GG 280

Claudii Ptolemaei Pelusiensis Alexandrini Omnia, quae extant, opera, Geographia excepta, quam seorsim quoque hac forma impressimus. Basel: Heinrich Petri März 1541. Fol.

Genau ein Jahr nach Sebastian Münsters Ausgabe der 'Geographie' des Alexandriner Mathematikers, Astronomen und Geographen Ptolemaeus, auf die denn auch hier auf dem Titelblatt hingewiesen wird, erscheint bei Heinrich Petri die erste Gesamtausgabe der Werke in lateinischen Übersetzungen - teils des 15. Jahrhunderts, teils nach neuerer Vorlage, mit Ausnahme der schon mit dem Plan dieser Ausgabe vorausgedruckten 'Geographie' (GG 279). Herausgeber ist der Mediziner und Humanist Hieronymus Gemusaeus, Professor der Physik seit 1537, Herausgeber der Werke u.a. des Aristoteles, Galens, Plutarchs, Strabos. Lateinische Einzelausgaben der Tetrabiblos waren vorausgegangen in Venedig 1484, 1493 mit Nachdruck 1519, vom Almagest in Venedig 1515 und 1528 mit neuer Übersetzung; die erste griechische Gesamtausgabe erscheint erst 1813-1828 in Paris.

Die Widmung des Herausgebers Gemusaeus vom 1. März 1541 gilt dem Abt von St. Sulpitius Petrus a Mornyeu. Er widme ihm das Werk als einem Mann nicht nur der religiösen, sondern ebenso der philosophischen und mathematischen Interessen. Zum erstenmal seien nun die Werke des Ptolemaeus in einem Band versammelt, bzw. aus einer und derselben Offizin erschienen, derselben, die unlängst die Geographie herausgegeben habe. Von den jetzigen Werken komme zuerst die 'Megale syntaxis', das 'Magnae compositionis opus' (arabisiert 'Almagest') in der Übersetzung des Georgius Trapezuntios, als zweites die 'Tetrabiblos syntaxis', früher 'Quadripertitum' genannt, dann das 'Centiloquium'. In diesen Werken sei die gesamte Lehre von den Himmelskörpern und deren Bewegungen enthalten. Denn die Wissenschaft von den Gestirnen umfasse zwei Abteilungen: die eine messe die Himmelskreise und Gestirne, die andere beschäftige sich mit deren Wirkungen: die Astronomie, die in der Magna compositio unübertrefflich abgehandelt, allenfalls seither kommentiert worden sei, und die Astrologie, welche sich mit Voraussagen der Zukunft beschäftige, womit sich Ptolemaeus im Quadripertitum und im Centiloquium befasst habe. Hier hätten die Araber weitere Fortschritte zu erreichen gesucht, vor allem Geberus, doch hätten sie eher verdunkelt und nur den Umfang der Schriften vermehrt. Besser seien die griechischen Kommentare. Die Natur habe eben nur einen höchsten Philosophen, Aristoteles, geschaffen, und ebenso nur einen Mathematiker - Ptolemaeus. Er habe als erster die Forschungsmethoden entwickelt, und Geographie und Magna compositio seien eindeutig Werke des selben Autors. Die vorliegende Ausgabe basiere auf einer sorgfältigen Kollation der bisher unklaren Stellen, denen auch Diagramme und Skizzen beigegeben worden seien, zur Erklärung des Textes des Autors. Dies gelte für die Magna compositio. An deren Schluss sei, gewissermassen als Epilog und Kurzdarstellung, ein Büchlein des Proclus beigegeben (dessen Hypotyposis astronomicarum positionum). Die Quadripertita compositio sei vollständig nach griechischen Handschriften hergestellt worden (und auf der Titelseite erfahren wir auch durch wen: Bücher 1 und 2 sind durch Camerarius neu übersetzt, Bücher 3 und 4 redigiert), denn bisher habe man sie nur aus arabischen Kommentaren besessen oder, wenn aus dem Griechischen, nicht vollständig. Dafür möge der Leser dankbar sein. Doch ihm, dem Abt, gelte die Ausgabe vorzüglich, da er ganz besonders die mathematischen Studien fördere und dank diesem das vorliegende Werk habe entstehen können. Möge Deutschland viele Patrone dieser Art haben.

