GG 390

Tomus Primus Operum Ioannis Chrysostomi Constantinopolitani, Homilias complectens LXXXIX in Matthaeum... Juni 1522
Tomus secundus continet... Commentarium in Ioannis Evangelia... Mai 1522
Tomus tertius continet... De laudibus Pauli Homilias VIII... März 1522
Tomus quartus... habet Homilias LXXX ad populum Antiochenum potissimum habitas Dezember 1521
Tomus quintus... continens Homilias XLV... Praeterea accesserunt De incomprehensibili dei natura, contra Anomaeos, Homiliae V. Theodoro Gaza Thessalonicensi interprete. Ad Theodorum lapsum Paraenesis prior. De eo quod dixit Apostolus: Utinam tolerassetis paululum quiddam insipientiae meae, Homilia, Guolphango Fabritio Capitone interprete. In dictum Apostoli ad Corinthios: Cum subiecta fuerint illi omnia, tunc & filius ipse subiicietur ei, Homilia. In dictum Apostoli: Oportet haereses esse &c. Homilia. Ioanne Oecolampadio interprete. August 1522
Index in quinque Tomos operum divi Ioannis Chrysostomi, multorum scitu dignorum accessione auctus, & in unum tandem redactus. Eiusdem vita obiter ex Suida, atque alijs Ecclesiasticis scriptoribus apposita. Praeterea quantum nostrae editioni iam accesserit, ultra omnes hactenus visas, in Tomo quinto clare comperies. Basel: Andreas Cratander (28. August) 1522. Fol.

Während die erste griechische Gesamtausgabe der Schriften des Johannes Chrysostomus erst 1609-1633 in der Königlichen Druckerei bei Claude Morel, Antoine Estienne und Sébastien Cramoisy in Paris erschien, war die erste Gesamtausgabe lateinischer Ãœbersetzungen schon 1503 in Venedig bei Bernardino Stagnino in Gemeinchaft mit Gregorio de' Gregorii erschienen, Nachdrucke davon 1504 in Basel bei Jacob Wolff von Pforzheim für den Buchführer und Verleger Wolfgang Lachner, den späteren Schwiegervater Johannes Frobens, und 1517 bei Johannes Froben. Die hier vorliegende vierte lateinische Gesamtausgabe, bei Andreas Cratander, ist zum grössten Teil, inklusive biographischer Anhang, ebenso natürlich wieder ein Nachdruck, derjenigen Frobens; doch hat Cratander einerseits den Index - sehr benützerfreundlich - nun kumuliert (worauf er in dessen Titel hinweist) und anderseits sich darum bemüht, die Ausgabe durch neu erschienene Ãœbersetzungen zu vermehren: durch fünf von Theodorus Gaza übersetzte Homilien, zwei Homilien in Ãœbersetzungen von Johannes Oecolampad, die während dessen Zeit von April bis November 1522 als Hofkaplan Franz von Sickingens auf der Ebernburg gerade im März und April bei Johann Schöffer in Mainz erschienen waren, und durch eine Paraenesis, eine Aufmunterungsrede und eine Homilie in Ãœbersetzungen Wolfgang Fabricius Capitos, die im November 1519 bei Johannes Froben (GG 389) bzw. im Oktober 1519 bei Cratander selber (GG 388) erschienen waren. Sie finden sich, wie in solchen Fällen üblich, am Ende des letzten, des fünften Textbandes vereint, worauf auf dessen Titelseite und nochmals auf der zum natürlich zuletzt erschienenen Indexband auch gebührend hingewiesen wird. Cratander hat sich aber noch um mehr Ãœbersetzungen bemüht, wie uns ein Brief von der Frankfurter Messe vom 20. September1521 an Capito ins nahe Mainz zeigt, der in einer Sammlung von Briefen an Capito aus dem Basler Kirchenarchiv erhalten ist (Ki. Ar. Mscr. 25a Nr. 48). Capito (Köpfel, Hagenau um 1478- Strassburg 1541) war nach anderweitigen Studien 1513 nach Basel gekommen, arbeitete hier bei Froben, wurde 1515 Münsterprediger, 1517 Rektor der Universität, übernahm aber im April 1520 das Dompredigeramt in Mainz, wo er bald auch Leiter der erzbischöflichen Kanzlei wurde; 1523 dann schloss er sich der Reformation an und zog nach Strassburg. Cratander schreibt ihm u.a., dass seine Offizin voller Gelehrter sei, da er gerade den Dichter und Griechischkenner Ursinus Velius und den begabten jungen Conradus Gulielmus beherberge (der schlesische Dichter, Humanist und spätere Wiener Reformationsgegner Caspar Bernhardi hatte sich am 1. August 1521 an der Universität immatrikuliert als doctor Gaspar Ursinus Velius, poeta, orator, canonicus Vratislaviensis; er hatte zuvor in Wien Griechisch gelehrt und war offenbar vor der Pest geflohen; von Freiburg aus, wohin er sich zu Anfang 1522 begab, blieb er mit Bonifacius Amerbach in Briefwechsel), von seinen Kontakten an der Messe u.a. mit Johann Koberger und Franz Birckman, vom Plan einer gegenüber den vorangehenden vermehrten Chrysostomusausgabe und bittet ihn schliesslich, falls er Druckenswertes über die vorangehende Ausgabe hinaus habe (womit sowohl Frobens Gesamtausgabe wie Cratanders Druck der Einzelübersetzung Capitos gemeint sein kann, was in diesem Fall aber auch auf das selbe herauskommt), ihm dies zu senden, da er das Werk mit seiner, Capitos, Vorrede herausbringen wolle. Sein Valentinus - Valentin Curio, den Capito von Hagenau oder von Strassburg her kennen dürfte, und der im September 1521 noch bei Cratander tätig ist - wünsche ihm alles Gute. Offenbar hatte Capito keine Chrysostomusübersetzung mehr im Vorrat; die Mainzer Tätigkeit dürfte ihm keine Zeit zu Ãœbersetzungen gelassen haben. Oecolampad ist erst im November 1522 zu Cratander gekommen.

