GG 260

Gemisti Plethonis De gestis Graecorum post pugnam ad Mantineam per Capita tractatio, duobus libris explicata, M. Antonio Antimacho interprete. Ad haec, Dionysii Halicarnassei Praecepta De oratione Panegyrica, De oratione Nuptiali, De oratione Natalitia, De Epithalamijs. Demetrii Phalerei Praecepta De membris & incisis, De periodis, De componendis epistolis, De characteribus dicendi. Polyaeni De re militari Praefatio. Eodem interprete. M. Antonii Antimachi De laudibus Graecarum literarum Oratio. Omnia nunc primum in lucem edita... Basel: Robert Winter März 1540. 4°.

Kleiner Sammeldruck mit mehreren lateinischen Übersetzungen aus dem Griechischen aus der Feder des Mantuaner Humanisten Marcantonio Antimaco (Mantua ca. 1473-1551). Schüler Theodorus Gazas, hat Antimaco in Mantua und Ferrara gelehrt und ist Lehrer u.a. des Arnoldus Arlenius gewesen. Griechisch ist das umfangreichste hier übersetzte, auch das einzige grössere vollständige Werk unseres Bändchens, das denn auch mehr als die Hälfte seiner 103 Seiten ausmacht, die an Herodot anknüpfende griechische Geschichte im Anschluss an die Schlacht von Mantinea (418 im Peloponnesischen Krieg) des späten byzantinischen neuplatonischen Philosophen Georgios Gemistos Plethon (um 1360-1452) ein erstes Mal 1503 bei Aldus Manutius in Venedig erschienen; der zweite griechische Druck wird ein Jahr nach unserer Übersetzung, im März 1541 (GG 263) im Anhang zum ebenfalls erst zweiten griechischen Druck des Geschichtswerks Herodots bei Johannes Herwagen erscheinen. Sämtliche Übersetzungen unseres Bändchens erscheinen hier zum ersten Mal im Druck, so auch die Abschnitte über einzelne Redegattungen von Dionys von Halikarnass aus der augusteischen Zeit (seine erste griechische Gesamtausgabe ist erst 1546 in Paris erschienen, die lateinische erst 1615). Den Abschluss des Sammeldrucks von Arbeiten des Antimachus bildet, als sinnvolle Ergänzung, eine Rede zum Lob der griechischen Sprache und Literatur, die er öffentlich an der Universität von Ferrara gehalten hat. Seinem Widmungsbrief vom 23. April 1539 an den jungen Florentiner Humanisten Albertino Lollio (ca. 1508-1568) folgt noch sein Brief an seinen Vater Mathaeus Antimachus vom 15. Juli 1502, mit dem er diesem damals die Gemistus-Übersetzung gewidmet und geschenkt hatte. Die Widmung an Lollio liesse eigentlich annehmen, dass dieser Drucker gewesen ist und Antimaco ihm sein Manuskript mit diesem Widmungsbrief zur Publikation gesandt hat; doch ist weder ein Lollio als selbständiger Drucker noch ein italienischer Druck dieser Übersetzungen bekannt, weder Emile Legrand noch neuern Bibliographen; der Basler Druck scheint also trotz allem der Erstdruck zu sein - vermittelt durch Arnoldus Arlenius? Antimaco beginnt: Als er aus Griechenland vom Studium der griechischen Sprache und Literatur (literarum Graecarum ediscendarum) zurückgekehrt sei, habe ihm sein Vater, ein kluger Staatsmann und um die Studien verdient, aufgetragen, ein Werk des berühmten Gemistus (er war immerhin noch fast Zeitgenosse Matteo Antimacos gewesen) ins Lateinische zu übersetzen. Er habe ihm willfahren, die nachmantineische Geschichte übersetzt und ihm zukommen lassen. Nachdem er sie wegen verschiedener Schicksalsschläge nicht, wie geplant, herausgegeben, sondern sogar vergessen gehabt habe, sei sie ihm durch einen Zufall nach vielen Jahren wieder in die Hände geraten. Lollio, der ihn häufig zu Hause besuche, um ihn zu den Drucken seiner Offizin um Rat zu fragen, aus der immer wieder erfreuliches Neues zu seinem Ruhm erscheine, habe sie zufällig gesehen und sich um die Erlaubnis zu einer Publikation bemüht. Er habe sie ihm, bei allen Vorzügen, die er schon in seiner Jugend zeige, nicht abschlagen können. Doch da er wisse, dass ihm Rhetorik besonders nahe liege, habe er ein kleines Geschenk zusammengestellt; es dürfte ihm und seinesgleichen willkommen sein. In der freien Zeit während der letzten Feiertage (also wohl über Ostern) habe er bisher unbekannte Stücke zweier berühmter griechischer Rhetoriklehrer übersetzt: von Dionys von Halikarnass und Demetrius von Phaleron. Er habe ein kleines Corpus daraus gemacht, in dem er die verschiedenen Stilgattungen erlernen könne (lateinisch scheint bis dahin von beiden Autoren wirklich nur die Archaeologia und ein "Brief" des Dionysius erschienen zu sein). Obwohl er diese Art des Übersetzens nicht so schätze, da jetzt viele leichtfertig solches unternähmen, woraus unentschuldbare fehlerhafte Übersetzungen entstünden, achte er für diese noch so kleinen Übersetzungen nur auf Urteile von Gelehrten, nicht von denen, die durch Bekrittelung der Arbeiten anderer sich selber Ruhm erwerben möchten, sich aber hüteten, selber etwas zu publizieren, damit ihr Unwissen nicht bekannt werde. Sonst würden sie gewiss von ihren Übersetzungen griechischer Verse, Briefe und Reden publizieren. Schliesslich habe er die Vorrede Polyäns zu seinen Militaria beigefügt, die er einst übersetzt habe, und seine Lobrede auf die griechische Sprache und Literatur, die er vor vielen Jahren in der hiesigen berühmten Universität (Gymnasio) - wie der Titel der Rede auf S. 97 zeigt: Ferrara - öffentlich gehalten habe.

B c III 218 Nr. 5

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Bc III 218:5 | Bc V 203:8

Illustrationen

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Titelseite

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2alphaalpha/r: Beginn des Widmungsgbriefes des Antonius Antimachus an Albertino Lollio vom 23. April 1539.

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2alphaalpha/v, 3alphaalpha/r: Widmungsgbrief des Antonius Antimachus an Albertino Lollio, 2. und 3. Seite.

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3alphaalpha/v, 4alphaalpha/r: Widmungsgbrief des Antonius Antimachus an Albertino Lollio, 4. und 5. Seite.

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4alphaalpha/v, 1betabeta/r: Widmungsgbrief des Antonius Antimachus an seinen Vater vom 15. Juli 1502, 1. und 2. Seite.

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1ar: Anfang der Historia Graeca des Gemistus Pletho Georgius.

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1ar: Anfang der Schriften des Dionys von Halikarnass über einzelne Redegattungen.

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1nr: Lobrede des Antonius Antimachus auf die griechische Sprache und Literatur, 1. Seite.

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1or: Kolophon am Schluss der Lobrede des Antonius Antimachus.

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1ov: Druckermarke