GG 430

Divi Clementis Recognitionum libri X. Ad Iacobum fratrem Domini, Rufino Torano Aquileiense interprete. Cui accessit non poenitenda epistolarum pars vetustissimorum Episcoporum, hactenus non visa, eorum qui ab hinc an. M.CC. Romanae ecclesiae praefuerunt. Io. Bebelius pio lectori: Accipe Divi Clementis libros, & eruditione, & pietate insignes, optime lector, eius inquam Clementis, cuius divus Paulus ad Philippenses meminit, cuiusque ea fertur magno Graecorum & Latinorum consensu epistola, quae ad Hebraeos nunc vulgo Paulo inscripta est...Basel: Johannes Bebel August 1526. Fol.

Zweiter Druck nach der Erstausgabe durch Lefèvre d'Etaples von 1504 bei Jean Petit in Paris, nach zwei neuen Handschriften, eines Werkes, das allerdings nicht die Bedeutung hat, die ihm in jener Zeit, besonders auch von unserem Herausgeber, beigemessen wurde: der "Wiedererkennungen" des heiligen Klemens an den Bruder Jesu Jakob mit, als zweitem Teil, frühen Papstbriefen, meist in Erstdruck. Seit Origenes, Epiphanios, Eusebios und Hieronymus wurde ein Mitarbeiter des Paulus in Philippi namens Klemens mit dem dritten Nachfolger des Petrus als Bischof von Rom nach Linus und Anenkletos, d.h. mit Clemens I., auch Clemens Romanus genannt (nach Eusebios: 92-101), dem Autor des Briefes der römischen Kirche an die von Korinth, gleichgesetzt. Unser Klemens ist aber auch, entgegen den zitierten Autoren, weder Schüler des Paulus noch Autor des Hebräerbriefes, als den ihn auch unser Herausgeber ansieht. Unsere Recognitiones, heute gewöhnlich Klementinen oder richtiger Pseudoklementinen genannt, galten nun als ein Werk dieses Bischofs von Rom, der Mitarbeiter des Paulus gewesen sei, und somit als eine der ältesten historischen und biographischen christlichen Quellen überhaupt: in ihrem Mittelpunkt stehen der Apostel Petrus und sein Schüler Clemens I. Das Werk ist in zwei Fassungen überliefert, als theologisch stark gnostisch-judenchristlich orientierte Homiliensammlung (den Qumrantexten verwandt), die sich als Sammlung von Missionspredigten des Petrus mit Begleitbriefen des Petrus und Clemens an Jakobus den Jüngeren von Jerusalem ausgibt, und als nach profanem Vorbild aufgebauter Wiedererkennungsroman, in dem die Angehörigen des Clemens sich nach phantastischen Lebensschicksalen durch das Dazwischentreten des Petrus wiedererkennen und wiederfinden; dieser enthält mehr christliches Gedankengut. Beide Fassungen werden heute auf eine Schrift zurückgeführt, die von Origenes und Epiphanios als Periodoi des Clemens zitiert wird. Es dürften aber auch einerseits Wanderpredigten des Petrus und ein Bericht von dessen Missionsreisen aus der ersten bzw. zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts darin enthalten sein. In ihren heutigen Fassungen dürften die Homilien und der Roman kurz nacheinander im vierten Jahrhundert entstanden sein. Der Roman, das in der Neuzeit erstgedruckte der echten und fälschlich zugeschriebenen Werke des Clemens Romanus, ist jedoch nur in einer Übersetzung des produktivsten spätantiken Übersetzers neben Hieronymus, des Rufinus von Aquileia vom Ende des vierten Jahrhunderts erhalten. Herausgeber unseres Druckes, der Recognitiones und alter Papstbriefe als Anhang, ist der Herausgeber mehrerer Werke nach Basler und unterschiedlichsten fremden Handschriften bei den Basler Druckern Cratander, Bebel, Adam und Heinrich Petri von 1526 bis 1530 Johannes Sichard. Nach Studien in Ingolstadt und Freiburg war er, mit Empfehlungen von Ulrich Zasius an Claudius Cantiuncula als Dozenten der literae humanae für die Basler Universität 1524 hierher gelangt, hat hier aber, wie u.a. einem Brief Bonifacius Amerbachs an den südfranzösischen Juristen Jean Montaigne von Anfang August 1524 entnommen werden kann, als Nachfolger von Claude Chansonette auch juristische Vorlesungen abgehalten, die Amerbach allerdings etwas seltsam fand: er sei im Lateinischen nicht ungebildet, verstehe aber vom Recht (mit dem er sich nie befasst habe) überhaupt nichts und erkläre die Pandekten, wie wenn er Terenz oder Plautus vor sich habe, ohne die Glossen und Interpreten.

