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Divini Gregorij Nyssae Episcopi qui fuit frater Basilij Magni Libri octo. I De Homine. II De Anima. III De Elementis. IIII De Viribus animae. V De voluntario et involuntario. VI De Fato. VII De Libero arbitrio. VIII De Providentia. Imper. Caes. Maximiliano P. F. Aug. Patri Patriae Libertatisque Adsertori Beat. Rhenanus F. C. Strassburg: Matthias Schürer Mai 1512. Fol.

Nicht in Basel erschienen, doch in Basel von einem Nürnberger übersetzt und von Basel aus von einem Elsässer herausgegeben ist dieser Erstdruck der hier, nach einem Teil der Überlieferung, fälschlich dem zuerst als Rhetor tätigen, dann von seinem älteren Bruder Basilius dem Grossen zum Bischof von Nyssa in Kappadokien gemachten Gregor von Nyssa zugeschriebenen Schrift in acht Teilen über die Natur des Menschen. Gregor von Nyssa suchte die christlichen Lehren wissenschaftlich mit dem Neuplatonismus zu verbinden; ebenso vertritt der wirkliche Autor der hier vorliegenden Schrift, der nur aus diesem Werk bekannte Bischof Nemesius von Emesa in Syrien hierin einen christlich modifizierten Neuplatonismus. Gregors echte Schrift über die Erschaffung des Menschen, die unser Herausgeber Beatus Rhenanus ebenfalls gern neu übersetzt gehabt hätte, aus der er aber gerade noch vor Druckabschluss nur erst kurze Inhaltsangaben von seinem Basler Griechischlehrer Johannes Cuno erhalten hat, die er seinem Pariser Lehrer Jacobus Faber Stapulensis noch im Anschluss an seine nachwortartige Widmung Rhenanus mitteilt (ihr griechischer Erstdruck erschien 1536 in Venedig), ist im Jahre 379 verfasst worden, die des Nemesius etwa zehn bis zwanzig Jahre später.

Der Nürnberger Dominikaner Johannes Cuno, der, nach Mitarbeit bei Aldus Manutius und Griechischstudien u.a. in Venedig und Padua, auf Empfehlung seiner Ordensbrüder Johannes Reuchlin und Conrad Pellican seit Dezember 1510 in Basel in Johannes Amerbachs Offizin wie als Griechischlehrer seiner Söhne, bald auch des Rhenanus, tätig war, berichtet in einem Nachwort an den Oheim Pellicans Jodocus Gallus von seiner Tätigkeit in Venedig, in seiner Widmungsvorrede an Rhenanus wie dieser im Nachwort an Lefèvre d'Etaples u.a. von der Entstehung der neuen Übersetzung wie des Druckes. Der Strassburger Drucker Matthias Schürer, Schulfreund des Rhenanus, bei dem er zwischen seinen Pariser Studien und seiner Übersiedlung nach Basel zu Amerbach und Cuno gearbeitet hatte, hatte vom Hofmathematiker, -astronomen und -humanisten Kaiser Maximilians Johannes Stabius eine Handschrift der sonst unbekannten Schrift in der Friedrich Barbarossa gewidmeten Übersetzung des Pisaners Burgundio von 1159 erhalten und diese drucken wollen. Rhenanus berichtet am 1. März 1512 aus Basel nach Paris unter anderm, wie Cuno sie in zu primitivem Latein verfasst gefunden und darum nach einer - unvollständigen - griechischen Handschrift, die er im Vorrat griechischer Handschriften des Basler Dominikanerklosters - wo er gewohnt hat - aus der Erbschaft des Kardinals Johannes von Ragusa gefunden habe, verbessert habe. Ähnliches erfahren wir - nebenbei - auch aus der Widmungsvorrede Cunos an Rhenanus aus dem Predigerkloster vom 7. März des Jahres: dass er ihn hier nun nach dem Griechischen vom Schlimmsten gereinigt zurückerhalte, ihn lateinisch noch eleganter formulieren oder so drucken könne. Cuno schildert auch sein Vorgehen: wo die unvollständige Handschrift des Werkes (heute in Oxford) ihn im Stich gelassen habe, habe er aus Zitaten "Gregors" bei Basilius, Johannes Damascenus, Elias von Kreta und andern den Text für die Übersetzung rekonstruiert; Martin Sicherl hat in seiner Monographie über Cuno die Handschriften der drei genannten Autoren identifiziert: Basilius (heute verschollen) und Elias (später von Leunclavius für seine Übersetzung Gregors von Nazianz verwendet) im Dominikanerkloster, den Damascenus in eigenem Besitz (heute in Schlettstadt). 1538 ist dann in Lyon eine neue Übersetzung Giorgio Vallas erschienen, nach richtiger Überlieferung unter dem Namen des Nemesius von Emesa. Den verschiedenen Widmungen in Briefform geht eine bildhafte Widmung voraus, stolz nicht nur lateinisch, sondern innerhalb der den thronenden Kaiser darstellenden Titeleinfassung Urs Grafs auch griechisch den Vater des Vaterlandes und Wahrer der Freiheit Maximilian ansprechend mit den Worten des Odysseus, der Herren und Volk für den Alleinherrscher Agamemnon besammelt.

Das Exemplar F K VII 13 Nr. 2 stammt aus dem Basler St. Leonhardsstift, F J VII 12 Nr. (GG 2) aus der Kartause; weiter F M VII 16 Nr. 2.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: FJ VII 12:2 | FK VII 13:2 | FM VII 16:2

Illustrationen

Buchseite

Titelseite mit Einfassung von Urs Graf.

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1Br: Anfang des ersten Bandes "De homine".

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8Lr: Kolophon.