Hutten, Ulrich von: Outis. - Basel, 1518

Autor  Hutten, Ulrich von, 1488-1523
Titel  [Nemo] Outis = Nemo / [Ulrich von Hutten]
Impressum  Basileae : apud Ioannem Frobenium, mense Septembri anno 1518
Umfang  23, [1] S. ; 20 cm
Notiz  Mit einem Epigramm von Konrad Muth
Autor im Druck genannt
Signaturen: A-C⁴
Titeleinrahmung, Zierinitialen, Druckermarke
Impressum aus Kolophon: "Basileae apud Ioannem Frobenium mense Septembri. Anno M.D.XVIII."
Druckort  Basel
Druckerei  Froben, Johannes (Offizin, Basel)
Weitere Urheber  Muth, Konrad
Bibliogr. Nachweis  VD16 H 6385
Signatur  DB VI 8:9
Anm. zum Exemplar  Zusammengebunden mit 20 weiteren Drucken

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Schluss des Textes und Kolophon (S. 23)

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Kommentar

(spl) Mit der bei Froben gedruckten Publikation von 1518 liegt die zweite Fassung von Huttens Nemo vor, die im gleichen Jahr nicht nur in Basel, sondern auch in Augsburg, Strassburg, Leipzig, Paris und Löwen erschienen ist [vgl. Benzing, S. 45-48]. Ihr Text ist im Vergleich zur ersten Version des Nemo nicht nur um 60 Verse erweitert, sondern auch überarbeitet. Eingeleitet wird die Dichtung durch einen längeren Brief Huttens an Crotus Rubeanus sowie durch ein vier Distichen umfassendes Gedicht von Konrad Muth [1], das sich ebenfalls an Crotus Rubeanus richtet. Der Dichtung folgt ein zweiter Prosabrief Huttens, der an Julius von Pflug adressiert ist.

Huttens Schreiben an Crotus Rubeanus [2]

Der elf Seiten lange Brief Huttens beginnt mit der Zueignung des Textes an Crotus Rubeanus, betreibt dabei Wortspiele mit nihil und nemo (etwa: At nunc ipsum illud nihil ad te mitto, et ita mitto, ut Nemine perferente accipias. Qui cum enim rectius Nihil quam cum Nemine versatur, cum Nemo nihil scribat ac faciat). Als Ursachen für die Entstehung der Dichtung nennt Hutten zwei Dinge: ein Sendschreiben von Crotus sowie die verkehrte Meinung der Menschen (... ex perversa ... hominum opinione). Hutten beklagt die tadelnden Stimmen, die nach seiner Italienreise an ihn gerichtet wurden. So habe er in der Heimat niemanden (= Niemand) gefunden, der gerecht über seine Studien geurteilt hätte: Diesen Niemand habe Crotus nun vor sich. Der grösste Teil des Briefes besteht darin, dass Hutten über die Juristen und die Theologen wettert und sie als Doktoren bezeichnet, die aufgrund ihres Titels für etwas Besseres gehalten würden, auch wenn sie gar nicht wirklich gelehrt wären. Auch in diesen Schmähreden benutzt Hutten immer wieder Wort- und Gedankenspiele mit nemo und nihil.

Der Niemand [3]

Beim Nemo selbst handelt es sich um eine lediglich 156 Verse umfassende, in elegischen Distichen gehaltene Betrachtung über die Möglichkeiten und Grenzen des Mensch-Seins. Augenfällig ist das anaphorische Nemo, das sich durch einen grossen Teil der Dichtung zieht (insgesamt beginnen 41 Verse mit Nemo). Anhand des personifizierten Niemand wird sozusagen ex negativo geschildert, was das menschliche Leben mit sich bringt. Thematisiert werden die physische und die intellektuelle Endlichkeit des Menschen, seine Leidenschaften und Laster und die Vergänglichkeit alles Materiellen. Das Gedankenspiel mit dem zum handelnden Subjekt erhobenen Nemo ermöglicht es, Kritik an den bestehenden Verhältnissen zu üben. Mit der Idee, den Niemand zu einer handelnden Person zu machen, greift Hutten nicht nur auf mittelalterliche Vorbilder zurück, sondern insbesondere auch auf die Odyssee Homers [siehe Margolin, S. 122-124]; den Bezug auf die Odyssee thematisiert Konrad Muth in seinem Epigramm zum Auftakt des Drucks. Insgesamt finden sich in Huttens Dichtung zahlreiche Anklänge sowohl an antike Autoren als auch an das Neue Testament.

