GG 418

Habes Opt. Lector Chronicon opus felicissime renatum infinitis membris emendatis exactiusque conformatis, & adiectis multis quibus antehac caruerat annis, perfectum: omnibus omnium, quas vocant, facultatum professoribus non solum utilissimum, sed & maxime necessarium, in quo divinitus est scriptum, & plusquam humano iudicio distributum quicquid magnum & memorabile per Deum Opt. Maximum rerum omnium rectorem, & per miseros mortales cum mortalibus, a mundo creato usque ad hunc annum, est gestum. Non autem duximus vulgares quosvis inserendos autores, sed eos duntaxat qui extra aleam iure eruditionis a doctis habentur, nempe: Eusebium Pamphilum Caesariensem, D. Hieronymo interprete. D. Hieronymum Presbyterum. Prosperum Aquitanum. M. Aurelium Cassiodorum Patricium Rom. Hermannum Contractum Comitem Veringen. Matthaeum Palmerium Florentinum. Matthiam Palmerium Pisanum. Eruditissimos & alios duos viros, qui res gestas ad tempora usque nostra extenderunt. Basel: Heinrich Petri März 1536. Fol.

Schon sieben Jahre nach Petris erstem Druck der Chroniken Eusebs und seiner ergänzenden Nachfolger, 1529 von Johannes Sichard herausgegeben (GG 417), erscheint ein zweiter, in dem die Gegenwart von 1512 bis zum Druckjahr 1536 sehr ausführlich nachgeführt, aber auch die Nachführung bis 1512 der vorangehenden Ausgabe durch welt- wie durch lokalgeschichtlich höchst interessante neue Einträge ergänzt worden ist. Weiter hat Petri der Widmung Sichards von 1529 noch ein eigenes kurzes Geleitwort vorangestellt. In diesem weist er darauf hin, dass er in dieser zweiten Ausgabe einige Stellen mit Hilfe Heinrich Glareans wiederhergestellt habe, und, wo die Geschichtsschreiber in Eigennamen und Jahresangaben von Euseb abwichen, habe er die Varianten aus der Bibel, Herodot, Dionys von Halikarnass, Pausanias u. a. am Rand mit kurzen Stellenhinweisen beigefügt (der Glarner Humanist - Philologe, Historiker und Dichter - war nach Studien in Köln und Tätigkeit in Basel, zwischendurch mit Stipendien weitere Studien 1515 in Pavia und 1517-1522 Gelehrtenleben in Paris, bei der Reformation im Jahre 1529 aus Basel nach Freiburg übergesiedelt, wo er dann bis zu seinem Tod 1563 die Professur für Poetik innehatte). Und damit man ihm nicht Mangel an Sorgfalt vorwerfen könne, habe er dafür gesorgt, dass die Chronik dem Leser bis zur Gegenwart ergänzt in die Hände komme; darum sei alles Erinnernswerte so kurz wie möglich beschrieben, und auch wenn ihm nicht überall Genüge geleistet sei, möge er zufrieden sein, denn wenn einer die Geschichte vollständig umfassen wolle, würde das Buch ins Unermessliche wachsen. Zum Schluss weist Petri auf die beiden Indices hin - die nach Abschluss des ersten neu hinzugekommenen Stellen folgten in einem zweiten - und auf die nicht fortlaufende Foliierung, nämlich dass die neuen Ergänzungen eine eigene Foliierung erhalten hätten, die laufende der Chroniken mit Cassiodor weiterfahre (dessen Chronik war wie die des Hermannus Contractus bei Eintreffen der Ergänzungen offenbar schon gedruckt). Worauf Petri nochmals an der Stelle des Foliierungswechsels hinweist, nämlich dass das Buch schon so wie in der vorangehenden Ausgabe gedruckt gewesen sei, als die Fortsetzung eines gewissen Gelehrten, die er dem Leser nicht habe vorenthalten wollen, eingetroffen sei. Genau genommen beginnt diese Fortsetzung schon mit Ergänzungen (additio) zur Continuatio der Jahre 1481-1512 der Chronik von 1529, sodass schon mit den Jahren 1496-1501 das Blatt 154 der Chronik von 1529 mit den Jahren 1510-1512 erreicht war. Zu diesen Zusätzen zu den Jahren bis 1512 gehören u.a. weltgeschichtlich und lokal höchst wesentliche Ereignisse wie die Vertreibung 124'000 jüdischer Familien aus Spanien, der Donnerstein von Ensisheim und die Entdeckung eines neuen Landes, "das manche einen vierten Erdteil zu nennen wagten" durch Seefahrer der Könige von Kastilien und Lusitanien zum Jahre 1492 (während die Zurschaustellung von sieben Indianern mit ihrem Rindenkanu in Rouen zu 1509 sich schon 1529 vermerkt gefunden hatte), der Übertritt Basels vom Reich zu den Helvetiern nach dem Friedensschluss Maximilians in dieser Stadt am 22. September 1499 nach Siegen der Helvetii bei "Frastentz / Hard / Schwaderloch / Bruoderholtz / Dornegk &c." (in Fraktur), was alles 1529 in der aus den Pariser Drucken von 1512 und 1518 übernommenen Fortsetzung bis zum Jahre 1512 noch mit keinem Wort erwähnt worden war (zum heute nach den Daten der Verträge als offizielles Beitrittsjahr geltenden Jahr 1501 auch 1536ff. hierzu keine Silbe), die Entlarvung als Hure der 1529 noch für ein Wunder der Askese gehaltenen Augsburgerin Anna und eine Notiz zum Verhältnis von Konstanz zur Eidgenossenschaft zum Jahre 1511. Aus den Ereignissen der eigentlichen Fortsetzung zu den Jahren 1512-1536 (wo der Abschluss von 1512 mit ausführlichen Deutungen eines in Ravenna geborenen Monstrums - nicht auch dessen Geburt selber - weggelassen worden ist) sei hier nur die Erwähnung des Erscheinens des Neuen Testaments des Erasmus zum Jahre 1516 erwähnt. Die Haltung des Autors der Ergänzungen zur Reformation scheint uns neutral, doch eher gemässigt romfreundlich, die Ereignisse im Oberrheingebiet und in der Eidgenossenschaft wie deren Kriege recht ausführlich behandelt: hieraus wie aus dem späten Eintreffen dieser Ergänzungen vermuten wir ihren Autor nicht in Basel, doch mit engen Beziehungen zu Basel und den Eidgenossen: im Helfer Petris für die Verbesserungen der Chronik Eusebs, Heinrich Glarean in Freiburg (auch das späte Eintreffen von Ergänzungen ist für ihn recht charakteristisch).

