GG 333

Claudii Galeni Pergameni, secundum Hippocratem medicorum facile principis, de usu partium corporis humani libri XVII, magna cura ad exemplaris graeci veritatem castigati, universo hominum generi apprime necessarij. Nicolao Regio Calabro interprete. Eiusdem De diebus decretorijs libri III. De morborum temporibus lib. unus. De generalibus morborum temporibus lib. unus Incerto interprete. De purgantium medicaminum facultate. De his quos purgare oporteat, quibusque medicamentis, & quo tempore. De Ptisana. Interprete Ioanne Pollto. De renum affectus dignotione & medicatione. Christophoro Heyl Vviszbadensi interprete. Basel: Andreas Cratander und Johannes Bebel 1. März 1533. Fol.

Weitere Schriften Galens in lateinischen Übersetzungen erscheinen hier zur Fastenmesse 1533 bei Cratander in Gemeinschaft mit Johannes Bebel. Als weitaus umfangreichste und auch im Titel herausgehoben die Schrift über die Teile des menschlichen Körpers in der Übersetzung des Nicolaus de Deoprepio aus Reggio di Calabria (um 1280 - um 1350). Er war Leibarzt König Roberts von Sizilien in Neapel und hat zahlreiche medizinische Schriften, vor allem Galens und des Hippokrates, aus dem Griechischen ins Latein übersetzt, nach Handschriften, die König Robert von Kaiser Andronikos III. von Byzanz sich erbeten und erhalten hatte. Diese Übersetzung war 1528 in Paris bei Simon de Colines erschienen. Die Gruppe der drei in unserem Druck folgenden Schriften über kritische Daten und Momente war 1529 ebenfalls bei Simon de Colines in dieser Zusammenstellung erschienen, ohne Angabe oder auch nur Hinweis auf einen Übersetzer, so dass Cratander und Bebel diesen als unbekannt angeben; es dürfte, wie ein Druck von 1550 zeigen soll und wie es auch naheliegt, Johannes Guinterius von Andernach gewesen sein. Die dritte Gruppe dreier kleinerer Schriften behandelt Reinigungs- und Abführmittel und den hiermit zusammenhängen Gerstentrank; sie ist mit der medizinisch-fachlichen, vor allem editionstechnischen Vorrede des Übersetzers Johannes Polltus (Politus, wie in der Basler Ausgabe von 1542 zu lesen ist? [GG 342]) an den Leser zusammen abgedruckt, möglicherweise als Erstdruck, denn ein früherer Druck dieser drei Schriften konnte, wie auch eine andere Übersetzung des Polltus/Politus, nicht nachgewiesen werden; das Fehlen eines Datums in einer Vorrede deutet zwar oft auf einen Nachdruck hin, doch könnte Polltus/Politus auch der Betreuer der ganzen Ausgabe gewesen sein. Schliesslich eine Übersetzung der Schrift über Nierenleiden vom Wiesbadener Arzt Christoph Heyl, die unter seinem gräzisierten Namen Soter 1530 in Mainz erschienen war. Die Drucker haben dieser nützlichen Sammlung weiterer Schriften Galens in der Verfolgung des Vorhabens Cratanders, im Laufe der Jahre alle ihm in Übersetzung greifbaren Schriften Galens in Sammlungen zur Verfügung zu stellen, eine anonyme kurze Vorrede an den Leser vorangestellt, immerhin auch diese undatiert: Eine ungeheure Last habe er sich aufgeladen (welche Formulierung in der Einzahl auf Cratander oder einen dritten als Betreuer, eben Polltus/Politus hinweist), dieses herrliche Werk von seinen Fehlern zu reinigen und wiederherzustellen. Die Arbeit erschwere die mangelnde Gewöhnung an die griechische Lektüre Galens, der erst vor kurzem, vielerorts verderbt, hergelangt sei (der Erstdruck von Venedig 1525, der dann, u.a. wieder durch Cratander, zur Basler Ausgabe von 1538 geführt hat [GG 337]), die geringen Kenntnisse in Anatomie, die Unverständlichkeit und der Umfang des Werkes, die Eile der Ausgabe. So viel wie an einem Tag gedruckt würde, habe er täglich mit der griechischen Vorlage (cum exemplari graeco: der Aldina) vergleichen, korrigieren und glätten müssen. Diese Arbeit würde auch dem Gelehrtesten und Geübtesten, wenn nicht schon durch die Schwierigkeit der Sprache, so durch den Überdruss am endlosen Werk zur Last. Der Leser möge ihm darum Fehler verzeihen und sich über das Werk freuen, ausser er könne selber etwas Korrekteres bieten. Wenn ihn sein Wiederbeackern des