Huttens Schreiben an Julius von Pflug [4]

Der vierseitige Brief Huttens an Julius von Pflug greift im wesentlichen Themen des zeitgenössischen politischen und gesellschaftlichen Lebens auf, er erwähnt dabei eine ganze Reihe kirchlicher und weltlicher Würdenträger. Zudem kommt Hutten auf die anstehende Publikation mehrerer seiner Werke zu sprechen.

Weitere Werke im Sammelband

Die Mehrzahl der im vorliegenden Sammelband vereinigten 21 Drucke enthält lateinische Texte vermischten Inhalts, die im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts ediert worden sind (abgesehen von Huttens Nemo finden sich poetische Texte in DB VI 8:6 und DB VI 8:16).

Weitere Exemplare des beschriebenen Drucks in der UB Basel

DB V 17:10

Weiterführende Literatur

Hutten, Ulrich von: Ulrichi Hutteni equitis Germani opera quae reperiri potuerunt omnia, hrsg. von Eduard Böcking. Aalen, 1963 (Nachdruck der Ausgabe von Leipzig 1859-1869) [enthält eine synoptische Edition der beiden Versionen des Nemo, Bd. 3, S. 107-118]

Hutten, Ulrich von: Ulrich von Hutten’s Jugend-Dichtungen, didaktisch-biographischen und satyrisch-epigrammatischen Inhalts, hrsg. von Ernst Münch. Stuttgart, 1838 [bietet S. 135-158 eine Übersetzung der zweiten Fassung des Nemo sowie des Einleitungsbriefs an Crotus Rubeanus]

Honemann, Volker: Ulrich von Hutten. In: Deutsche Dichter der frühen Neuzeit (1450-1600). Ihr Leben und Werk, hrsg. von Stephan Füssel. Berlin, 1993, S. 359-376

Margolin, Jean-Claude: Le Nemo d’Ulrich von Hutten. Crise du langage, crise de conscience, crise de société? In: Virtus et Fortuna. Zur Deutschen Literatur zwischen 1400 und 1720. Festschrift für Hans-Gert Roloff zu seinem 50. Geburtstag, hrsg. von Joseph P. Strelka und Jörg Jungmayr. Bern, 1983, S. 118-163

Benzing, Joseph: Ulrich von Hutten und seine Drucker. Eine Bibliographie der Schriften Huttens im 16. Jahrhundert. Wiesbaden, 1956

Titel und Incipits

[1] Gedicht von Konrad Muth [zum Text]

C. M. R. ad Crotum Rubianum epig. de nemine Hutteniano.
Incipit: Omen adest placidum, pateant Rubiane penates

[2] Huttens Schreiben an Crotus Rubeanus [zum Text]

Ulrichi de Hutten equitis Germani ad Crotum Rubianum in neminem praefatio.
Incipit: Accipe igitur hoc tibi nihil

[3] Der Niemand [zum Text]

Nemo loquitur.
Incipit: Quisquis ades, si forte novos mirabere lusus

[4] Huttens Schreiben an Julius von Pflug [zum Text]

Ulrichus de Hutten eq. Iulio Pflugk equiti salutem.
Incipit: Ut tu quidem valeas, multorum crebro

Erwähnte Personen: Crotus Rubianus; Pflug, Julius von

Themen: Historisch: Gesellschaftskritik

Themen: Poetisch: Anapher; Distichon, elegisches; Elegisches Distichon; Epigramm

Themen: Literaturhistorisch: Odyssea

Themen: Philosophisch, Theologisch: Neues Testament

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