GG 401

Aliquot Homiliae Divi Ioannis Chrysostomi, ad pietatem summopere conducibiles, nunc primum & versae & editae, per Erasmum Roterodamum. Basel: Hieronymus Froben und Nicolaus Episcopius [März] 1533. 4°.

Wohl gleichzeitig mit den acht von Germanus Brixius übersetzten Homilien zum Römerbrief des Paulus (GG 400) erschienen in der Officina Frobeniana acht weitere verschiedene - kürzere - Homilien des Chrysostomus in der Übersetzung des Erasmus - ebenfalls zum erstenmal. Erasmus hatte sie zuvor noch Brixius zur Korrektur gesandt. Erasmus hat sie von Freiburg aus dann zum Druck gesandt und auch von Freiburg aus am 1. März 1533 dem Augsburger Patrizier Johannes Paumgartner gewidmet. Er wisse, beginnt er die Widmung, dass die äussern Güter Geschenke Gottes seien, nicht Werkzeuge der Lust, sondern der Pflicht, zum Verteilen, nicht zum Besitzen. Schätze verachten, d.h. sich ihnen nicht unterwerfen sei schöner als sie zu besitzen. Er wende sich richtigerweise der Philosophie zu, meine sich nicht reich durch äussere Güter, wenn der Geist nicht durch wahre reich werde. Darum lasse er auch seine Kinder von klein auf speziell in Frömmigkeit bilden. Diesem seinem wie Anton Fuggers Beispiel möchten viele folgen, zu Ehren der richtig benannten Augusta Vindelicorum (Augsburg). Wer es vermöge, solle seine Kinder in den freien Künsten bilden lassen, wer nicht, sie ein Sitzhandwerk lernen lassen. Dann gäbe es weniger Plünderer und Nichtsnutze in Deutschland. Doch viele Eltern liessen ihre Kinder bis zu zwanzig Jahren ohne jedes Wissen und Können. So sende er ihm, besonders auf Anstoss des Ulrich Zasius - des bekannten Freiburger Juristen -, etwas Nützliches: Homilien des Chrysostomus, die bisher weder übersetzt noch gedruckt worden seien, auch wenn er Laie sei, denn es seien Volksreden. Er hoffe, dass sie auch bei andern die Leidenschaften wie durch Zauberformeln besänftigten. Man dürfe aber das Alte Testament nicht wie Livius oder Sallust lesen, und gerade auch Chrysostomus vermittle die Philosophie. Er werde aus der Lektüre Gewinn ziehen. Er, Erasmus, habe noch weitere Homilien beifügen wollen, doch gemerkt, dass sie unecht oder mit Unechtem durchsetzt seien, was nicht selten vorkomme. Die Handschrift sei zwar schön geschrieben gewesen, mit Goldbuchstaben und Farbe grossartig ausgemalt. Doch die erste Homilie, beginnend mit "Multo tempore silui", habe nichts mit Chrysostomus gemein (hier Nr. VI auf S. 111 ff.). Er habe sie nur als Probe dafür übersetzt, dass er nicht immer grundlos klage. Die Erzählung zeige keine Ordnung, es sei nur geistlos Papier gefüllt. Solche schurkische Spiele habe oft die Habsucht der Buchhändler gerade bei guten Autoren getrieben, bei Griechen wie bei Lateinern. Und besonders schändlich: die Christen hätten mehr gegenüber den Kirchenvätern gewütet als je die Heiden gegenüber ihren profanen Büchern. Das leiere er ständig ab, um damit Gelehrte zu veranlassen, nach korrekteren Handschriften zu suchen und das Bekannte zu verbessern.

F J IX 20 Nr. 2

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: FJ IX 20:2

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Vorrede von Erasmus an Johannes Paumgartner, datiert von Freiburg, den 1. März 1533, 1.Seite

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