Dem Indexband hat Cratander ein Vorwort an den Leser wahrhaftiger und wesentlicher Theologie vorangestellt: in diesem weist er darauf hin, dass hier der klügste der rechtgläubigen Theologen um vieles reiner, schöner und reichhaltiger als bisher, an um die sechshundert Stellen verbessert erscheine; er brauche ihn nur mit den bisherigen Ausgaben zu vergleichen. Er habe in vielen Klosterbibliotheken etwas ältere Vorlagen (exempla - hier also Handschriften) zusammengesucht (sehr alte oder griechische - Hellenica - oder bessere habe es nicht gehabt), im Wissen, dass er auch diesen hervorragenden Autor durch die Abschreiber nicht weniger fehlerhaft vorfinden werde als die andern. Willens der Gelehrtenwelt (reipublicae literariae), im besondern den Theologen zu nützen, den Text so gut wie möglich zu heilen, indem er ihn von unzähligen Fehlern befreit habe. Er sei noch nicht (das gestehe er) von allen Fehlern geheilt; das könne auch vom besten Kenner beider Sprachen und vom scharfsinnigsten Geist nicht ohne griechischen Archetyp geleistet werden. Er glaube, von einem unvoreingenommenen Leser einigen Dank zu ernten, zumal in grossen Dingen schon der Wille etwas wert sei (mit dem Zitat des griechischen Sprichworts). Er habe die bisher auf die einzelnen Bände verteilten Indices in einen einzigen zusammengezogen und um viele Stellen (natürlich auch die der neuen Texte) erweitert. Empfehlen würde sich der Autor durch seine vielen Bände selber genügend; aber wenn einer der alten Interpreten, dann habe gewiss dieser Goldmund in seinen Auslegungen der Schrift die christliche Wahrheit gründlich erforscht. Wenn der Leser ihn somit reinen Sinnes und mit freigebiger Hand zu sich nehme und dank seiner Arbeit täglich Fortschritte mache, werde Cratander (in der dritten Person!) sich nie durch hohe Kosten und grosse Arbeit - die dieser Beruf verlange - davon abschrecken lassen, bis zum Lebensende für seinen Vorteil zu sorgen. Weiter habe er ihn darauf hinweisen wollen, dass die am Ende des Index verzeichneten Fehler nicht durch seine Schuld, sondern, wie man sehen könne, durch die der Vorlage (exemplaris) entstanden seien. Etwas zu spät habe er eine ältere Handschrift erhalten, mit dem schon gedruckten Text der andern verglichen und die wenigen Stellen um seinenwillen aufgeführt (es handelt sich, wie diese Errataliste zeigt, fast ausschliesslich um Stellen aus Band 5, dazu ganz wenige aus Band 4).

Für die Titel hat Cratander u.a. seine Hercules Gallicus-Einfassung von Hans Franck von1519 in Band 4, im Indexband, der auch ein vollständiges Impressum erhalten hat, seine Cebestafel-Einfassung von 1521, wohl von Hans Herbst, geschnitten von Hans Herman (signiert Herman und HH), verwendet.

F J VI 20: T. 2 und Index Neuerwerbung 1958 (Vorbesitzer Kloster St. Peter im Schwarzwald), T. 3-5 Neuerwerbung 1935 (Vorbesitzer ein Johan Hohenstein 1601 und ein Henricus Dungscherus 1621), T. 1 nicht vorhanden.

Bibliothekskatalog IDS

Signatur: FJ VI 20:2 | FJ VI 20:3-5

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Titelseite des Indexbandes

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Vorrede des Druckers Cratander an "den Leser wahrhaftiger und wesentlicher Theologie"

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Kolophon; oberhalb Widmung von Petrus Barrocius an den Übersetzer Bernardus Brixianus

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