Sichard hat sein Werk von Basel aus am 18. August 1526 dem Bischof von Trient Bernhard von Cles (*1485, Bischof 1514-1539) gewidmet. Dieser, Doktor der Rechte, Geheimer Rat schon Kaiser Maximilians, war der engste Vertraute Erzherzog, dann Kaiser Ferdinands, den er an zahlreichen Reichstagen vertrat, zugleich der bedeutendste Bischof von Trient, der in seinem Herrschaftsgebiet zahlreiche Schlösser und Kirchen im Stil der neuen italienischen Renaissance errichten, besonders auch - neben der Stadt - seine Residenz Castello di Buon Consiglio durch Palladio erneuern liess und neu ausgestattet, aber auch das Archiv und die Bibliothek neu geordnet und erweitert hat. Sichard lobt zu Beginn seiner Widmung den kunstliebenden und humanistisch gesinnten Kirchenfürsten für seine Gelehrsamkeit und - Retter wie Hercules und Hippokrates - seine Verdienste um die sowie seine weiteren Pläne zur Wiederherstellung und Verbreitung der alten Autoren, durch dessen wie durch Erzherzog Ferdinands Empfehlung er eine Menge bester Autoren als Jagdbeute erhalten habe, die er jetzt auf die Erwartungen gewisser Gelehrter hin neu auf die Welt bringe (durch Vermittlung Bischof Bernhards hatte Sichard offenbar von Ferdinand ein Diplom erhalten, das ihm Besuch und Benutzung der kirchlichen und klösterlichen Bibliotheken des Reiches gestattete, mit dem er sogleich im Frühling 1526 seine erste Forschungsreise von anderthalb Monaten angetreten hat, die ihn nach Schönau, Ladenburg und Lorsch - alle in der Umgebung von Worms - sowie Trier und Strassburg führte; weitere folgten 1527 und später: nach Fulda, Hersfeld, Murbach und Sponheim, wie Paul Lehmann in seiner Monographie über Johannes Sichardus von 1911 gezeigt hat; unser Druck gehört zu den ersten drei seiner 24 Basler Ausgaben). Wenigstens die junge Generation Deutschlands, fährt Sichard fort, möge aus diesen alten Quellen wieder Wege zum Frieden finden, weg von der Verachtung der Bildung durch die neuen Theologen. Alle grossen alten Theologen zeigten Stil und Bildung, so Tertullian, Laktanz, Cyprian und der jetzt bei ihm in Arbeit befindliche Victorinus Afer (die theologischen Schriften und Hymnen des C. Marius Victorinus hat er dann im Antidotum contra diversas haereses bei Heinrich Petri im August 1528 herausgegeben [GG 435]). Es gebe nichts Reineres als Augustin und Ambrosius. Augustins Schriften über Rhetorik und Dialektik wolle er demnächst publizieren, da sie nicht öffentlich greifbar seien (diese Ausgabe ist nicht zustande gekommen; nach seiner Rückkehr nach Freiburg in der Folge der Reformation in Basel und in der Zeit seines Ordinariats der Rechte in Tübingen ist Sichard nicht mehr editorisch tätig gewesen; die hier vorgesehenen Schriften sind auch in der Folgezeit nur in den Gesamtausgaben greifbar geblieben). Und zudem sei die Redekunst bei den Theologen am längsten lebendig geblieben, während ihr Niedergang in den Rechten schon zur Zeit Ciceros, in der Medizin nach Plinius, da man kaum noch Latein gekonnt habe, begonnen habe, mit Ausnahme allein des einen Caelius Aurelianus, den ihm der gebildete und den Wissenschaften ganz besonders gewogene Leibarzt des Kurfürsten Ludwig von der Pfalz Theobald Fettich aus Worms zur Verfügung gestellt habe (Sichards Ausgabe ist dann 1529 bei Petri erschienen; bei den griechischen Stellen hat ihm Cornarius geholfen). Erst vor etwa fünfhundert Jahren hätten die Theologen aufgehört, lateinisch zu sprechen (d.h. korrektes Latein), denn dass Albinus (Alkuin) und Paulus Diaconus unter Karl dem Grossen keineswegs sprachlos gewesen seien, bezeugten ihre Schriften überall in den etwas älteren Bibliotheken zur Genüge. Deshalb müsse sich jeder, den der allgemeine Stand der Kultur schmerze, nach seinen Möglichkeiten darum bemühen, dass, wie man gegenwärtig Rohlinge in den Geheimnissen ihrer Kunst Fortschritte machen sehe, an die die Vergangenheit noch nicht habe denken können, dass so auch er und seinesgleichen nicht in ihrem Fleiss nachliessen, wenn schon nichts zu dem Erbe der Vorfahren hinzukomme, dieses wenigstens vor den Einfällen der Gothen sicherzustellen, wogegen kein Grund angeführt werden könne, da schliesslich Beweise vorlägen, dass es in Deutschland nicht an Begabungen und nicht an Vorbildern für diese fehle, sintemal kaum ein verständiger deutscher Fürst nicht unter seinen Höflingen auch Gelehrten einen Platz einräume. So habe kürzlich der in der Verwaltung äusserst geschickte Bischof von Trier (der als Kirchenfürst bedeutende Erzbischof Richard von