Werkes nicht zur Lektüre einlade, möge dies das Ansehen Galens und das Gewicht des Werkes tun. Das Ansehen aller Schriften Galens bei den Griechen, Arabern und Lateinern brauche er nicht zu belegen. Galens Aufwand für dieses spezielle Werk (das Hauptwerk des Druckes) zu beschreiben, wäre eine endlose Aufgabe: die geschickten Sektionen und die exakten Beschreibungen aller Körperteile. Doch dieses Werk sei zum riesigen Schaden der Menschheit bisher voller Fehler und Verderbtheiten wie unter Staub verborgen gewesen, von wenigen gelesen, von kaum jemand verstanden. Wo doch Selbsterkenntnis, d.h. Kenntnis von Körper, Geist und eines gewissen göttlichen Waltens sowie von deren Einklang jeden Menschen angehe, da er durch sie das Wirken des Demiurgen, des Schöpfers spüre. Ohne diese Kenntnisse erkenne er sich nicht als Mensch und unterscheide sich kaum vom Tier, von einem Standbild oder einem Gemälde. Daher sei dieses Werk bisher auch von den Ärzten vermisst worden (es diene der Bewahrung und Wiedergewinnung der Gesundheit), das nicht weniger wichtig als Wasser und Luft sei (eine Anspielung auf die bekanntere Schrift des Hippokrates?). Ohne zu wissen, was mit Gesundheit, was mit Krankheit gemeint sei, könne keiner die eine bewahren, die andere vertreiben. Dieses Werk zeige, wie die Gesundheit aus einer Symmetrie der vier Eigenschaften, aus Mass und Einheit bestehe. Deren Einzelheiten müsse man kennen. Weitere Hinweise finde der Leser im letzten Buch. Worauf der Drucker-Herausgeber editorische Hinweise zur Lektüre gibt: wo der Text der alten Ausgabe (in der Übersetzung) von der griechischen (exemplar graecum: die Aldina) abweiche, habe er, wo dieses nötig oder zumindest nicht unnütz geschienen habe, es in zwei Klammern [ ] beschlossen bewahrt. Ausserdem habe er die griechischen Begriffe am Rand überall beigefügt, wo die Lesarten von einander abgewichen seien und keine eindeutig falsch sei. Wo er etwas gar kühn umgestellt oder ohne Gewissheit übersetzt habe oder eine Bedeutung auffällig, eine lateinische Formulierung zweideutig, die griechische eindeutig gewesen sei, da habe er das allgemein verwendete Zeichen † gesetzt und die griechische Lesart beigefügt, wie etwa bei os - stoma. - Während die von den nachgedruckten Übersetzungen abweichenden griechischen Lesarten zu der Hauptschrift durchwegs mit † am Rand angegeben sind, finden sie sich zu den drei Büchern De diebus decretoriis meistenteils in Nachschriften; zu allen übrigen Schriften finden sich keine. Anderseits haben die drei Übersetzungen des Polltus/Politus als einzige Marginalien, die auf parallele Stellen bei Galen und Hippokrates hinweisen, die Übersetzung Heyls Inhaltshinweise, die übrigen Schriften nichts.

Das Basler Exemplar L e II 14 Nr. 2 stammt, zusammengebunden mit Cratanders Galendruck von 1531, aus dem Besitz des Jan Ssreta Schotnovsky v. Zavorzicz aus Böhmen von 1620; dieser hatte sich 1619 in Basel als Student der Medizin immatrikuliert, hat hier 1622/23 in Medizin promoviert, ältere medizinische Literatur aus seiner Praxis heraus wieder herausgegeben und ist 1627 Gymnasiarch geworden. Ausser seinem Namenseintrag weisen auf ihn sein Motto hin: S. M. C. = Spes Mea Christus; beide Drucke enthalten zahlreiche Randnotizen und -skizzen von Ssreta (lat. Screta).

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: Le II 14:2

Illustrationen

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1alphav: Anonym verfasste Vorrede an den Leser.

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1ar: Anfang der ersten und umfangreichtsten in diesem Band abgedruckten Schrift Galens, De usu partium corporis humani.

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4fr: Textseite aus der Schrift Galens De usu partium corporis humani mit zahlreichen Randnotizen und -skizzen des Vorbesitzers Johannes Screta (Jan Ssreta Schotnovsky v. Zavorzicz) von 1620

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9Kv: Kolophon

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8Kv: Druckermarke von Bebel