Am Schluss des Vorspanns hat Gemusaeus noch vierzehn Figuren zum Almagest mit genauen Angaben der Zugehörigkeit abdrucken lassen, teils als Variante/Korrektur; teils als Ergänzung, die er "castigatas per Ioannem Vogili clarissimum mathematicum", - vom Mathematiker und Astronom Johannes Vögelin korrigiert - im Exemplar des Simon Grynaeus (dieser ist kurz nach Erscheinen des Druckes am 1. August 1541 an der Pest gestorben) gefunden habe. Es muss sich entweder um das Handexemplar des Grynaeus von dessen griechischer Ausgabe von Basel, Walder 1538 (GG 278), oder, eher, von der lateinischen Venezianer Giuntina von 1528 gehandelt haben, deren Illustration diejenige unserer Ausgabe gefolgt ist, das an den hier betroffenen Stellen somit von Vögelin handschriftlich korrigiert und ergänzt gewesen wäre. Die Illustration des Almagest der Basler Ausgabe geht, soweit es sich um geometrische Figuren der Konstellationen und Tabellen handelt, wie gesagt wie der Text auf die Giuntina von 1528 zurück, deren Illustration diejenige Liechtensteins von 1515 nachgebildet hat. Vorbilder haben auch die beiden Faltbilder zum Kapitel des 7. Buches des Almagest "De constellationibus in sphaera solida fabricandis", nach dem Hinweis "Est autem expositio constellationum haec", der sich schon in der Giuntina, die keine figürlichen Darstellungen enthält (nur die schematischen), hier findet und sich somit auf die folgenden Tabellen bezieht. Die "1 Tabula" zeigt die "Imagines constellationum borealium", die "2 Tabula" die "Imagines constellationum australium", am Tierkreis angeordnet sind beide Male dessen figürlich dargestellte und zusätzlich durch die Symbolzeichen gekennzeichnete Gestirne Jungfrau, Löwe usw., am Nordhimmel innen am Kreis nach aussen gewandt, am Südhimmel aussen am Kreis nach innen gewandt; innerhalb des Kreises in ebenfalls figürlicher Darstellung die übrigen Gestirne des nördlichen bzw. südlichen Himmels. Vorbilder der beiden Tafeln sind Albrecht Dürers Holzschnitte zu den 'Imagines coeli Septentrionales' und 'Meridionales' von Johann Stabius und Conrad Heinfogel, 1515 mit kaiserlichem Privileg auf zehn Jahre erschienen. Das Entstehungsdatum "1532" der beiden Tafeln, das sich rechts unten befindet, zeigt dann allerdings auch, dass sie nicht für diesen Druck geschaffen, weiter, dass sie vor den Tierkreiszeichen Holbeins für Münsters Horologiographia von 1533 und der Tafel seiner Canones von 1534 entstanden sind. Sie sind dem siebenbürgischen Reformator, Grammatiker, Geographen und Astronomen Johannes Honterus Coronensis zuzuweisen, der sich 153l-1533 zum Druck seiner Karte von Siebenbürgen etwa anderthalb Jahre in Basel aufgehalten hat, nachdem er 1530 in Krakau eine lateinische Grammatik und einen kurzen geographischen Abriss Rudimenta cosmographica hatte drucken lassen. Auch den ursprünglichen Zweck der beiden Karten hat man zu eruieren vermocht: dank einer Notiz Conrad Gesners in seiner Bibliotheca unversalis von 1545 zu Honter, dass dieser zwei Tafeln mit Bildern der Gestirne zu einer 1535 in Basel erschienenen Aratübersetzung gemacht habe: "Tabulae duae in Aratum Sorensem (cum eiusdem versione impressae Basileae, 1535) quibus circuli coelestia, & omnes syderum imagines ob oculos ponuntur". Dieser kleine lateinische Arat-Druck ist 1535 in Basel ohne Angabe des Druckers und des Übersetzers wohl bei Cratander erschienen.

K i I 10: Exemplar aus Besitz des Basler Mathematikers Daniel Huber.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Ki I 10

Illustrationen

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Titelseite

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Vorrede des Herausgebers Hieronymus Gemusaeus an Petrus a Mornyeu, den Abt von St. Sulpitius, datiert von Basel, den 1. März 1541, 1. Seite.

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Vorrede, 2. Seite.

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Vorrede, 3. Seite.

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1cr: Illustrationen zum 'Almagest', die Gemusaeus in einem Exemplar von Simon Grynaeus gefunden hat, korrigiert von Johannes Vögelin.

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1Ar: Anfang des 'Almagest'.

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4Sr: Tafel 1 Die Sternbilder des Nordhimmels.

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5Sr: Tafel 2: Die Sternbilder des Südhimmels.

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6Sr: Tabelle zu den Sternbildern des Nordhimmels, 1. Seite (von 16).

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6Bbr: Letzte Textseite mit Kolophon.

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6Bbv: Druckermarke von Heinrich Petri.