GG 439
Monumenta S. Patrum Orthodoxographa, hoc est Theologiae Sacrosanctae ac syncerioris fidei Doctores, numero circiter LXXXV... Authores partim Graeci, partim Latini... Basel: Officina Henricpetrina März 1569. Fol.
Im Jahre 1550 war bei Heinrich Petri das Mikropresbytikon (GG 436) erschienen: eine Sammlung von Schriften meist nicht einzeln edierter frühchristlicher Autoren, griechischer wie lateinischer, ihrer 32 auf 662 Seiten; 1555 erschienen bei ihm die Orthodoxographa (GG 437), eine ähnliche Sammlung, diese auf 1522 Seiten schon 76 Autoren umfassend; im selben Jahr erschien eine Sammlung Exempla virtutum et vitiorum aus griechischen und lateinischen heidnischen und christlichen Autoren; im Jahre 1556 folgte als Gegenstück zu den beiden "orthodoxen" frühchristlichen Sammlungen die Haereseologia (GG 438) mit fast 800 Seiten; unsere letzte dieser Sammlungen, die im Streit der Konfessionen und kirchlichen Richtungen Vermittlungen ermöglichen und erleichtern sollten, enthält Schriften von 85 frühchristlichen und mittelalterlichen Autoren auf 2450 Seiten, auch hier die griechischen Texte mit lateinischer Übersetzung. Zu zwei neuen Schriften dieser letzten Ausgabe finden sich in Basel auch noch die Druckvorlagen: zur Ekthesis Kephalaiōn parainetikōn des Diakons der Hagia Sophia Agapetos an Kaiser Justinian war es Frobens Druck von 1518 (GG 19), den Petri etwa als Zehnjähriger erhalten hatte; zu den lateinischen Texten des Tichorius Afer und des Isaacus Syrus Ninivita haben sich die handschriftlichen Vorlagen aus dem 16. Jahrhundert erhalten. Fast zwanzig Seiten umfasst die Vorrede des Herausgebers vom 1. März 1569, des damals noch als Schüler und Anhänger Simon Sulzers lutheranisch gesinnten Superintendenten zu Rötteln, 1575 dann reformierten Professors der Theologie und 1586 Antistes der Basler Kirche Johann Jacob Grynaeus (1540-1617). Die Ausgabe ist eines seiner ersten Werke. Er widmet die Sammlung nicht einem geistlichen oder weltlichen Herrn oder einer Behörde, sondern gewissermassen der Braut Jesu, der rechtgläubigen Kirche: "Sanctae Iesu Christi sponsae, Ecclesiae orthodoxae, in toto terrarum orbe dispersae"; in ihrem Kampf gegen die Mächte dieser Welt betet er für einen guten Ausgang. Unter ihrer Obhut - wie sonst unter der des persönlichen Widmungsempfängers - komme das riesige Werk ans Licht. Zu ihrer Herde hätten die Autoren gehört, die meisten dem Neuen Testament gedient. Mit beiden Händen solle sie (bei dem Gewicht des Folianten schon nötig) das theologische Geschenk entgegennehmen, das, von ihr einst ausgegangen, nun zu ihr zurückkomme. Der Vorrede des Grynaeus folgt u.a. ein hexametrisches griechisches Gedicht des Tübinger Philologen Martin Crusius, den Grynaeus von seinem Tübinger Studium 1563/64 her kennen dürfte, in lateinische Verse übersetzt von Erhard Cellius. Der Foliant hat sodann auch die weltliche Widmung erhalten. Der bedeutende Schulmann seiner Zeit Georg Fabricius, dazumal seit 23 Jahren Rektor des Gymnasiums zu St. Afra in Meissen, hat sie, datiert vom 15. März 1569, an seinen Herrn in Meissen Johann Haubitz gerichtet, aus dessen Bibliothek Texte hier verwendet werden durften, die gewiss Fabricius vermittelt hat. Johann Haubitz habe so zu diesem Thesaurus beigetragen, der durch die Arbeit hochgelehrter Männer, des ruhmvollen Heinrich Petri und durch gewisse Mithilfe seinerseits nun vollständiger und schöner erscheine.
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Bibliothekskatalog IDS
Signatur: FK III 11