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Xenophontis philosophi et historici clarissimi Opera, quae quidem Graece extant, omnia, partim iam olim, partim nunc primum, hominum doctissimorum diligentia, in latinam linguam conversa, atque nunc postremum per Seb. Castalionem de integro, magno studiosorum compendio, recognita... Basel: Michael Isingrin 1551. 8°. 2 Bde.

Leseausgabe allein der Übersetzung der Schriften Xenophons im kostengünstigen und leichter transportierbaren Oktavformat, mit der der Basler Drucker vermutlich, wie zuvor schon mit seinem griechischen Druck von ca. 1548, in den Markt der billigen Lyoner Drucke (1511: 8° und ebenfalls 1551: 12°) einzudringen versuchte. Wie jene griechische hat auch diese Sebastian Castellio betreut, worauf der Drucker im Titel hinweist. 

In seiner kurzen eigenen Vorrede empfiehlt der Drucker dieser zweiten Basler, insgesamt wohl sechsten nur lateinischen Xenophonausgabe seinen Autor, obwohl er das - topisch - für überflüssig halte, und, auf eine nicht ganz korrekte Weise, seinen neuen Druck: Ein Lob des Sokratesschülers Xenophon nach Cicero und Quintilian sei - in ein heutiges Sprichwort umgesetzt - Wasser in den Rhein tragen, ein Urteil seiner, Isingrins, Zeit, geschweige denn sein eigenes, überflüssig. Nur auf seine schon immer bestehende Neigung für diesen Autor wolle er hinweisen, auf die Geisteskraft, seine natürliche Sprachbegabung. Die gepriesene Kürze des Thukydides, die Lauterkeit Herodots, die Eleganz des Lysias und die Lieblichkeit des Isokrates fänden sich bei ihm vereinigt. Mit seiner Gelehrsamkeit und seiner Sprache überrage er alle Redner und auch unter den Philosophen gehöre er nicht zu den letzten. Er habe daher alle greifbaren Übersetzungen Xenophons gesammelt, nicht wenige Schriften übersetzen lassen, in Erwartung von Dank für diese Vermehrung bei den anständigen Lesern (nun, anständige Leser können heute hierzu bemerken, dass die Behauptung, die Ausgabe vermehrt zu haben, nicht wahrer ist, als wenn wir im Athener Katalog heute lesen, dass "Diverses circonstances ayant empêché l'Universitätsbibliothek de Bâle de mettre au point, dans les délais voulus, sa participation, il a fallu se contenter des éditions genevoises et zurichoises": die drei Übersetzungen von Jean Ribit, die Isingrin auch im Inhaltsverzeichnis als "Accesserunt his nunc primum" anpreist, finden sich, wie die Castellios, auch schon in Brylingers Druck von 1545; neu ist in unserer Ausgabe einzig, dass die Oeconomicus-Übersetzung des Volaterranus gegen die neuere des Strebaeus - Jacques-Louis d'Estrebay - nach der Ausgabe Paris 1549 (Mathieu David je hälftig für Jean de Roigny und Michel de Vascosan) ausgetauscht worden ist, mit dessen Widmung an Jean Bertrand; übersetzen lassen hat er keine...). Die Reiterausbildung und Pferdepflege - um von anderem zu schweigen - habe sonst niemand behandelt. Xenophon habe mit seiner wahren Beredsamkeit seine Sprache allem anpassen können. Quintilian habe seine schlichte Redegabe bewundert, die bei den Römern ausser Cäsar und Ovid keiner erreiche. Er wünsche daher, dass die gegenwärtige Jugend sich mehr mit den griechischen Autoren beschäftige, bei denen sich die Lateiner nachweislich alles entliehen hätten, besonders Cicero. Von diesem würden sie nicht nur wie die meisten Zeitgenossen die nüchterne und trockene (frigida) Haut, sondern Sehnen, Knochen, Blut und schliesslich den ganzen kräftigen Körper wiedergeben, wenn sie es nicht verschmähten, nach der Anweisung des Horaz, Tag und Nacht sich mit den griechischen Autoren zu beschäftigen.

Die Ausgabe scheint sich, obwohl sie entgegen der grosssprecherischen Ankündigung des Druckers keine neuen Werke gegenüber der letzten zweisprachigen enthielt, als lateinische Leseausgabe gut verkauft zu haben; schliesslich lagen die letzten nur lateinischen Ausgaben 40 Jahre (Lyon 1511: 8°) und 17 Jahre (Cratander 1534: Fol. [GG 144]) zurück, fanden sich wohl kaum mehr im Handel, und gegenüber diesen enthielt sie auch mehr Texte: schon 1553 erschien bei Isingrin ein seitengleicher Nachdruck - mit genau den gleichen Ankündigungen im Titel und in der Vorrede an den Leser (A N 37: 1580 für einen P. S. O. gebunden).

Neuerwerbung von 1941: B c VII 487.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: AN 37 | Bc VII 487

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Vorrede des Druckers Michael Isingrin, 1. Seite

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Vorrede, 2. Seite

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Anfang des ersten Buches der lateinischen Xenophon-Ausgabe (re)