Greiffenklau) geradezu ein Wunder geschaffen, indem er nicht nur die Wiedergeburt der Studien mehr als andere fördere, sondern Gelehrte an die Spitze seiner Ämter wähle; so den gelehrten Juristen und Theologen Matthias von Saarburg (Saracastro), einen beredten, gebildeten, klugen Mann, der eine Anzahl Schreiber dazu angestellt habe, die ältesten Handschriften zum allgemeinen Nutzen zu kopieren. Und nicht weniger tätig sei Wolfgang von Affenstein, der gelehrteste Adlige und edelste Gelehrte den er kenne, der weltliche Regent des Bischofs von Worms. Und schliesslich er, dessen Hof ihm nichts Höfisches zu haben scheine, so dass er sich wie an einer Universität (Academia) vorgekommen sei, wenn in Zusammenkünften von den Wissenschaften oder der Verwaltung die Rede gewesen sei: in der Lebensführung ein Philosoph, im Geschmack ein Fürst, in seiner Sparsamkeit ein Bischof, an dessen Hof wie in einem trojanischen Pferd zahlreiche vorzügliche Gelehrte lebten. Dort sei er im Gespräch auf Clemens gekommen, dessen Ausgabe er schon damals vorbereitet habe. Er habe sich ihm gegenüber höchst grosszügig gezeigt und er darum beschlossen, Clemens ihm zu widmen. Das tue er nun, da er noch feucht von der Presse sei, um ihn vor Tadel zu schützen. Ihn kümmere nicht die überall wieder heruntergeleierte Meinung von den Apokryphen; wenn diese wegzuwerfen seien, hätte man keinen Tertullian, einen grossen Teil des Eusebius nicht, keinen Laktanz. Was könnten sie dafür, dass sie vor jenen Konzilien gelebt hätten, an denen wie mit Schranken das christliche Bekenntnis umschrieben worden sei (Sichard hält die Recognitiones noch für vom Klemens des Paulus stammend - was aber anderseits auch der Grund gewesen war, sie als dogmenfremd für apokryph zu erklären). Müsse es also verwundern, wenn von jenen älteren Autoren etwas abgewandelt worden sei, etwas begonnen habe, privat gelesen zu werden - das heisse apokryph zu werden - was kurz zuvor noch öffentlich (publice) gelesen worden sei (d.h. gegolten habe)? Er sei sich noch nicht im Klaren, was jene Zensur der alten Autoren solle, die sich "distin. XV. cap. sancta Ro." finde (d.h. in der 15. Dictinctio des Decretum Gratiani im Kapitel "Sancta Romana ecclesia...": heute Corpus iuris canonici 1= Decretum Gratiani, Tl. 1, Dist. XV, Kap. 3= Sancta Romana ecclesia... § 71), ganz zu schweigen von den diametralen Widersprüchen darin. Während dieses von acht Büchern (die Homilien!) des Clemens spreche und, wenn er sich nicht täusche, von fünfzig Kapiteln, die es für authentisch - so der Ausdruck - erkläre, wecke es in ihm den Verdacht irgendeines Ungeheuers, vor allem, da die heute in den ältesten Bibliotheken erhaltenen Handschriften (exemplaria), von denen er immerhin zwei auf seiner anderthalbmonatigen Reise habe einsehen können, die eine in Basel, die er sich ausgeliehen habe, die andere in Schönau, keine einzigen Kapiteleinteilungen gehabt hätten und Clemens selber sein Werk in zehn Bücher eingeteilt gehabt habe, was man leicht aus dem Schluss des dritten Buches ersehen könne (dort spricht er - S.75. - von decem conscripta... volumina; die Basler Handschrift dürfte dem St. Leonhardstift der Augustinerchorherren oder dem Domstift gehört haben und die ältere der beiden gewesen sein; die Augustiner haben auch den Druck von 1504 besessen; auf S. 168 nennt Sichard sie in einer Lesartenmarginalie vetustissimus codex - so auch andernorts - qui Basileae est in bibliotheca Canonicorum; sowohl diese Handschrift wie die aus Schönau sind verschollen). Doch das lasse er andern zur Beurteilung, aber er glaube nicht, dass der grosse Rufinus ein Werk übersetzt hätte, das nicht als echt gegolten hätte, um sich - Übersetzer des Origenes, des Xistus philosophus (das Enchiridion des Sextus Pythagoricus), Eusebius von Caesarea, Gregor von Nazianz, Basilius, Pamphilus martyr, Euagrius, also der besten Theologen - damit den Ruhm aller seiner Übersetzungen zu verdunkeln. Auch Eusebius habe schon aus den Recognitiones zitiert. Schliesslich sei er während seines Vorhabens der Clemens-Edition auf gewisse bisher ungedruckte Briefe gestossen, die er, da sie seinem Vorhaben sehr gelegen kämen und ihres Alters wegen, mit Einführungen und Erklärungen ausgestattet und mitdrucken lassen habe. Dieser Widmung folgt noch ein längeres Epigramm auf diese Ausgabe aus der Feder des Freiburger Freundes Sichards Philippus Engentinus (Engelbrecht aus Engen), des dortigen Professors für Poesie, in dem dieser auch kurz auf die Echtheitsfrage eingeht.

