GG 24
Luciani Samosatensis Dialogi aliquot Graeci lepidissimi in usum studiosorum delecti, quo & in scholis praelegi, & ij qui versi sunt conferri commode queant. Basel: Valentin Curio Februar/Mai 1522. 4°.
Im März 1522 hatte Valentin Curio, der, aus Hagenau bei Strassburg stammend, sich im Sommersemester 1519 an der Basler Universität immatrikuliert, aber schon am 11. Januar 1520 das Zunftrecht zu Safran erworben hatte und seit 1521 als selbständiger Drucker tätig ist, ein griechisches Lexikon gedruckt (GG 25). Gleichzeitig, wohl mit dem Titel im Februar begonnen und vielleicht wegen eben dieses Lexikondrucks bis im April liegengeblieben, erscheint dieser kleine Lukiandruck, ausdrücklich für den Griechischunterricht: zum Vorlesen des griechischen Textes und Vergleich mit Übersetzungen, soweit sie schon anderweitig gedruckt vorlagen. Diese Verwendung zeigen auch die beiden Exemplare der Basler Bibliothek: zahllose Interlinear-Übersetzungshilfen und Marginalien. Unser Druck ist aber auch der erste griechische Lukiandruck in Basel, nach den beiden Gesamtausgaben in Florenz 1496 und Venedig 1503, gleichzeitig mit der zweiten Aldina vom Juni 1522, und nachdem etwa eine Handvoll kleiner Sammel- und Einzeldrucke schon in Löwen, Strassburg, Paris, Wittenberg und Cambridge erschienen waren, in Basel - auch dies recht spät - immerhin reiche Sammlungen von Übersetzungen des Erasmus und Thomas Morus bei Froben 1517 und 1521 (GG 88). Curio scheint sich mit seinen Griechischdrucken schon im zweiten Jahr seiner Druckertätigkeit ein eigentliches Programm zusammengestellt zu haben (neben seinen Drucken von Reformationsschriften): im Juni folgt die griechische Grammatik des Ceporinus (GG 26; schon nochmals im Dezember), im Juli die Dialektik (GG 27), im August die Rhetorik des Georgius Trapezuntius (GG 28) und im September eine zweisprachige Ausgabe der Periegesis des Dionysius Afer (GG 29), alle ebenfalls mit eigenen Vorworten des Druckers nach dem Abbruch seines Studiums.
Er biete eine Auswahl, beginnt er seine Vorrede an den Leser, und zwar die feinsten Dialoge, denn nicht alle vermöchten sich den vollständigen Lukian des Aldus anzuschaffen, und doch lerne man aus keinem Autor die Sprache gleich gut. Die Dichter schreckten mit ihren Schwierigkeiten die Anfänger ab, bei Demosthenes, Thukydides und Platon vermisse man vielleicht die Ergötzung. Lukian mache auch den Jungen Spass. Sein Wortschatz bereichere auch noch Fortgeschrittene. Er habe aber solche Schriften gewählt, die mehrheitlich schon übersetzt seien, erstens weil es die feinsten seien, zweitens weil Schüler ohne Lehrer gut vergleichen könnten, besonders bei den Dialogen, die Erasmus übersetzt habe (1517 und 1521: s. oben). Er sei der feinste und zugleich der genaueste Übersetzer. Durch Vergleichen verstehe man erstens richtiger, zweitens bemerke man die Eigenheiten der Sprachen besser. Demnächst werde diesem Druck ein Lexikon folgen (woraus wir schliessen müssen, dass auch diese Zeilen wie das Titelblatt entsprechend seinem Datum vom Februar vor dem im März erschienenen Lexikon gedruckt worden ist und der kleine Druck auch schon im Februar/März hätte erscheinen sollen), so dass den philograeci nichts mehr fehle. Seine Offizin sei im ganzen der Förderung der Studien gewidmet, nicht dem Verdienst.
Die Titeleinfassung Hans Holbeins, geschnitten von Hans Herman, zeigt die Hinrichtung des römischen Triumvirn und Feldherrn Marcus Crassus nach seiner Niederlage durch die Parther. Das ausgestellte Exemplar ist 1548 in den Besitz eines Samuel Viritus Annicus gelangt: B c V 266bis
Bibliothekskatalog IDS
Signatur: Bc V 266 | Bc V 266bis