GG 212
Pindari Thebani Lyricorum veterum Principis, Olympia. Pythia. Nemea. Isthmia. Per Philippum Melancthonem Latinitate donata, nuncque primum in lucem edita. Basel: Johannes Oporin Juni 1558, 8°.
1543 und nochmals 1560 ist Lonicers kommentierte Pindarübersetzung (GG 210) in Zürich nachgedruckt worden, dazwischen erschien nur ein lateinischer Pindardruck: die hier vorliegende neue Übersetzung der Oden, ebenfalls in Prosa, von Philipp Melanchthon (diese 1563 in Wittenberg nachgedruckt). Darf man den Untertitel zur ersten Odengruppe, zu den Olympien, wörtlich verstehen, so sind die Übersetzungen "ex praelectione Philippi Melanchthonis" für Vorlesungen verfasst worden und entstammen diesen Manuskripten. Zwei Jahre vor Melanchthons Tod (1497-1560) hat sie sein Schwiegersohn Caspar Peucer mit Widmung an den Ungarisch-Böhmischen Königlichen Rat Christoph von Karolowitz in Basel drucken lassen - in Basel wohl wegen der innerlutherischen Zwistigkeiten in Deutschland, wo er als sog. Kryptokalvinist verfolgt wurde.
In den Wissenschaften müsse man, beginnt er, zwischen der Staatsweisheit, die auf von Gott gegebenen allgemeinmenschlichen Gesetzen beruhe, und der des Evangeliums unterscheiden. Hierzu trage er der Jugend häufig die Geschichte Polizians von Pindar und David vor: David spreche in den Psalmen von allem: Tugenden, bestraften Lastern, Geschichte; Pindar tue das selbe, nur lieblicher, grossartiger. Pindar, fährt Peucer fort, müsse man wegen der Geschichte lesen: Geschichten, die sonst nirgends überliefert seien. In diese habe er ernsthafte Lehren eingeflochten. Dies sei die alte Weisheit gewesen: der Geschichtenerzählung Lehren beizugeben, um durch berühmte Beispiele zu wirken. Gerechtigkeit zu lernen, die Götter nicht zu verachten, sei seine zentrale Lehre. Sie gehe durch die wiederholten Hinweise in den Geschichten in den Leser ein. Deshalb sollten die Jugendlichen diesen Dichter immer wieder lesen. Und damit mehr unter ihnen das Griechische lesen und verstehen könnten, gebe er diese lateinische Übersetzung heraus, die den Sinn wiedergebe, ohne die Beiwörter, die den lateinischen Text bisher schwer verständlich gemacht hätten.
Zusammengebunden mit einem Exemplar der griechischen Pindarausgabe von 1526 (GG 208), aus Besitz des Basler Professors für Griechisch Johann Jacob Spreng, von ihm 1767 geschenkt: B c VII 146 Nr. 2
Bibliothekskatalog IDS
Signatur: Bc VII 146:2