicht getroffen, sondern geradezu das Gegenteil festgelegt hätten. Wie viele beherzigenswerte Aussagen in den Psalmen könne man doch durch Gottes Güte in Übersetzung verstehen, die gänzlich unbekannt wären, wenn man sich mit groben und fehlerhaften Übersetzungen hätte zufrieden geben müssen und nicht die Wahrheit aus den hebräischen Quellen schöpfen können? (die Psalmen, das damals beliebteste Buch des Alten Testaments, hatte Dolscius vier Jahre zuvor, ebenfalls bei Oporin, in metrischer griechischer Übersetzung drucken lassen - mit ihrem Verständnis dürfte er sich somit ausgiebig beschäftigt haben) Wie viele Zeugnisse von Christus bei den Propheten seien nicht von ungenügend gebildeten Übersetzern verdunkelt, ja verfälscht worden? Dasselbe geschehe für das Neue Testament bei im Griechischen Ungeübten. Oft verdunkle ein einziges nicht genügend verstandenes oder lateinisch unpassend wiedergegebenes Wort, eine Redewendung dem Leser den wahren Sinn. Man könne viele Beispiele mehrdeutiger oder falscher lateinischer Übersetzung aus den Evangelien und besonders den Apostolischen Briefen anführen. Wenn es auch üblich sei, vorhandenes Gut gering zu achten, und die meisten, mit den deutschen Übersetzungen zufrieden, das Studium der fremden Sprachen als überflüssig und zum Verständnis der heiligen Schriften unnötig hielten und vernachlässigten, so müsse man doch an die Nachwelt denken, dass die Reinheit der Lehre ihr weiter vermittelt werde, und daher die Kenntnis der griechischen und hebräischen Sprache in der Kirche bewahren und weitervermitteln. Und man müsse damit rechnen, auch wenn die Lehre jetzt rein vermittelt werde, dass sich erneut Fehler einschlichen, wenn neben den Wissenschaften auch die Sprachstudien nur noch von wenigen betrieben würden. Daher sei der Eifer derer zu loben, die, sich dessen bewusst, durch Lehre und Schrift zum Sprachenstudium ermunterten und versuchten, diese vielen vertraut zu machen. Daher habe er, auch wenn in den letzten Jahren lateinische und griechische Bücher erschienen seien, die die Summe der christlichen Lehre umfassten, dennoch auf seine, Klings, Aufforderungen hin beschlossen, das Glaubensbekenntnis des Augsburger Reichstags, das bis dahin lateinisch und deutsch herausgegeben worden sei (unzählige Male), griechisch herauszugeben, da jener es für nützlich halte. Mit den "Summen der christlichen Lehre" dürfte Dolscius Sammlungen wie die 1550, 1555 und 1556 bei Heinrich Petri in Basel erschienenen Mikropresbytikon (GG 436), Orthodoxographa (GG 437) und Haeresiologia (GG 438) meinen, Vorläufer der Monumenta S. Patrum Orthodoxographa von 1569 (GG 439). Die Übersetzung ist 1584 und 1587 nochmals in Wittenberg erschienen, ein letztes Mal 1730 in Leipzig; das deutet doch wohl darauf hin, dass die Übersetzung, durchaus im Sinne des Dolscius, auch im Griechischunterricht verwendet wurde. Dass Melanchthon ein Exemplar unseres Erstdrucks an den orthodoxen Patriarchen Joseph nach Konstantinopel gesandt hat, dürfte hingegen aus theologischen Gründen erfolgt sein. Die uns etwas abwegig erscheinende Übersetzung hat somit bedeutend weitere Verbreitung gefunden als die ungedruckt gebliebene griechische Übersetzung der Metamorphosen Ovids durch den grossen Maximus Planudes.
F M' XI 19 Nr. 1
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Signatur: FM1 XI 19:1