Sichards Vorhaben ist, wie die hier nicht erwähnte besondere Vorrede zum selbständig paginierten zweiten Teil, dem teilweisen Erstdruck der alten Papstbriefe, zeigt, wohl gewesen, seinen Zeitgenossen von der Theologie, den Anhängern Roms wie den ihm zu geschichtsfremd, unverständig und fanatisch vorgehenden Reformern, mit den alten Texten einen Spiegel vorzuhalten, Beispiele zu bieten, wie zwei Jahre später von der andern Seite her mit dem bei Heinrich Petri erschienenen Antidotum contra haereses (GG 435). Das zeigt schon ihr Eingang, dass es heutzutage wohl eines der grössten Verdienste sei, die Frömmigkeit, die kaum noch dem Namen nach bekannt sei, zu empfehlen. Dazu gehörten die sogenannten biblischen Bücher, und, um ihnen näher zu kommen, Zeitgenossen der Apostel oder Menschen, die ihnen noch nahe gewesen seien, zu zeigen. Dazu aber gehörten die ersten Päpste, etwa der ersten dreihundert Jahre, Männer von besonderer Heiligkeit und Bildung. Deren Schriften, soviel er wisse, bis dahin unbekannt, verdienten es, veröffentlicht zu werden, zumal heute an der Kirche das meiste derartig sei, dass es kaum noch zu ertragen sei, aber nicht einmal mehr eine Möglichkeit der Verbesserung sichtbar werde; und diejenigen, die sich hieran machten, noch um einiges unverschämter und dümmer seien als die, von denen gemeinhin gelte, dass sie den Gesetzen mehr als genug freien Lauf gelassen und in der Gesetzgebung und -verwerfung mehr an ihren eigenen Ehrgeiz, Habsucht und Herrschlust gedacht hätten, als an die Verwaltung der christlichen Religion. Das könne bei einigen niemand abstreiten. Die Nachfolger Petri hingegen hätten in ihrer Armut, in ihren Gefahren vor Folterungen, die sie um des Ruhmes Christi willen willig auf sich genommen hätten, nichts als die Erfüllung ihrer Aufgabe, die Christus Petrus aufgetragen habe, im Sinne gehabt. Diese Briefe sprächen sie von dem frei, dem ihre Nachfolger als Vertreter Christi nicht so fern gewesen seien. Diejenigen wiederum, die sie heute zur Ordnung zwingen wollten, begönnen mit den Zeremonien und mischten Gutes und Schlechtes durcheinander, so dass man das Volk kaum mehr davon überzeugen könne, dass es je einen guten Papst gegeben habe, dass manches, das einst aus ehrbaren Gründen und frei eingeführt worden sei, die Päpste allzu hart gleichsam als Tagesarbeit von Sklaven einzufordern begonnen hätten. Und sie bedächten nicht, dass manches dem damaligen Zeitgeist angepasst worden sei (ad istius aetatis genium ita fuerunt attemperata), um durch Zeremonien oder zur Schau gestellte Frömmigkeit der Minderheit der Christen zu helfen. Da es nun aber dank der Güte Gottes diese Verlockungen nicht mehr brauche, könne man doch mit gutem Recht und vorteilhaft manches ändern. Die Kirche dürfe nicht stur in diesem Einen am Alten festhalten, dass man deswegen gegen das, was auf geziemende Weise bis heute eher habe angepasst werden können, Widerwillen empfinde. Vielmehr hätte das fast die einzige Aufgabe der Kirchenführer sein müssen, nicht etwas durch Nachlässigkeit einwachsen zu lassen, das dem Glauben hinderlich würde, und Eingewachsenes bei Gelegenheit abzuschaffen, wenn es sich als unnütz erweise. Jetzt habe aber einige eine solche Wut