GG 167
Homērou Ilias kai Odysseia meta tēs exēgēsios.
Homeri Ilias et Ulyssea cum interpretatione.
Hē tōn autōn polyplokos anagnōsis.
Variae lectionis in utroque opere annotatio. Basel: Johannes Herwagen 1535. Fol.
Ende 1488 war in Florenz der erste griechische Druck der Gedichte Homers erschienen, Einzeldrucke der Ilias und Odyssee folgten erst 1517 bzw. 1541, während sie in lateinischen Übersetzungen 1474 bzw. 1497 dem ersten Gesamtdruck von Antwerpen 1528 vorangingen. Früh folgten die drei Aldinen von 1504, 1517 und 1524 und einer Giuntina in Florenz von 1519 schon 1523 ein Nachdruck der vorangehenden Aldinen bei dem Löwener Drucker des Erasmus von Rotterdam Dirk Maarten, dann zwei Strassburger Drucke bei Wolfgang Köpfel von 1525 und 1534 (herausgegeben von Johannes Lonicerus). Erst ungewöhnlich spät erscheint somit der erste griechische Gesamtdruck Homers in Basel, doch dafür bringt er etwas wesentlich Neues: er enthält als erster auch die antiken Scholien. Alle Homerausgaben bis 1534 sind sowohl im Text wie im Format nicht der im Text besseren Editio Princeps des Demetrios Chalkondylas im Folioformat gefolgt, sondern den kleinen zweibändigen Oktavaldinen. Anders Herwagen: er folgt zwar auch im allgemeinen einer Aldine, wie er selber angibt (quod fere secuti sumus), doch stellt er zu beiden Epen (nur sie sind in der Ausgabe enthalten) in einer auch im Titel schon erwähnten Annotatio locorum die Stellen zusammen, in denen die Lesart der Aldina von der Florentiner Ausgabe abweiche. Vor allem aber, und das ist sein Grund, wieder zum Folioformat überzugehen, fügt er im technisch aufwendigen Kommentarsatz als erster die Scholien "des Didymus" bei, die bis dahin nur ohne den Homertext, für die Ilias 1517 in Rom (herausgegeben von Ianos Laskaris) und 1521 bei Manutius, für die Odyssee 1528 bei Manutius und 1530 in Paris erschienen waren. Auch in den folgenden Jahrzehnten hat nur Herwagen den Aufwand nicht gescheut - 1541 (GG 169) und 1551 die beiden Epen in Folioformat mit den Scholien des Didymus zu drucken. Dass die Drucke trotzdem nicht zu unhandlich wurden, hat er durch eine sehr kleine Type für Scholiendrucke erreicht, die aber nicht weniger lesbar ist als die Texttype der Oktavdrucke des Aldus Manutius und Köpfels. Ungewöhnlich ist in dieser Zeit schon, dass ein beliebiger Druck ohne jede Vorrede oder Widmung in die Welt hinausgeht, noch ungewöhnlicher bei diesem Druck und seiner herausgeberischen und satztechnischen Leistung. Aber er empfahl sich auch von selber. Und die Bestätigung seiner Qualität im Verhältnis zum Preis erhielt der Drucker, ähnlich wie beim Aristoteles, durch den Verkauf: schon nach sechs und danach zehn Jahren konnte jeweils die nächste Ausgabe erscheinen.
Exemplar 1602 im Besitz eines Friedrich August Koethe: B c I 120
Bibliothekskatalog IDS
Signatur: Bc I 120