Neuerwerbung von 1992 (ein Vorbesitzer: Paulus a Gavardo und Konvent San Barnaba in Brescia): Rc 110.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Rc 110

Illustrationen

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Vorrede vom Herausgeber Johannes Sichard an Kardinal Kurfürst Albrecht von Brandenburg, Basel März 1529, 1. Seite; mit Besitzervermerk: "Fratris Pauli a Gauardo et Conventus S.ti Barnabae Brixiae"

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Vorrede von Sichard, 2. Seite

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Vorrede von Sichard, 3. Seite

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Anfang der Chronik des Eusebius: In vier Spalten werden mit je eigener Zeitrechnung die Geschehnisse im Reich der Assyrer, Sicyonier (Griechenland), Hebräer und Ägypter beschrieben; ganz rechts die Zeitrechnung seit der Entstehung der Welt; auf der rechten Seite unten wieder der Besitzervermerk von Paulus a Gavardo und des Konvents San Barnaba in Brescia

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Anfang, 2. Seite

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Geburt Jesu Christi im Jahr 5199 seit Entstehung der Welt, im Jahr 32 der Herrschaft des Herodes über die Judäer, im Jahr 42 des Prinzipats des Augustus; ganz rechts beginnt nun die neue, noch heute gültige Zeitrechnung.

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Das Jahr 1492, bei dem u. a. folgende Ereignisse erwähnt werden: Die Vertreibung 124000 jüdischer Familien aus Spanien, der Niedergang des Donnersteines von Ensisheim und die Entdeckung eines neuen Landes, "das manche einen vierten Erdteil zu nennen wagten", durch Seefahrer der Könige von Kastilien und Lusitanien.

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Die Jahre 1516 und 1517 mit Erwähnung der Ausgabe des Neuen Testaments von Erasmus (1516) und Martin Luthers, "der sich als allererster dem römischen Pontifex zu widersetzen wagt" (1517).

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Vorrede zum Chronicon Cassiodors von Johannes Cochlaeus an den englisch-französischen Königlichen Rat Thomas Morus, Mainz den 1. Nov. 1528, 1. Seite

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Vorrede von Cochlaeus, 2. Seite

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Aus der Chronik des Hermannus Contractus: Die Geburt Christi im Jahre 4049 seit Entstehung der Welt (vgl. die Zahl Bei Eusebius, Bild 08)

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Aus der Chronik des Hermannus Contractus: Die Ereignisse um das Jahr 30 mit Erwähnung der Taufe Jesu, seiner Passion und Auferstehung.