GG 315

Neilou episkopou kai martyros Kephalaia, ē paraineseis.

Nili episcopi et martyris Capita, seu Praeceptiones de Vita pie, Christiane ac honeste exigenda, Graecolatine: A Michaele Neandro Soraviense conversae & expositae. Basel: Johannes Oporin August 1559. 4°.

Im selben Monat wie die Sammlung "heidnischer" epischer und elegischer Dichter von "Pythagoras" bis Tryphiodor für Schul- und private Lektüre, als diesen eher fremd für sich, aber gegenüber gewissen kirchlichen Kreisen wohl durchaus als schützende Ergänzung gedacht, erscheinen von Neander bei Oporin, ebenso mit Übersetzungen und Kommentar, die erbaulichen Sentenzen des - nach angesehener Staatsbeamtenstelle in Konstantinopel - Mönchs eines Sinaiklosters Neilos aus Ankyra, eines Schülers des Johannes Chrysostomos, aus dem vierten Jahrhundert. Sie haben ihm den Beinamen eines christlichen Epiktet eingetragen. Ausserdem sind von ihm über tausend Briefe erhalten geblieben. Lateinisch waren die Merksätze des Sinaiasketen zuerst 1516 in Nürnberg, von Bilibald Pirckheimer übersetzt und seiner Schwester zu St. Clara gewidmet, erschienen, im selben Jahr noch in Strassburg (hier nochmals 1519 und in neuer metrischer Übersetzung 1543) und Leipzig, 1518 auch in Basel von Pamphilus Gengenbach nachgedruckt. Die erste griechische Ausgabe ist 1540 in Kronstadt beim Reformator, Schulreformer und ersten Drucker von Siebenbürgen Johannes Honter erschienen. Danach die unsere, 1569 Neanders Text und Übersetzung in den Monumenta sanctorum patrum Orthodoxographa bei Heinrich Petri (GG 439). Diesen Druck hat Neander am Michaelstag (29. September) 1558 den Bürgermeistern und Rat der Stadt Hilpertshausen in Franken gewidmet (auffällig kürzer als sämtliche vier ihm näherstehenden "heidnischen" Hefte...). Man müsse, beginnt er, die Autoren der Jugend vorlegen, die auch die Frömmigkeit und allgemeine Lebensführung lehrten. Zu diesen gehöre mit Recht das Büchlein der Ermahnungen des Bischofs und Märtyrers Nilus mit seinen knappen Lehrsätzen. Diesen Autor habe einst der gelehrte Altertumsforscher und um die Bildung in seiner Heimat Transsylvanien überaus verdiente Johannes Honter aus Kronstadt in einer alten Bibliothek bei recht barbarischen Leuten in der benachbarten Walachei entdeckt. Er hätte gewiss noch mehr gefunden und veröffentlicht, wenn nicht ein ungerechtes Geschick ihn und den ebenso gelehrten und sprachkundigen Wagner jenem Land und dem öffentlichen Nutzen missgönnt hätte (Honter, der zwischendurch als Flüchtling in Krakau, dann auch anfangs der 1530er Jahre in Basel tätig gewesen war, ist 1549 mit 51 Jahren gestorben). Als Freunde ihm das Werk, das man, wie gesagt, Honter verdanke, aus Transsylvanien geschickt hätten, habe er es, um es der Öffentlichkeit zuzuführen, ins Lateinische übersetzt, die verderbten Stellen im griechischen Text verbessert bzw. andere Lesarten vorgeschlagen und zweisprachig synoptisch mit knappem Kommentar dargestellt. Die Widmung belohne ihre Verdienste um ihre Jugend: viele Jugendliche seien aus ihrer Stadt an höhere Schulen gelangt, mit manchen sei er so vom gemeinsamen Unterricht bei ihrem Mitbürger Heinrich Theodor, jetzt Kircheninspektor in Liegnitz in Schlesien, in seinem Sorau befreundet, von wo aus sie gemeinsam nach Wittenberg gezogen seien (Liegnitz hatte Neander - wie seinem einstigen Lehrer Theodor - 1556 seine Aristologia Pindarica gewidmet). Die Widmung gelte ihnen, ebenso Heinrich Theodor und seinen Schul- und Studienfreunden aus ihrer Stadt, die, wie er vernehme, jetzt in Schulen und Kirchen lehrten. - Neander hat dem Text des Nilus dann noch eine einseitige griechische Elegie Protreptikon an die Jugend von Hilpertshausen und eine Einführung in den Autor vorangestellt.

Ein Exemplar, 1559 von Theodor Zwinger (1533-1588) erworben, der in diesem Jahr in Padua in Medizin promoviert hat und in Basel in das Consilium der Ärzte und die medizinische Fakultät aufgenommen worden ist, später im Besitz (dann in Sammelband) von Remigius Faesch: B a Ia 18 Nr. 4; das zweite Exemplar ist mit dem Sammeldruck des selben Monats mit Gedichten von 'Pythagoras' bis Tryphiodor zusammengebunden, 1582 im Besitz des Sigismundus Kien (Kühn), dann 1655 Remigius Faeschs: B c III 184 Nr. 2

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Ba Ia 18:4 | Bc III 184

Illustrationen

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Titelseite mit Besitzervermerk von Theodor Zwinger 1559 (Expl. Ba Ia 18:4)

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Vorrede des Herausgebers Michael Neander, den Bürgermeistern und Rat der Stadt Hilpertshausen in Franken am 29. September 1558 gewidmet, 1. Seite

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Vorrede, 2. Seite

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Vorrede, 3. Seite

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Griechische Elegie an die Jugend von Hilpertshausen

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Anfang der Schrift Capita des Nilus Ancyranus, griechisch-lateinischer Paralleltext

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letzte Seite Index mit Kolophon