GG 417

Endamus Chronicon divinum plane opus eruditissimorum autorum, repetitum ab ipso Mundi initio, ad annum usque salutis M.D.XI. Eusebii Pamphili Caesariensis, D. Hieronymo interprete. D. Hieronymi Presbyteri. Prosperi Aquitanici. M. Aurelij Cassiodori Patricij Rom. Hermanni Contracti Comitis Veringen. Matthaei Palmerij Florentini. Matthiae Palmerij Pisani. Partim nunc a nobis inventum & editum, partim a mendis, quibus laborabat plus quam cuiquam creditu facile est, summo studio & diligentia repurgatum. Basel: Heinrich Petri März 1529. Fol.

Wie die drei andern Hauptwerke des Bischofs von Kaisareia in Palästina Eusebios war auch sein nur in der lateinischen Übersetzung - und Weiterführung - des Hieronymus erhaltenes Chronicon im 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts mehrmals gedruckt worden - die drei andern bis 1544/45 ebenfalls nur in lateinischen Übersetzungen. Schon der Erstdruck in Mailand um 1474/76 enthielt über die Chronik des Eusebius (bis 276) und die noch antiken Fortsetzungen des Hieronymus (277-381) und Prosper Aquitanus (382-448) hinaus schon die Fortsetzung des Florentiner Chronisten Matthaeus Palmerius (449-1449), der nächste Druck in Venedig 1483 zusätzlich diejenige des aus Pisa stammenden Chronisten und Sekretärs des Apostolischen Stuhls Matthias Palmerius (1450-1481). Der nächste bekannte Druck des satztechnisch überaus anspruchsvollen und aufwendigen Werkes erschien erst 1512 in Paris bei Josse Bade und Henri Estienne: er enthielt wieder eine weitere Fortsetzung, bis 1512, aus der Feder des Herausgebers Johannes Multivallis. Nochmals erschien das Werk mit derselben Ergänzung bis 1512 bei Henri Estienne im Jahre 1518.

Unser Druck, der erste im hier wohl noch heikler zu druckenden, aber für den Leser gerade hier bessere Übersicht bietenden Folioformat, erhielt zwar keine Fortsetzung über1512 hinaus, dafür aber fügte der Herausgeber Johannes Sichard andere Ergänzungen für die alte Zeit bei. Er begründet sein Vorgehen im Positiven wie im Negativen in seiner Widmung aus Basel vom März 1529 an Kardinal Kurfürst Albrecht von Brandenburg, dessen überragende Intelligenz, Bildung und Tugend jeglicher Art wie dessen gelehrte Urteilskraft ihn bewogen hätten, sich ihn als Schutzherrn zu wählen, besonders in einer Zeit, da Menschen dieser Art seltener würden; zudem verdanke er ihm als Franke Leben und Vaterland. Die Lektüre seiner Chroniken dürfte ihm nicht ungenehm, andern nicht unnütz sein. Ein erwachsener Mensch sei erst, mit Cicero, wer durch die Kenntnis der Vergangenheit mit dem Zeitalter der Vorfahren verbunden sei. So habe er sich Mühe gegeben, die depravierten Texte wiederherzustellen, besonders was die Ortsnamen betreffe, nach Handschriften Cassiodors, Bedas und des Hermannus Contractus. Denn diese hätten sich besonders um die Verwertung Eusebs bemüht. Kaum möglich sei das mangels Quellen für das Assyrische, Ägyptische und Korinthische gewesen. Weitere Schwierigkeiten seien aus den kaiserlichen Umbenennungen von Städten entstanden. Eine Eusebhandschrift habe er leider, trotz Wartens, nicht bekommen können. Und leichtfertig Texte zu ändern - gegen Archetypus und Autor - sei schärfstens zu verurteilen. Doch zur berühmten Chronik Eusebs, der fast einzig lesenswerten Chronik: Hieronymus habe weniger als Übersetzer, denn als Autor gewaltet: die römische Geschichte darin sei sein Werk. Und anderes, wie die völlig falsche Konsulnliste, wohl von keinem der beiden. Als gewissen Ersatz hierfür habe er Cassiodors Katalog, den kürzlich Johannes Cochlaeus entdeckt und ihm gesandt habe, beigefügt; rhetorische Eleganz solle man darin nicht suchen wollen (er ist mit eigener Widmung abgedruckt: s. unten). Weiter habe er für die deutsche Geschichte die nach dem Vorbild Eusebs verfassten Ephemeriden des Hermannus Contractus beigegeben, die dieser im Galluskloster bis etwa vor fünfhundert Jahren (bis 1042) geführt habe. Der Ort hätte auch eine Fortführung der Eusebchronik bis in die Gegenwart, durchaus reich an nennenswerten Ereignissen, aber stumm, verlangt; doch habe er es Mutigeren überlassen, sich den entsprechenden Ärger hiemit zuzuziehen. Ihm genüge es, wenn unter seinem, Albrechts, Schutz durch seine Arbeit die alten Schriften korrekt herauskämen.

