GG 113
Aristotelis Stagiritae, Philosophorum omnium facile principis, Opera quae quidem extant omnia, latinitate vel iam olim, vel nunc recens a viris doctissimis donata, & graecum ad exemplar diligentissime recognita. Accesserunt in singulos libros optimis ex autoribus argumenta, commentarij vice studiosis futura. Item Io. Lodovici Vivis Valentini, de libris Aristotelis censura, nunc recens & nata & edita. Ad haec De vita Aristotelis, deque genere philosophiae, ac scriptis eiusdem, commentatio doctiszima, per Philippum Melanchthonem. Basel: [Johannes Bebel u.a.] 1538. Fol. 2 Bde.
Im selben Jahr wie die grossen griechischen Gesamtausgaben der Schriften des Hippokrates bei Froben und Episcopius (GG 319), des Paulus von Aegina bei Cratander (GG 353) und vor allem Galens als Gemeinschaftswerk Cratanders, Bebels, Isingrins, Herwagens und Johannes Erasmius Frobens (GG 337) und zwischen Johannes Bebels griechischen Gesamtausgaben - durch Simon Grynaeus - von 1531 (GG 112) und 1539 (GG 114) erscheint in zwei Bänden von zusammen über 1450 Folioseiten, nach vier Venezianer Drucken von 1489, 1495/96, 1496 und 1507, einem Kölner von 1497 und einem Lyoner von 1529/30 die erste lateinische Gesamtausgabe der Schriften des Aristoteles mit zum guten Teil neuen, erst nach diesen Drucken einzeln erschienenen Übersetzungen, wohl bei Johannes Bebel, dem Drucker der griechischen Ausgaben.
Die Ausgabe betreut hat, wie die beiden griechischen, Simon Grynaeus. In einem kurzen Geleitwort an den Leser weist er auf die Bedeutung des Aristoteles hin, in dessen Geist sich, wie in dem keines andern, die gesamte Natur spiegle, weshalb seine Werke allen zugänglich sein müssten, er von allen gelesen, studiert (discatur), geliebt, gerühmt werde. Aus diesem Grund habe er sich zuvor schon darum bemüht, dass er griechisch, nun darum dass er lateinisch zu möglichst allen möglichst billig gelange. Das sei unablässig seine Absicht bei der Förderung von Ausgaben guter Autoren. Die Rauhigkeit der Sprache, in der er bis dahin in vielen Schriften gestottert habe, sei bis auf wenige Schriften durch gelehrte Männer nach Kräften beseitigt worden. Im übrigen habe man ein Verzeichnis seiner Schriften beigegeben, dass der Leser die Titel (nomenclaturam) einer vollständigen Bibliothek vor sich habe. Für das Übrige zum Autor verweist er auf Einführungen "zweier der hervorragendsten Männer seiner Zeit"; gemeint sind die dem Verzeichnis folgende Censura des Ludovicus Vives und die Biographie des Aristoteles von Melanchthon, zu Beginn von Band 2. Im Verzeichnis der Schriften des Aristoteles weist Grynaeus zu 'De plantis' am Rand darauf hin, dass die Schrift in den griechischen Drucken nicht enthalten sei, im anschliessenden Verzeichnis der bis dahin vermissten Werke zu diesen zwei Büchern, dass er sie kürzlich gefunden habe und bald publizieren werde (im März 1539 ist die peripatetische Epitome im Anhang an die Konstantin VII. zugeschriebenen Geoponica bei Robert Winter erschienen [GG 365]).
Die zu den Schriften jeweils genannten Übersetzer sind: Johannes Argyropulos, Hermolaus Barbarus, Severinus Boëtius, Antonius Demochares, Simon Grynaeus selber für die Elenchi, François Vatable, Theodorus Gaza, Nicolaus Leonicus, Petrus Alcyonius, Guillaume Budé und Celio Calcagnini für die Schriften des ersten und Argyropulos, Georgio Valla mit Giraldus Rufus, Leonardo Aretino (Bruni), Georgius Trapezuntius, Francesco Philelfo, Theodorus Gaza, Alessandro Pazzi, Bessarion und Unbekannte für die ethisch-rhetorisch-poetischen des zweiten. Als Autoren der zusammenfassenden Einleitungen zu den einzelnen Werken kommen u.a. noch Raffael Volaterranus (Maffei), Jacques Lefèvre d'Etaples und Angelo Poliziano hinzu. Die 1533 bei Johannes Walder mit der Übersetzung Guillaume Budé's und Scholien von Grynaeus herausgegebene Schrift 'De mundo' (GG 117) erscheint hier ebenfalls in dieser Übersetzung mit Einleitung des Grynaeus; darüber hinaus hat Grynaeus noch der in der Übersetzung des Georgius Trapezuntius mit dessen Einleitung abgedruckten Rhetorik ein Vorwort beigegeben. Der Drucker ist nicht genannt; die verwendete Druckermarke - kleiner Metallschnitt mit von Basilisken gehaltenem Baselschild - hat von 1522 an Thomas Wolf verwendet; dieser hat bis 1535 gedruckt; sie eignete sich aber auch, wie die grösseren mit diesem Motiv speziell für solche geschaffenen Marken, besonders für Gemeinschaftsdrucke. Die folgenden lateinischen Gesamtausgaben des Aristoteles sind erst nach dem Tod des Grynaeus und nach Ende der Druckertätigkeit Bebels erschienen: 1542 bei Oporin, herausgegeben von Hieronymus Gemusaeus, 1548 nochmals bei Oporin, 1563 bei Johannes Herwagen, mit grossenteils neuen Übersetzungen, die in der Zwischenzeit erschienen waren, von Celio Secondo Curione herausgegeben (GG 116).
Aus der Basler Kartause: B c I 12; das zweite Exemplar - B c I 13 - hat Heinrich Pantaleon 1544 erworben, es enthält zahlreiche Notizen und Skizzen von seiner Hand; 1644 ist es aus dem Legat der Bibliothek Maximilian Pantaleons in den Besitz Remigius Faeschs übergegangen.