GG 435

Antidotum contra diversas omnium fere seculorum haereses. Basel: Heinrich Petri August 1528. Fol.

Heinrich Petri hat, dies ganz im Gegensatz zu seinem Vater, der bis zuletzt Schriften Luthers und seiner Mitarbeiter gedruckt hat, aber wie jener in völliger Übereinstimmung mit seiner anders gerichteten persönlichen religiösen Haltung, aus der heraus er zunächst wie u.a. Bonifacius Amerbach auch die Teilnahme am neuen Abendmahl verweigerte (er hat auch mehrere Schriften zum Abendmahl von verschiedenen Autoren besessen), kein einziges Werk Luthers gedruckt, worauf er sich denn später auch bei seinen Bemühungen um Wappen und Adelstitel berief. Seine Bemühungen religiös-konfessioneller Art waren offenbar, auch wenn er sich, soweit Äusserungen noch bekannt, nirgends auf den grossen Vertreter eines ähnlichen Mittelwegs, Erasmus von Rotterdam, berufen hat, auf ein anderes Ziel gerichtet: eine bruchlose Reform der Kirche aus einer Kenntnis ihrer frühen "noch unverdorbenen" Lehren und der frühen Verderbnisse. Dem gelten seine frühen Drucke zu Urkirche und Häresie wie von 1550 an seine grossen Sammelwerke zur Orthodoxie, dem rechten Glauben (GG 436) (GG 437) (GG 438) (GG 439), letztlich die Vorbilder, die auch die Reformatoren bei ihren Klagen und Besserungsvorschlägen vor der Spaltung im Auge gehabt hatten. In allen diesen Textsammlungen geht es nicht um philologische oder andere sprachliche Probleme: griechische und lateinische Autoren stehen einträchtiglich nebeneinander allein im Dienste der kirchlichen Fragen, die griechischen darum stets, je nach Überlieferung, mit oder sogar nur in Übersetzung.

Die erste Ausgabe von Schriften von Kirchenvätern, die bei Heinrich Petri als Textsammlungen gegen Ketzertum oder für Rechtgläubigkeit im Laufe der ersten vier Jahrzehnte seiner Verlegertätigkeit erscheinen - die erste solcher später zahlreicher patristischer Sammlungen überhaupt - hat ihr Herausgeber Johannes Sichard dem christianissmus et invictissimus Sigismund, König von Polen, gewidmet, den er als einen der möglichen Retter der Religion anruft. Die Herausgabe der bisher grossenteils noch ungedruckten Schriften habe, so führt er im Vorwort aus, die humanitas und kaum zu beschreibende liberalitas des Bischofs von Krakau Petrus Tomiczki, dem er im Dezember 1527 die dann auf März 1528 erschienene Sedulius Scotus-Ausgabe gewidmet hatte, ermöglicht und dessen seiner würdiger Grossneffe Andrzej Zebrzydowski (Zebridovius), der Erasmus im Frühling ein Geschenk von hundert Gulden von Sigismund überbracht und dann bis September bei ihm in Basel gewohnt hat, und dem Sichard im August seine Consentius/Cassiodor-Ausgabe bei Bebel gewidmet hat, würdig auch seines Oheims, des Bischofs von Plock (seit 1527) Andrzej Krzycki (Critius), somit der beiden Vorkämpfer gegen die Reformation in Polen... Die in diesem Druck enthaltenen Schriften behandeln u.a. speziell die Trinität (Athanasius, bzw. Pseudo-Athanasius; Marius Victorinus Afer) und patris & filii unitas (Hilarius von Poitiers) sowie den Nestorianerstreit, so wie Sichard auch in der Widmung schon auf Arius und Kaiser Constantius sowie auf Bischof Photinus hinweist. Die Schriften sind nach einer vorkarolingischen Handschrift aus Murbach gedruckt (Athanasius nach dieser und einer erweiterten späteren Trierer Handschrift - beide verschollen), nach einer vermuteten Lorscher Handschrift sowie nach einer oder mehreren unbekannten Handschriften. Unter den Schriften griechischer Kirchenlehrer erscheinen einige Briefe des Cyrillus von Alexandria allein in der Übersetzung des Dionysius Exiguus aus dem sechsten Jahrhundert, die übrigen zweisprachig. Einige dieser Erstdrucke sind auch seither nicht mehr erschienen; aus einem älteren Druck stammt allein die Justin-Übersetzung Picos.

Aus Museum Faesch, zuvor im Besitz Maximilian Pantaleons; am 24. Oktober 1570 hatte den Band Jacobus Schmidle (Schmidlin) aus Liestal von Christian Münch erhalten: s\s E IV 16 (zahlreiche Einträge Schmidlins).

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Aleph E IV 16

Illustrationen

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Titelseite mit Besitzereinträgen von Remigius Faesch und Jacob Schmidlin

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Inhaltsverzeichnis

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Vorrede von Johannes Sichard an den König von Polen Sigismund, datiert von Basel, August 1528, 1. Seite

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Vorrede, 2. Seite

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Vorrede, 3. Seite

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Vorrede, 4. Seite

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Errata und Kolophon