In der von Mainz, November 1528 datierten besonderen Widmung des Chronicon Cassiodors an den englisch-französischen Königlichen Rat Thomas Morus erzählt Cochlaeus, einer der führenden altgläubigen Autoren Deutschlands, wie er dort in der Bibliothek zu St. Stephan das kleine, doch sicher willkommene Büchlein gefunden habe. Es wünsche, unter seinem Schutz in die Welt zu gehen, da er unter den Gelehrten wie unter den Staatsmännern der jetzigen Zeit Cassiodor am ähnlichsten sei. Dessen Charakter erkenne man am besten in den zwölf Büchern seiner Briefe, wenn man sie besitze. Er hätte sie mit anderem zusammen drucken lassen, wenn sie in Rom, wo er sie zum Vergleich mit einem Exemplar des Vatikans zurückgelassen habe, von der Plünderung durch die Soldaten verschont geblieben wären (im sog. Sacco di Roma im Mai 1527; die Variarum libri XII, Erlasse z.T. in Briefform, sind dann 1533 in Augsburg erschienen). Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus (1. Hälfte 6. Jh.) war 514 Konsul, dann Staatsmann unter Theoderich gewesen, gründete um 550 in seiner Heimat Bruttium das Kloster Vivarium, wo er das Sammeln und Kopieren antiker Handschriften in Klöstern begründet hat. Erhalten ist von ihm u.a. die Historia ecclesiastica tripartita, in lateinischer Übersetzung seines Mitarbeiters Epiphanius aus drei griechischen Kirchenhistorikern zusammengestellt, in Frobens Drucken der Kirchenhistoriker (GG 409) (GG 410) mitenthalten.

Petri hat die Chronik einzeln nochmals 1536 (GG 418), dann innerhalb des Gesamtwerks Eusebs 1542 (GG 419), 1549 (GG 420), 1559, 1570 (GG 421) und 1579 gedruckt (wobei die Chronik wohl meist auch einzeln käuflich war), aus satztechnischen Gründen jeweils möglichst seitengleich, doch auch 1536 schon ein erstes Mal erweitert und bis zum Druckjahr ergänzt, 1549, 1570 und 1579 mit einer Nachführung bis zum Jahre 1549.

Ex libris Biblioth. Basil. Univ: B c I 63 Nr. 3

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc I 63:3

Illustrationen

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Titelseite; der hss. Vermerk "Joh. Sichardi" bezeichnet den Herausgeber

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Vorrede vom Herausgeber Johannes Sichard an Kardinal Kurfürst Albrecht von Brandenburg, datiert von Basel, im März 1529, 1. Seite

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Vorrede, 2. Seite

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Vorrede, 3. Seite

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Anfang der Chronik des Eusebius: In vier Spalten werden mit je eigener Zeitrechnung die Geschehnisse im Reich der Assyrer, Sicyonier (Griechenland), Hebräer und Ägypter beschrieben; ganz rechts die Zeitrechnung seit der Entstehung der Welt (Bild Nr. 6).

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Anfang, 2. Seite

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Geburt Jesu Christi im Jahr 5199 seit Entstehung der Welt, im Jahr 32 der Herrschaft des Herodes über die Judäer, im Jahr 42 des Prinzipats des Augustus; ganz rechts beginnt nun die neue, noch heute gültige Zeitrechnung.

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Ausschnitt aus der Fortführung des nicht mit Namen genannten Gelehrten Johannes Multivallis: zum Jahr 1492 wird hier der Tod des Papstes Innocentius erwähnt, nicht aber die Entdeckung Amerikas (vgl. GG 418, Bild Nr. 9).

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