gepackt, die Zeremonien abzuschaffen, dass sie wahllos alle zerschlagen wollten. Und dabei würden sie oft nur neue, schlechtere an ihren Platz stellen. Wer hasste heute, unter vielen Geistlichen, nicht wie eine Schlange alles, was nur den Anschein einer Zeremonie habe? Deshalb weil sie von ihrem Ursprung weg verkehrt worden seien. Warum gehe man nicht auf den Ursprung zurück und führe, was von Natur richtig gewesen, aber durch die Zeit verkommen sei, auf seinen Weg zurück? Man müsse zuerst schauen, ob nicht ein Krümel Richtiges darin stecke, und es dann nicht abschaffen, wie manche zu tun begonnen hätten, sondern, soweit möglich, es verbessern. Hierzu solle man, wenn etwas, diese Briefe als Richtlinie verwenden, so gebildet und klug, dass er von allen anständigen Leuten gewiss Dank ernten werde, indem er das zu publizieren vorziehe, was ohne Gehässigkeit - wie er wünsche - die Päpste, Bischöfe, Priester an ihre Pflichten erinnern könne. Und zugleich den Weg zeigen, auf dem sie, unter der Leitung der Päpste selber, einiges abschaffen könnten, auf das gewisse Leute so loswüteten. Und Unkundige sollten schliesslich aufhören, das anzugreifen, was nicht nur durch die Einmütigkeit der Jahrhunderte, sondern auch durch die der Kirchen untereinander zur Geltung gelangt sei. Inzwischen werde kaum ein einigermassen verständiger Mensch bestreiten, dass gewisse Zeremonien eine klare Kenntnis Christi vernebelten, so wie sie dienlich wäre. Dennoch dürfte man mit ihrer Abschaffung das Volk, das von sich aus geist- und urteilslos sei, abstumpfen lassen, wenn es die Gedanken an das Höchste, das es nicht erreichen könne, aufgebe und ihnen das, was ihnen ein Bild von Christus irgendwie skizziere, verboten werde. - Hiermit steht Sichard zwischen den damaligen Parteien. Bald nach Erasmus verliess auch er das reformierte Basel, aber auch in Freiburg war seines Bleibens nicht. - Über die für diese Briefe benützten Handschriften sagt Sichard nichts Genaueres, als dass das Compendiolum fidei Christianae des Clemens in der Übersetzung des Rufinus aus einer andern Handschrift stamme als die übrigen Briefe (S. 29 in seinem Argumentum) und dass in der andern "sehr alten" Handschrift (S. 49) vom Schluss eines Briefes und dem Beginn des nächsten einige Seiten fehlten (nicht die einzige Lücke, wie auch Lehmann festgehalten hat; nach ihm dürfte die Handschrift aus dem deutschen Sprachgebiet gestammt haben).

F K VII 1 Nr. 1

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: FK VII 1:1

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Vorrede von Johannes Sichardt an den Bischof von Trient Bernard de Gles, datiert von Basel, den 18. August 1526, 1. Seite

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Vorrede, 2. Seite

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Vorrede, 3. Seite

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Vorrede, 4. Seite

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Vorrede, 5. Seite

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Epigramm auf diese Ausgabe von Philippus Engentinus

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Letzte Seite des Index mit Kolophon

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